Strategien


IT-Governance

Glasklare Führung

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Dass IT-Governance mehr als ein Modewort ist, zeigen Unternehmen wie Post, Schenker, Audi und andere. Nötig sind dafür klare Verantwortlichkeiten, von allen akzeptierte Ziele und feste Arbeitsstrukturen. Ohne einen Bewusstseinswandel der Mitarbeiter ist das nicht zu schaffen.

Manfred Schuster schaut aus seinem Fenster im Bonner Post-Tower. Anfang des Jahres hat der CIO sein Domizil im 14. Stock des höchsten Bürogebäudes in Nordrhein-Westfalen bezogen. Völlig unerwartet fahren der Sonnenschutz hoch und das Fenster auf. Ein Computer regelt hier, wer wann aus dem Fenster guckt oder Frischluft bekommt. Abgesehen davon hat der CIO der Deutschen Post World Net (DPWN) alles fest im Griff. Denn für sämtliche Beschlüsse der Post-IT hat Schuster einfache und nachvollziehbare Wege eingeführt: "Wir haben einen Abstimmungsmodus für alle Entscheidungen geschaffen, sodass wir mit erheblich mehr Klarheit als zuvor in die Units rausgehen können."

Der Post-CIO beschreibt damit den Traum aller Manager, die sich mit IT-Governance beschäftigen. CEOs lieben das Wort, von dem sie sich eine straffere FührungFührung und Spareffekte erhoffen. "Mit einer guten IT-Governance sichern Unternehmen Synergien, die sich durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien ergeben", erklärt Michael Maicher von Deloitte Consulting. In einer Studie zum Thema weist die Unternehmensberatung jedoch darauf hin, dass es kein "Organisationsstrukturoptimum" als Patentrezept gibt: "Immer müssen die Verantwortlichen die Historie, gegenwärtige Situation und zukünftige Ausrichtung der Unternehmen und Geschäftsbereiche berücksichtigen." Alles zu Führung auf CIO.de

IT-Regierung bestimmt: Wer tut was wie?

Bereits 2002 haben Berater von Gartner in einer Untersuchung mit mehr als 250 CIOs einen Zusammenhang zwischen einer klaren Governance und einer effektiven IT nachgewiesen. Im Abschlussbericht steht, wie sich CIOs dem englischen Blähwort nähern können, wenn von ihnen eine neue "IT-Regierung" gefordert wird: "IT-Governance umfasst die Autorität, Entscheidungen zu treffen, und bestimmt Verantwortlichkeiten für die IT-Organisation", definiert die Gartner Group und unterscheidet dabei nach den Merkmalen Rollen (wer), Domäne (was) und Strukturen/Prozesse (wie).

Bei der Deutschen Post World Net ist das Wer geklärt. Seit Oktober 2001 gibt es ein IT-Board, das sich alle zwei Monate trifft. In dieser obersten Governance-Instanz sind zehn Top-Manager der DPWN vertreten, darunter der IT-Vorstand Frank Appel, der "Leiter des Konzerninformationsmanagements", wie Schuster offiziell betitelt ist, und die CIOs der Business Units Brief, Express, FinanzenFinanzen und Logistik. "Mit dem IT-Board haben wir uns ein Gremium geschaffen, in dem alle Töchter der weltweiten Post vertreten sind, und das die nötigen Entscheidungen konzernweit verabschiedet", betont Schuster. Sein IT-Board ist somit verhältnismäßig groß und prominent besetzt. "Je nach Unternehmenssituation variieren IT-Gremien ihre Besetzung, ihre Aufgaben und ihren Entscheidungsspielraum", sagt Deloitte-Berater Maicher. Für alle Hierarchieebenen empfiehlt er, nie mehr als zehn Entscheider in IT-Management-Board, Steering Committee, IT-Council oder Leitungsausschuss aufzunehmen. Produktivität und Entscheidungsgeschwindigkeit sänken oberhalb dieser Zahl zu schnell, jedenfalls wenn die zu treffenden Entscheidungen nicht an anderer Stelle bereits vordiskutiert würden. Top-Firmen der Branche Finanzen

Zur Startseite