IT-Finanzierung

Sprießende IT-Banken

02.05.2005
Immer mehr Anbieter wie IBM, HP oder Arxes leihen ihren Kunden Geld für IT-Projekte. Mit ihren Konzepten booten sie herkömmliche Banken aus, denn sie kennen das IT-Projektgeschäft besser.

Barzahlen ist megaout: Zu fast jeder IT-Investition von Unternehmen gehört heute eine Finanzierung, und das gilt für Mittelständler und Großunternehmen in gleichem Maße. Dies allerdings aus unterschiedlichen Gründen: Kleine Firmen brauchen ihre Liquidität, um die laufenden Betriebskosten wie Gehälter und Miete zu bezahlen. Die Großen dagegen haben in der Regel ausreichend flüssige Mittel, müssen aber unbedingt saubere, hübsch aussehende Bilanzen präsentieren.

Leasing-Verträge etwa sind hilfreich, weil die entsprechende Anschaffung nicht auf der Aktiva-Seite auftaucht. "Außerdem können CIOs dadurch intern auch besser für eine geplante Investition werben", so Susanne Hamm, Vorstand Personal und FinanzenFinanzen bei der Profi AG. "Zu sagen, die Leasingrate beträgt 20 000 Euro im Monat, hört sich natürlich besser an als der Satz: Ich brauche 1,2 Millionen."

Die Darmstädter Profi AG ist einer der größten IBM-Vertriebspartner in Deutschland. Nach Ansicht von Vorstand Hamm kämen viele Deals gar nicht erst zustande, wenn "Big Blue" neben der Rolle des Herstellers nicht auch die des Financiers übernehmen würde. "Eine normale Bank versteht in der Regel das Projektgeschäft gar nicht." Diese Erfahrung hat auch Markus Huber-Graul, Senior Consultant bei der Meta Group, gemacht. "Die Anbieter können bei größeren Projekten das Risiko sehr gut beurteilen. Normale Kreditinstitute sind dazu nicht in der Lage, weil sie keine Abteilung für Technologie-Research haben. Deshalb sind sie an der Finanzierung komplexer IT-Projekte oft auch gar nicht interessiert." Top-Firmen der Branche Finanzen

Um diese Lücke zu schließen, war IBMIBM schon 1982 ins Geldverleih-Geschäft eingestiegen. Und weil in Deutschland jeder eine Banklizenz braucht, der außer Leasing-Verträgen auch Darlehen anbieten will, entstand die IBM Deutschland Kreditbank GmbH, die inzwischen etwa 35 Prozent des IBM-Umsatzes finanziert. Auch andere große IT-Anbieter wie Sun, MicrosoftMicrosoft oder Sage verleihen mittlerweile selber das Geld, mit dem ihre Kunden bei ihnen einkaufen. Und für die Anwender bietet es Vorteile: Der Anbieter setzt etwa beim Leasing die Restwerte relativ hoch an, weil er über etablierte Kanäle verfügt, über die er die Technik nach Ende der Laufzeit verkauft. Die Hausbank dagegen könnte mit den Altgeräten nichts anfangen und müsste die Raten höher ansetzen. Unabhängige Leasing- und Mietspezialisten kalkulieren zwar wie die Hersteller mit entsprechenden Restwerten. Nach Ansicht von Elke Reichart, Director HPHP Financial Services, gehen die Kunden allerdings ein Risiko ein, wenn der Lieferant von Hard- oder Software und der Leasing-Partner zwei unterschiedliche Firmen sind: "Ist der Vertrag fertig und unterschrieben, dann will die Leasing-Firma oft auch dann sofort die erste Rate sehen, wenn der Hersteller wegen irgendwelcher Schwierigkeiten noch gar nichts geliefert hat." Alles zu HP auf CIO.de Alles zu IBM auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de

Das Druckmittel: erst zahlen, wenn es läuft

Hat der Hersteller finanziert, hält der Anwender dagegen ein wirkungsvolles Druckmittel in der Hand. "In der Regel sagen die Kunden: Wir zahlen erst, wenn alles läuft, so Hamm. Dieses Ansinnen könnte den Vertriebspartnern der Hersteller massive Probleme bereiten, räumt die Profi-Chefin ein. "Zwar vereinbaren wir in der Regel mit IBM ein Zahlungsziel von 45 Tagen, aber viele ProjekteProjekte laufen ein halbes Jahr." Damit der Partner nicht ruiniert wird, stundet ihm die IBM-Bank die Rechnung für gelieferte Hard- und Software entweder über 45 Tage hinaus oder gewährt ein normales Darlehen. Ob die Kosten des Kredits hinterher auf den Endkunden abgewälzt werden, darüber macht sich Joachim Ewald keine Gedanken. "Ich will meine Zinsen; wer mir die bezahlt, ist zweitrangig", so der Geschäftsführer der IBM Deutschland Kreditbank GmbH. Nach Angaben von Ewald ist seine Bank der profitabelste Bereich im Konzern: "Wir repräsentieren drei Prozent des Umsatzes von IBM, aber zwölf Prozent des Gewinns." Dennoch habe die IBM-Bank vorrangig den Zweck, den Absatz der Big-Blue-Produkte anzukurbeln: "Wir gehen raus, um Kunden zu fangen." Alles zu Projekte auf CIO.de

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