Service-orientierte Architekturen

Kein schnelles Glück

05.10.2005

Flexibilität braucht Degussa vor allem bei firmenübergreifenden Prozessen. Gerade bei Cross-Functions könnte für Kroer SOA eine starke Rolle spielen. So wäre es beim Kredit-Management wünschenswert, eine einheitliche Sicht auf alle Partner zu bekommen. Das Ziel: Jedem Kunden und Lieferanten ordnet Degussa ein Kreditlimit zu, wobei sich das gesamte Kreditvolumen auf alle Länder bis auf alle Gesellschaften runterbrechen ließe. Kroer: "Mit SOA könnten wir flexibel und schnell ein Netz quer über alle Gesellschaften legen und eine neue Stufe der integrierten Organisation erreichen." Bis auf weiteres erledigen zahlreiche Mitarbeiter in den Serviceeinheiten diese Aufgaben weiter manuell oder mit Excel und Acces.

Den zweiten großen Nutzen sieht er in weltweit standardisierten Benutzeroberflächen und Prozessabläufen dahinter. So macht Degussa beispielsweise zurzeit viel Neugeschäft in China. Mit einheitlichen User-Interfaces müsste er die neuen Mitarbeiter ohne Erfahrung mit Anwendungen und Prozessen nicht teuer einarbeiten und schulen. Zugleich steigt dadurch die Qualität der Arbeit, weil Daten einheitlich erfasst würden. "Wir müssen nicht immer nachschauen, wie ein Mitarbeiter Prozesse ausführt. Das ist der Vorteil der Flexibilität von SOA", resümiert Kroer. Nur kostet die Flexibilität auch: "An der Oberfläche nehme ich Komplexität raus, aber dahinter steigt sie weiter."

Aufgrund der vielen ungeklärten Fragen und Probleme halten sich CIOs bei SOA noch stark zurück. "Bis Ende 2006 werden die technischen Fragen geklärt sein und bis 2007/2008 entwickelt sich SOA zum Mainstream", prognostiziert Beinhauer. PAC-Berater Glas geht davon aus, das CIOs 2008/2009 die ersten SOA-Projekte durchführen werden. Allerdings hat er festgestellt, dass sich viele Unternehmen bislang überhaupt nicht um das Thema kümmern: "Das ist definitiv ein Fehler. CIOs dürfen nicht nur die Kosten sehen, sondern auch die Vorteile für das Unternehmen."

CIOs warten skeptisch ab

Doch zu viele ungehaltene Versprechen aus der Vergangenheit, zu viele ungeklärte Fragen und zu viel Schall und Rauch der Marketing-Abteilungen lassen Unternehmen einen vorsichtigen Weg gehen. "Wir verfolgen den SOA-Ansatz aufmerksam", sagt Margaff und spricht damit für viele Unternehmen. "Wir werden uns mit kleinen Projekten an diese Architektur herantasten. Aktuell planen wir nicht, eine SOA-Architektur im Rahmen eines Großprojektes einzuführen".

"Bei einem evolutionären Ansatz können CIOs bei SOA mit geringen Kosten und schnellem ROIROI einsteigen", ermutigt Post-CIO Helbig nach sechs Jahren SOA-Erfahrung seine Kollegen. Alles zu ROI auf CIO.de

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