Kritik an Strategie

Software AG: Analysten über den Vorstandsumbau

Thomas Pelkmann ist freier Journalist in München.

Ein Lob kann auch eine schwere Last sein, wenn nicht für Kürpick, dann doch für seinen Nachfolger. Der heißt Wolfram Jost und war früher bei IDS Scheer in ähnlicher Position tätig. Ob ihm die großen Schuhe passen, die Kürpick hinterlassen hat, daran zweifeln beide Analysten. "Das ist für ihn zweifellos eine riesige Herausforderung", meint etwa Rüdiger Spies. "Es ist fraglich, ob er da ohne blaue Flecken durch kommt."

Stefan Ried weist darauf hin, dass Jost bisher ein wesentlich kleineres Portfolio verantwortet hat: "Im ersten Quartal 2009 - vor der Akquise - hatte die Software AG unter Kürpicks Verantwortung einen Produktumsatz von rund 122 Millionen Euro, bei IDS Scheer unter Josts Verantwortung nur 17 Millionen mit den ARIS-Produkten. Und die SAG wächst in diesem Bereich wesentlich schneller als IDS, so dass sich diese Differenz eher noch vergrößert hat." Zwar bringe Jost durchaus einen guten Background aus der Welt mit, aus der er kommt. Ried hält Kürpick mit seiner breiten Erfahrung etwa aus alten SAP-Zeiten dennoch für die bessere Wahl. Aber das ist ja nun Vergangenheit.

Positiv bewertet Ried, dass Jost als Produktverantwortlicher auch im verkleinerten Vorstand vertreten ist. Das sei durchaus als eine Art von Commitment des Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Streibich zu werten. Der setze mit dieser Berufung ein Zeichen für die weitere Integration von IDS Scheer, meint Ried. "Er hätte die Software AG auch als Financial Holding mehrerer Unternehmen organisieren können", so der Forrester-Analyst. "Wenn das passiert wäre, hätte ich den SAG-Kunden empfohlen, sich künftig nach besser integrierten Lösungen umzuschauen". Aber das war dann doch nicht nötig.

Kunden und Systemintegratoren erwarten schnelle Antworten

In diese, von den Analysten als richtig bewertete Richtung erwartet Ried nun vom neuen Vorstand und insbesondere von Jost rasche Initiativen: "Mich als Analyst beunruhigt, dass ich noch keinen konkreten Integrationsplan gesehen habe, wie eine ARIS von IDS Scheer und die Webmethods-Produktlinie der SAG in Zukunft zusammenarbeiten sollen. Die Kunden und Systemintegratoren erwarten hier schnelle Antworten", drängt Ried auf rasche Ergebnisse.

Neben seiner Forderung nach einem transparenten und realistischen Integrationsplan fordert Ried auch eine Rückbesinnung auf das eigentlich erfolgreiche Mainframe-Business der Software AG. "Die Wachstumszahlen dümpeln vor sich hin. Der Bereich ist in diesem Quartal erstmals schwächer, als die Webmethods-Linie", so Ried. "Dennoch stellt eine Vitualisierung des Maninframe-Business eine große Wachstumschance für die Software AG dar."

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