Strategien


Warenwirtschaftssystem bei Müller

Keine bösen Überraschungen mehr

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.

Die händischen Prognosen, das Bauchgefühl und die Erfahrung der Einkäufer durch eine Software zu ersetzen ist allerdings riskant. Wenn die IT danebenliegt und die Lieferketten stocken, kann das Millionen kosten. "Das ist wie eine Operation am offenen Herzen des Unternehmens", sagt Softwareexperte Schwanke.

Start mit 470 Millionen Artikelbewegungen

Beim Systemstart griff die Forecast-Lösung zunächst auf 470 Millionen Artikelbewegungen aus der Verkaufshistorie zurück. Anhand ausgewählter Waren errechnete die Prognoselösung zunächst, wie sich die Bedarfe in bestimmten Bereichen entwickeln würden. Diese Ergebnisse wurden mit den tatsächlichen Verkäufen abgeglichen. Darauf wurde das System im Echtbetrieb in einigen Pilotfilialen eingesetzt und verglichen, ob in diesen Häusern die Bestände höher oder geringer als anderswo sind oder Ware in den Regalen fehlt.

Die Ergebnisse waren so ermutigend, dass Müller im Juni 2002 die ersten Filialen an die neue Disposition anschloss. Die Drogeriekette wählte zunächst eine regionale Filialgruppe, um aus den Wechselbeziehungen zu lernen und die Software schrittweise mit immer mehr Echtdaten zu füttern. Jede neue Artikelbewegung verbessert die selbst lernenden Algorithmen.

Die Unternehmenslenker entdecken mit Hilfe der Software zum Beispiel, dass die meisten Schokoladeneier nicht an Ostern verkauft werden. Häufiger als im Nest des Osterhasen landen die Schokoladenkugeln in der Einschulungswoche in den Schultüten der Erstklässler. Müller bestellt also entsprechend mehr Schokoeier, um diese Absatzchance effizienter als bisher wahrzunehmen.

Heute erkennt das Prognose-Modul bis zu einem Jahr im Voraus die Verkäufe und berechnet Bestellvorschläge, die 18 Wochen in die Zukunft reichen. Dabei errechnet es auf Grundlage der drei fein abgetrennten Grundprozesse jeweils das beste Kosten-NutzenVerhältnis zwischen Stock-out-rate, Lager- und Filialbestand und dem logistischen Aufwand. Artikelrestriktionen und Lieferantenkonditionen wie Lagerort und Liefertermin des Herstellers oder Rechnungsdatum sind bereits berücksichtigt.

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