Projekte


Modellbasierter Datenaustausch mit IFC

Kleine Revolution in der Bau-IT

31.08.2007
Von Stefan Holler

Wachsender Marktanteil für IFC

Wolfgang Reinecke vom deutschen Verband des IAI betont, dass es für die Bau-Software-Häuser weltweit keine Alternative mehr zum IFC-Datenstandard gibt. Eine zunehmende Anzahl von Programmen, die Bauwerke als digitales Datenmodell benötigen, seien auf IFC als Austauschformat angewiesen. "Nationale Standards werden nach und nach durch IFC abgelöst", erklärt Reinecke. "Das hat technische Gründe und wird unterstützt dadurch, dass immer mehr Software international vermarktet wird.“ Bisher machten modellbasierende Anwendungen, bei denen IFC eingesetzt wird, erst zehn Prozent des Software-Marktes aus - allerdings mit stark steigender Tendenz. Für nächstes Jahr erwartet die Branche 15 Prozent, und für 2010 bereits 30 Prozent Marktanteil.

IFC als Basis für das virtuelle Gebäudemodell (Quelle: Max-Bögl).
IFC als Basis für das virtuelle Gebäudemodell (Quelle: Max-Bögl).

Einige deutsche Bauunternehmen engagieren sich aktiv an der Entwicklung und Fortschreibung des IFC-Basismodells für die integrierte modellbasierte Arbeitsweise im Bauwesen, wie etwa die Firmengruppe Max Bögl. Das Neumarkter Bauunternehmen entwickelt derzeit gemeinsam mit dem Software-Konzern OracleOracle ein Grundkonzept einer offenen Kommunikationsplattform für die Bauindustrie. Die Lösung soll flexibel und skalierbar auf der Grundlage vorhandener Datenbanktechnologien und Applikationen von Oracle umgesetzt werden. "Diese Kommunikationsplattform wird in den nächsten Jahren stufenweise bei Max Bögl implementiert und mit den bereits laufenden ERP-Systemen der Firmengruppe wie zum Beispiel SAPSAP integriert", so Wolfgang Herrmann, CIO der Max-Bögl-Gruppe. Alles zu Oracle auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de

Auf Basis des IFC-Standards können aus unterschiedlichen grafischen CAD-Systemen sowohl digitale 3D-Bauwerksmodelle aber auch daraus abgeleitete 2D-Zeichnungen auf dieser Pattform abgelegt und durchgängig für eine digitale Projektabwicklung bereitgestellt und genutzt werden. Mit dem offenen Konzept einer Kommunikationsplattform soll der gesamte Lebenszyklus des Bauwerks abgedeckt werden - von der Entwicklung, dem Entwurf, Planung über die Bauphase bis hin zum Betrieb.

Nationalstadion Bukarest: Design- und Build-Projekt

3-D-Modell des geplanten Stadions in Bukarest der Max Bögl Gruppe.
3-D-Modell des geplanten Stadions in Bukarest der Max Bögl Gruppe.

Bei der Planung und Konstruktion des Nationalstadions "Lia Manoliu" in Bukarest tauschen die beteiligten Projektpartner die Planungsdaten untereinander im IFC-Format. Die Planungspartner werden dazu über das Portal der Max-Bögl-Gruppe auf die Modelldaten zugreifen, die sie direkt im Internet Browser virtuell betrachten und in Online-Besprechungen kommentieren und verändern können. "Leider nutzt die Bauindustrie noch immer zu wenig Synergieeffekte, obwohl das mit einheitlicher Planung und durchgängiger Datenhaltung auf moderner IT-Basis möglich wäre", sagt CIO Herrmann. Daher habe sich die Firmengruppe Max-Bögl zum Ziel gesetzt die Informationen der verschiedenen EDV-Lösungen sukzessive über eine offene Kommunikationsplattform zusammenzuführen. Durch Vernetzung und den konsequenten Einsatz neuer digitaler 3D und 4D-Techniken sollen Bauprojekte zukünftig über alle Projektphasen hinweg kostengünstiger und mit deutlich gesteigerter Qualität und Termintreue abgewickelt und überwacht werden.

Den Marktwert des IFC-Datenstandards hat inzwischen auch die Politik entdeckt. So kooperieren das Bundesbauministerium und die deutsche IAI seit April dieses Jahres mit dem Ziel, "durch den effizienten Datenaustausch eine Verbesserung der öffentlichen Bauprozesse und eine Wettbewerbsstärkung für die deutsche Bauwirtschaft zu erreichen." In der ersten Phase konzentriert sich die Zusammenarbeit auf die Datenübergabe für die Bewirtschaftungsprozesse. "Wir haben innerhalb der öffentlichen Bauverwaltung die Anforderungen in Bezug auf den produktneutralen Datenaustausch von alpha-numerischen Gebäudedaten diskutiert und dokumentiert. Hier ist der Handlungsbedarf besonders groß, und wir sehen in den Aktivitäten des Industrieverbandes IAI eine gute Voraussetzung, diese Lücke jetzt schließen zu können."

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