Strategien


Berndes Kochgeschirr steckt Linux in den Topf

Knuspriger Pinguin

Dr. Klaus Manhart hat an der LMU München Logik/Wissenschaftstheorie studiert. Seit 1999 ist er freier Fachautor für IT und Wissenschaft und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Uni München für Computersimulation. Schwerpunkte im Bereich IT-Journalismus sind Internet, Business-Computing, Linux und Mobilanwendungen.

Aktuell sind zwei Linux-Server (zur Erhöhung der Ausfallsicherheit als Cluster konfiguriert) und 60 Clients unter Red Hat Linux 7.1 im Einsatz. Sie bieten alles, was man für einen normalen Büroarbeitsplatz braucht: Staroffice und Openoffice für alle Büroanwendungen, Mozilla für Mail und Web, Acrobat Reader und einige weitere Tools. Als Desktop-Oberfläche wird seit fünf Jahren KDE 1.x eingesetzt. Im Laufe des Sommers soll auf ein aktuelles Debian Linux mit KDE 3.x aufgerüstet werden. Dies soll vor allem die Optik verbessern und den Komfort deutlich erhöhen.

Keine Last mit Viren und Würmern

Auf Nutzerseite war der Umstieg auf die Linux-PCs allerdings mit Hürden verbunden. Das Hauptproblem war weniger der Wechsel von Windows zu etwas Unbekanntem, sondern die Abschaffung der individuellen PCs. Mit den standardisierten Desktops waren die Benutzer nicht mehr in der Lage "ihr eigenes Ding zu machen", wobei dies durchaus gewollt war. "Dass man keinen individuellen Desktop mehr hat oder keinen Bildschirmschoner mehr installieren kann - da muss man durchaus Überzeugungsarbeit leisten", meint Kloppsteck. "Heute ist alles absolut kein Problem mehr. Im Gegenteil: Die Leute finden es sehr angenehm, sich überall anmelden zu können und keine Last mit Viren, Würmern & Co. zu haben."

Nur zwei Mann sind aktuell für Service und Support fest angestellt, und zwar für alle Anwendungen in der Berndes-Gruppe. Weitergehendes technisches Know-how wird von dem externen Dienstleister Gonicus eingekauft. Dieser wird vor allem dann aktiv, wenn Installationen, Updates oder größere Wartungs- und Projektarbeiten anstehen. "Dies hat den Vorteil, dass ich keine hochspezialisierten Techniker rumsitzen habe. Im Durchschnitt ist der externe Dienstleister nur fünf Manntage im Monat beschäftigt", sagt Kloppsteck. Dabei müssen die Gonicus-Techniker selten ins Haus kommen, selbst größere Wartungsdienste werden remote durchgeführt.

Gonicus hat bei seinem großen Kundenkreis Erfahrungen mit IT-Installationen aus den verschiedensten Welten. Deren Kosten-Nutzen-Benchmarks sprechen eindeutig für Linux. Alfred Schröder, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters, sagt: "Im Vergleich zu einer entsprechenden Windows-Umgebung kann man bei der Berndes-Linux-Lösung von einem Einsparpotenzial zwischen 30 und 50 Prozent pro Jahr ausgehen."

Eine 100-Prozent-Linux-Lösung ließ sich aber auch bei Berndes nicht realisieren. "Wichtig war für uns, dass wir die Wahl haben. Wir sind nicht grundsätzlich auf freie Software fixiert, sondern wollen uns aus verschiedenen Plattformen und Welten das gerade Geeignete heraussuchen", sagt Kloppsteck. So gibt es bestimmte Einsatzbereiche, in denen man um Windows-Workstations nicht umhinkommt. Alle mobilen Mitarbeiter sind zum Beispiel mit Windows-Notebooks ausgestattet. Außerdem gibt es immer noch ganz spezielle Anwendungen, für die es keine Linux-Programme gibt. "Bei uns ist das beispielsweise ein Programm für Postetiketten oder im Marketing Quark Express", sagt Kloppsteck. Die 60 Linux-Clients wurden aus diesem Grund durch 20 Notebooks und fünf Windows-Workstations für spezielle Anwendungen ergänzt.

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