Das ausgebremste Autoland

Wo Deutschlands Automobilindustrie jetzt steht

12.05.2020
Als gäbe es nicht schon genug zu tun: Die Autoindustrie steckt im größten Wandel seit Jahrzehnten, obendrein nun der Corona-Neustart.
Das Volkswagen-Stammwerk in Wolfsburg produziert wieder Autos. Aber die Normalität ist längst noch nicht angekommen.
Das Volkswagen-Stammwerk in Wolfsburg produziert wieder Autos. Aber die Normalität ist längst noch nicht angekommen.
Foto: Yasnee - shutterstock.com

Die "neue Normalität" nimmt in der größten Fabrik der Welt langsam Gestalt an. Doch kann man das alles überhaupt "normal" nennen? Das VW-Stammwerk in Wolfsburg ist wieder am Netz - und vieles ist nicht mehr so wie vorher. Es ruckele noch an einigen Stellen, auch bei den Händlern und Zulieferern von Stahl oder anderen Rohstoffen, sagte Konzernchef Herbert Diess jüngst beim Hochlauf.

Überall auf dem riesigen Gelände am Mittellandkanal mahnen Plakate zu Vor- und Umsicht im Corona-Neustart. Die Grundstimmung: angespannter Optimismus. Das offizielle Ziel: aufholen, zurück zum Leben vor dem Shutdown. Behutsam, aber so schnell wie möglich. Ob die Kernbranche einfach auf ein Weiter-so hoffen kann, steht jedoch in den Sternen.

Denn die AutoweltAutowelt könnte bald eine andere sein. In Teilen ist sie es schon. Ökonomen rechnen mit einer tiefen Rezession in Deutschland. Verbraucher - oft ebenso verunsichert wie Mitarbeiter und Manager von Herstellern und Zulieferern - scheuen die Ausgaben für größere Anschaffungen. Selbst wenn sie es sich eigentlich leisten könnten, wie manche Umfragen zeigen. Und selbst wenn die Unternehmen wieder Tritt fassen, schwebt über der zwangsweisen Entschleunigung die Frage, ob nicht der Moment für ein prinzipielles Umlenken da ist. Top-Firmen der Branche Automobil

Zwischen Öko-Wende und veränderter Arbeitswelt

Das Problem nur: Die CO2-Regeln sollen verschärft werden, während nun erst einmal das Massengeschäft zurückkehren muss. Wie kann das gehen?

Einzig mit einem entschlossenen Jetzt-erst-recht, glauben Befürworter einer raschen Öko-Wende wie der Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Gehrs. "Wenn die Bundesregierung mitten im fundamentalsten Branchenumbruch der Automobilgeschichte alte Antriebe fördert, verwechselt sie Gaspedal mit Bremse", sagt er. Die Not strikterer Emissionsvorgaben müssten die Anbieter jetzt zur Tugend machen. Eine neue Förderdebatte ist in vollem Gange. Gibt es weitere Kaufprämien? Falls ja, werden sie an Kriterien der Nachhaltigkeit und an weniger Klimabelastung gekoppelt? Berlin will bis Anfang Juni entscheiden.

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