"Fuckup-Session"

Die 7 Schmerzpunkte der Digitalisierung

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

Lufthansa hat zweifelsohne hervorragende IT-Lösungen gebaut, etwa wenn es um das Umbuchen von Passagieren bei Streiks geht. Geholfen haben dabei viele Externe und eine ausgefeilte API-Strategy. "Schnittstellen können Sie nicht alle selbst machen", sagt Schütz. Selbstkritisch merkt er allerdings an: "Wir haben es mit dem Outsourcing teilweise übertrieben. Um schneller zu werden, muss auch wieder mehr selbst gemacht werden." Bonmots am Rande: "Digital Labs bringen es nicht" und: "Echte Innovation kommt aus den Fachbereichen." Daraus resultiert das dritte Thema für die Fuckup-Session: Was tun, wenn die IT-Abteilung zu viel Kompetenz ausgelagert hat, um die Digitalisierung zu steuern?

Pain Point 4: Vendor Lock-in durch die Cloud

Elke Reichart, Chief Digital Officer der TUITUI Group, belegt, dass TUI kein traditioneller Reisehändler mehr ist: Nur noch 30 Prozent verdient der Konzern durch die Vermittlung von Reisen. 70 Prozent verdienen die eigenen 150 Flieger, die eigenen 400 Hotels, die eigenen 17 Kreuzfahrtschiffe und die eigenen 1.600 Reisebüros. Bei dieser Abkehr vom Digitalen drängt sich die Frage auf: Wozu braucht TUI noch einen CDO? Top-500-Firmenprofil für TUI

"Wir haben ein extrem saisonales Geschäft“, begründet TUI-CDO und IT-Chefin Elke Reichart ihre Cloud-Strategie: "Hinzu kommen Schwankungen durch Vulkanausbrüche und politische Unruhen."
"Wir haben ein extrem saisonales Geschäft“, begründet TUI-CDO und IT-Chefin Elke Reichart ihre Cloud-Strategie: "Hinzu kommen Schwankungen durch Vulkanausbrüche und politische Unruhen."
Foto: Thorsten Jochim, Handelsblatt

Reicharts Antwort: Irgendwer muss die rund 60 Milliarden Suchanfragen pro Jahr managen, die vor allem die reisewütigen Deutschen stellen. Bevorzugt tun sie das jetzt, also zwischen Mitte Dezember und Mitte Februar, wo die Kunden aus 400 Millionen möglichen Produktkombinationen ihren Sommerurlaub zusammenstellen. "Wir haben ein extrem saisonales Geschäft", sagt die CDO: "Hinzu kommen Schwankungen durch Vulkanausbrüche und politische Unruhen." Die Konsequenz daraus: Bis 2023 schließt TUI alle eigenen Rechenzentren und geht komplett in die CloudCloud. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

Das ist nun wieder echt digital: 100 Prozent der Entwickler werden auf AWS geschult. Die Flexibilität steigt. "Für den Montag nach der Pleite-Verkündung von Thomas Cook haben wir bei AWS die fünffache Kapazität gebucht", erzählt Reichardt: "Zum Teil gab es dann das Sechsfache an Suchanfragen." Die Buchung habe drei Stunden gedauert. Genauso schnell hätte TUI auch wieder abstellen können, wenn Thomas Cook doch nicht pleite gegangen wäre. Allein ein schaler Nachgeschmack bleibt Reichart, die selber lange auf Seite der Anbieter gearbeitet hat: Wie kommt man wieder weg, wenn es mal nicht mehr so schön bei AWS ist? Viertes Thema für die Fuckup-Session: Was tun, wenn die Cloud zu einem Vendor Lock-in führt?

Pain Point 5: Online-Preismaschinen als Zwischenhändler

Markus SontheimerMarkus Sontheimer, CIO, CDO und Mitglied des Vorstands bei der Schenker AGSchenker AG, hat eine Horror-Vision: Online-Zwischenhändler! Deshalb hat der CDO eine Digitalisierungsstrategie entwickelt, die auch der Bahn-Vorstand schon abgesegnet hat. Darin steckt ein Kernelement: "Wir wollen kein booking.com in der Logistik", betont Sontheimer: "Preismaschinen sind das Letzte was wir brauchen." Top-500-Firmenprofil für Schenker AG Profil von Markus Sontheimer im CIO-Netzwerk

„Preismaschinen sind das Letzte was wir brauchen“, sagt Markus Sontheimer CIO und CDO von DB Schenker.
„Preismaschinen sind das Letzte was wir brauchen“, sagt Markus Sontheimer CIO und CDO von DB Schenker.
Foto: Thorsten Jochim, Handelsblatt

DB Schenker hat sich bislang ganz gut gegen Zwischenhändler in der Logistik gewehrt. Kunden können online Container buchen - fast wie eine Autofahrt bei Uber. Kein Startup konnte sich bislang als "E-Forwarder" zwischen Logistiker und Kunden drängen. "Das haben sie nicht geschafft, weil ihnen die Daten fehlen", sagt Sontheimer. Aus dem gleichen Grunde konnte DB Schenker allerdings auch keinen digitalen Marktplatz etablieren. PanalpinaPanalpina oder Kühne&NagelKühne&Nagel treibt die gleiche Angst vor Zwischenhändlern um. Top-500-Firmenprofil für Kühne + Nagel AG & Co. KG Top-500-Firmenprofil für Panalpina

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