Work Life Balance

Der tägliche Balance-Akt

Immer öfter schickte er Mitarbeiter zu den Besprechungen und nahm nur externe Meetings wahr, wenn die Perspektive da ist, "mit etwas Neuem im Koffer wiederzukommen". "Kollegen, die von sieben Uhr morgens bis 21 Uhr abends arbeiteten und stolz darauf waren, sind sehr selten wirklich erfolgreich gewesen", so Buchkremer, der sich auch seine Manager in der nächsten Ebene so ausgesucht hat, dass bei Ihnen Privatleben und GesundheitGesundheit wichtig war. Top-Firmen der Branche Gesundheit

Einen besonderen Druck muss ebendieses mittlere Management aushalten, meint Kienbaum-Berater Mollbach. "Diese Manager leiden unter dem größten psychischen Druck", sagt er, denn dort treffen die Erwartungen des Top-Managements und der Mitarbeiter zusammen. Es gibt oft keinerlei Einbindung von Führungskräften des mittleren Managements in Entscheidungsprozesse. "Nicht die Arbeitsbelastung sorgt hier für Stress im Management, sondern das Gefühl von Ohnmacht und Kontrolllosigkeit", konstatiert Mollbach. "Diese Manager müssen nicht selten Dinge vertreten, die sie gar nicht entschieden haben und hinter denen sie aufgrund der Realitätsferne der Entscheidungen auch gar nicht stehen können." Gerade durch die Zentralisierung von Prozessen gab es in den zurückliegenden Jahren viele Top-down-Entscheidungen bis hinein ins Tagesgeschäft: "Fähigkeiten und Kompetenzen der hierarchisch weiter unten angesiedelten Manager waren wenig gefragt."

CIO ohne Entscheidungskompetenz

Rüdiger Buchkremer, Professor Hochschule für Technik und Wirtschaft, Chur (Schweiz): "Kollegen, die von sieben Uhr morgens bis 21 Uhr abends arbeiten und stolz darauf waren, sind sehr selten wirklich erfolgreich gewesen."
Rüdiger Buchkremer, Professor Hochschule für Technik und Wirtschaft, Chur (Schweiz): "Kollegen, die von sieben Uhr morgens bis 21 Uhr abends arbeiten und stolz darauf waren, sind sehr selten wirklich erfolgreich gewesen."

Eine ähnliche Erfahrung hat auch Claude Roeltgen gemacht, der jahrelang als CIO von Credit Suisse in Luxemburg tätig war. Als der Mutterkonzern der Landesgesellschaft dann den Konzern umstrukturierte und eine Matrixstruktur schuf, sah sich Roeltgen plötzlich vor der Situation, strategische Entscheidungen aus dem Head Office in der Schweiz lediglich entgegennehmen, aber nicht mehr beeinflussen zu können. Eine Situation, die Roeltgen dazu nutzte, die Bank zu verlassen und bei der Luxemburger Tochter der Bayerischen Landesbank anzuheuern, der LBLux. "Das ist so, als wenn Sie Trainer einer Fußballmannschaft sind und der Vorstand entscheidet, wer aufgestellt wird", sagt Roeltgen, der jetzt die Freiheit in der Entscheidung neu genießt.

Nicht nur, wenn Thomas Engel auf seiner Harley sitzt, genießt der Ehemalige von Kühne + Nagel heute seine neue Freiheit: "Ich habe mit ein paar guten Freunden eine Firma gegründet", sagt der 54-jährige Engel. Gut hat er noch die Zeit bei Kühne + Nagel in Erinnerung: von Kunden geforderte Lieferzeiten, Vorsprung managen, gezwungen zur InnovationInnovation, immer erreichbar sein und so weiter. Seinen komplett freien Tag hat Engel trotz seiner 20-Mann-Firma und seines Engagements als Business Angel beibehalten. Außerdem gibt es bewusst keine Arbeit mehr vor 8 Uhr morgens und nach 19 Uhr abends. Immerhin. Alles zu Innovation auf CIO.de

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