Retail IT


Konkurrenz durch Google & Co.

Krise bei Schnäppchenportal Groupon

20.08.2012
Von Hartmut Wiehr

"Überbewertet" lautet jetzt allgemein das Urteil von zahllosen Beobachtern der Szene. Der Aktienkurs von Groupon ist bis auf fünf Dollar gefallen – ein herber Verlust für die Anleger –, und der Marktwert liegt aktuell etwa bei vier Milliarden Dollar.

Investoren und Aktionäre von Groupon machen bisher nur Verluste

Die Arbeitsprozesse für das Bereitstellen von Online-Coupons sind vielfältig. Es ist vor allem viel lokales Know-how erforderlich.
Die Arbeitsprozesse für das Bereitstellen von Online-Coupons sind vielfältig. Es ist vor allem viel lokales Know-how erforderlich.
Foto: Groupon

Die offiziellen Erklärungsversuche von Groupon für dieses Desaster fallen nicht gerade überzeugend aus. CEO und Mitgründer Andrew Mason verweist auf die schlechte Konjunktur in Europa und ist im übrigen der Ansicht, dass sein Unternehmen "ein solides Quartal" vorgelegt habe. Schließlich sei man ja immer noch gewachsen, und die dicken Profite würden sich schon noch einstellen. Davon ist auch noch immer ein Teil der New Yorker Wall-Street-Analysten überzeugt.

Das Geschäftsmodell von Groupon beruht zum großen Teil darauf, dass in den "Daily Deals" Rabatt-Coupons für lokale Händler angeboten werden. Retailer und andere Unternehmen wie Restaurants oder Reisebüros, die zu solchen Aktionen bereit sind, müssen mühsam aufgespürt werden, zumal in den neuen ausländischen Märkten. Kommt eine zuvor festgesetzte Anzahl von Konsumenten zustande, ist der Deal gültig und Groupon steckt einen Anteil des jeweiligen Gutscheinwerts ein. Dieser soll etwa 50 Prozent betragen.

In der Praxis kommen viele Deals gar nicht erst zustande, oder die beteiligten Unternehmen können nicht alle Interessenten bedienen. Dies führt zu Rückerstattungen durch Groupon – Verluste, die durch Rücklagen gedeckt sein müssen. Hier soll es bei Groupon wiederholt zu falschen Einschätzungen gekommen sein, wie CEO Mason vor Analysten einräumen musste. Die notwendigen Rücklagen mussten zu Lasten erster Gewinne erhöht werden, die ersehnte Profitabilität war wieder weg.

Überall schießen außerdem Nachahmer und Konkurrenten aus dem Boden, zum Teil mit besseren Kenntnissen über die lokalen Märkte. In Deutschland hat sich zum Beispiel Schnäppchenfuchs.com etabliert. Amazon, eBay oder Google sind ebenfalls mit von der Partie, wobei sie alle über den Vorteil einer großen angestammten Kundenbasis verfügen. Zu wissen, worauf mögliche Interessenten anspringen werden, ist in diesem Geschäft essentiell.

Zur Startseite