Auftrag für Biontech und Pfizer

EU schließt Liefervereinbarung über 570 Millionen Corona-Impfdosen

10.11.2020
Das Mainzer Unternehmen und sein US-Partner Pfizer stehen bereit: Wenn mit der Zulassung des Impfstoffs alles erfolgreich läuft, kann die Herstellung in großem Stil beginnen.
Bis zu 1,3 Milliarden Dosen sollen im nächsten Jahr hergestellt werden.
Bis zu 1,3 Milliarden Dosen sollen im nächsten Jahr hergestellt werden.
Foto: BioNTech SE

Das Mainzer Pharma-UnternehmenPharma-Unternehmen Biontech hat nach eigenen Angaben gemeinsam mit seinem US-Partner PfizerPfizer Liefervereinbarungen mit mehreren Ländern und der EU über insgesamt 570 Millionen Dosen seines Corona-Impfstoffs für dieses und das nächste Jahr geschlossen. Darüber hinaus gebe es Kaufoptionen für weitere 600 Millionen Dosen, teilte Biontech am Dienstag mit. Alle Vereinbarungen sind den Angaben zufolge abhängig vom klinischen Erfolg und der Zulassung. Top-500-Firmenprofil für Pfizer Top-Firmen der Branche Chemie

Das Unternehmen hatte tags zuvor ermutigende Zwischenergebnisse zur Wirksamkeit seines Corona-Impfstoffs vorgelegt und angekündigt, voraussichtlich schon ab der kommenden Woche will Pfizer die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen.

Neben der EU gibt es laut Biontech auch Liefervereinbarungen unter anderem mit den USA, Kanada, Japan, Hongkong und Macau sowie neun nicht näher genannten Ländern in unbekannter Höhe. Biontech-Vorstandschef und Mitgründer Ugur Sahin sprach am Dienstag mit Blick auf das am Montag präsentierte Zwischenergebnis einer 90-prozentigen Wirksamkeit des Impfstoffs von einem "Wendepunkt, sowohl für unser Unternehmen als auch für die InnovationInnovation in der Wissenschaft. Diese Daten bringen uns einer möglichen Lösung für die aktuelle globale Pandemie einen Schritt näher." Alles zu Innovation auf CIO.de

Produktion in Marburg produziert für die ganze Welt

Auf der Grundlage von Lieferprognosen geht Biontech davon aus, dass in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoffdosen ausgeliefert und im nächsten Jahr bis zu 1,3 Milliarden Dosen hergestellt werden. Eine wichtige Rolle bei der Herstellung soll die Produktionsanlage im hessischen Marburg spielen. Die Übernahme des Werks von dem Schweizer Pharmariesen Novartis wurde laut Biontech im Oktober abgeschlossen.

Mit der EU gibt es laut Biontech Liefervereinbarungen über 200 Millionen Dosen mit der Option für 100 Millionen Dosen. Für eine Immunisierung sollen zwei Impfdosen pro Person nötig sein. Mit den USA gibt es eine Vereinbarung über 100 Millionen Dosen und eine Option über weitere 500 Millionen Dosen, mit Japan Vereinbarungen über 120 Millionen und mit Großbritannien über 30 Millionen Dosen. Den Wert des Geschäfts über die Lieferung der ersten 100 Millionen Dosen in die USA bezifferte Biontech am Dienstag auf 1,95 Milliarden Dollar. Weitere Angaben dazu machte das Unternehmen nicht.

Deutschland möchte bis zu 100 Millionen Dosen erhalten. Damit sei die Bundesregierung in den Gesprächen in der EU angetreten, teilte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Dienstag mit. In der EU haben allerdings alle 27 Länder gleichzeitig Zugriff auf erste Lieferungen. Sie sollen nach Bevölkerungsstärke verteilt werden. Deutschland hat hier einen Anteil von rund 19 Prozent.

Impfstoff nur begrenzt lagerfähig

Das wärmeempfindliche Vakzin kann nach Unternehmensangaben bei Temperaturen von minus 70 Grad maximal sechs Monate gelagert werden. Bei Kühlschranktemperaturen von plus zwei bis acht Grad halte sich der Impfstoff bis zu fünf Tage.

Biontech fuhr in dem zum 30. September beendeten dritten Quartal einen Nettoverlust von 210,0 Millionen Euro ein verglichen mit einem Nettoverlust von 30,1 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Eine wichtige Rolle dabei spielten die erheblich gestiegenen Ausgaben für Forschung- und Entwicklung. Diese betrugen im dritten Quartal 227,7 Millionen Euro gegenüber 50,4 Millionen im gleichen Zeitraum des Vorjahrs.

Biontech plant gemeinsam mit Pfizer, die Daten der gesamten Phase-3-Studie zur Veröffentlichung in einem wissenschaftlichen Fachmagazin einzureichen. Ein konkreter Zeitpunkt wurde nicht genannt. Experten hatten zuvor zu bedenken gegeben, dass die Daten zur Wirksamkeit bislang nicht aus einer wissenschaftlichen Publikation stammen, sondern aus einer Pressemitteilung. (dpa/rs)

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