Etats und Workloads 2019

Mehr Geld für "Build", weniger für "Run"

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
CIOs geben dieses Jahr mehr Geld für "Build" aus und weniger für den klassischen IT-Betrieb ("Run"). IT-Workloads verschieben sich in Richtung Fachabteilungen, wie eine Studie der Hackett Group zeigt.
  • Cybersicherheit, der Fachkräftemangel, verstärkter Wettbewerb und disruptive Innovationen gelten als größte Bedrohungen
  • Die Hackett Group nennt fünf typische Schwachpunkte in IT-Abteilungen
  • CIOs planen den verstärkten Einsatz von Cloud-basierte Anwendungen, Robotic Process Automation, Advanced Analytics und Datenvisualisierungs-Tools

Mehr als sechs von zehn IT-Entscheidern beobachten, dass sich IT-Workloads in Richtung Fachabteilungen, Exzellenz-Zentren und User Self-Service verschieben. Dagegen verliert die Corporate IT - nicht absolut, aber relativ gesehen - an Bedeutung. Das belegen die Marktforscher der Hackett Group in einer Befragung von Entscheidern aus rund 150 internationalen Konzernen ab einem Umsatz von einer Milliarde US-Dollar.

Die Hackett Group teilt die wichtigsten Ziele in unternehmensbezogene und funktionale Ziele ein.
Die Hackett Group teilt die wichtigsten Ziele in unternehmensbezogene und funktionale Ziele ein.
Foto: Hackett Group

Zunächst zum Status Quo. Die Marktforscher haben nach den aktuell wichtigsten Zielen gefragt und diese in unternehmensbezogene und funktionale Ziele unterteilt. Die Studienteilnehmer nennen folgende sechs Punkte:

Als erstes die Cybersicherheit ihres Unternehmens (auf funktionaler Ebene: Systeme zum Schutz von Daten und IT) und zweitens Daten-Analysen. Funktional betrachtet: sie wollen vorhandenes Talent auf die Geschäftsziele abstimmen. Punkt drei ist die digitale Transformation und damit das funktionale Ziel, agiler zu arbeiten. Danach folgt die Agilität des gesamten Unternehmens, wofür es wichtig ist, Ressourcen besser zu platzieren. Als fünftes Ziel nennen sie die bessere Integration von Geschäftsprozessen, was mit gesteigerten Analysefähigkeiten zusammenhängt. Punkt sechs schließlich sind bessere Investitionen in die Technologie. Funktional bildet sich das in einer moderneren Daten-Architektur ab.

Darüber hinaus sehen die Befragten weiteren Verbesserungsbedarf: Sie arbeiten an stärkerer Kundenzentriertheit, feilen an ihrer Daten-Management-Strategie und wollen die Kultur der IT verändern. Das hängt mit "kritischen Entwicklungen" zusammen. Die Befragten sehen sich unter dem Druck, Kosten zu sparen, Anwendungs-Plattformen zu modernisieren sowie Performance und Wert zu messen. Die Infrastruktur muss flexibler und skalierbarer sein, das Project Demand Management verbessert werden.

Cybersecurity ist leichter zu managen als beispielsweise der Aufbau einer skalierbaren Infrastruktur, sagen die Studienteilnehmer.
Cybersecurity ist leichter zu managen als beispielsweise der Aufbau einer skalierbaren Infrastruktur, sagen die Studienteilnehmer.
Foto: Hackett Group

Nicht alle dieser Punkte sind leicht in den Griff zu kriegen. So lässt sich Cybersecurity nach Auffassung der Befragten einfacher managen als der Aufbau einer skalierbaren Infrastruktur.

Weiter haben die Marktforscher nach den größten Risiken und Bedrohungen gefragt. Neben der Cybersicherheit sind das der Fachkräftemangel, verstärkter Wettbewerb und disruptive Innovationen. Außerdem regulatorische Risiken und Image-Schäden sowie globale Handelsschranken und geopolitische Risiken. Jeder dieser Aspekte wurde in einer vergleichbaren Vorjahresstudie bereits genannt. Aber alle haben sich verschärft, insbesondere der Fachkräftemangel. Die Studienteilnehmer sprechen zudem von steigenden Gehältern für IT-Fachkräfte.

Diese Ausgangslage bewirkt eine Verschiebung von IT-Etats und Workloads. Die Hackett Group legt hier das klassische Schema "Plan, Build, Run, Manage" zugrunde. Während die Ausgaben rund um "Plan" stagnieren (plus 0,4 Prozent), legt "Build" am Stärksten zu (plus 2,5 Prozent). "Run" sinkt minimal (minus 0,4 Prozent), während "Manage" um 1,9 Prozent wächst.

Wie eingangs erwähnt, verschieben sich die Workloads am Stärksten in Richtung Fachabteilungen, Centers of Excellence und Self Service-Funktionalitäten für die Nutzer. Das bestätigen zwischen 67 und 60 Prozent der Studienteilnehmer. Außerdem sehen sie eine Verlagerung zu OutsourcingOutsourcing/Offshoring und Global Business Services (zwischen 40 und 43 Prozent). Deutlich weniger Befragte - 36 Prozent - verlagern mehr Workloads in die Unternehmens-IT. Alles zu Outsourcing auf CIO.de

Im Vergleich zu den Fachabteilungen verlagern sich weniger Workloads in die Corporate IT.
Im Vergleich zu den Fachabteilungen verlagern sich weniger Workloads in die Corporate IT.
Foto: Hackett Group

Fünf typische Schwachpunkte

IT-Entscheider hätten verschiedene Schwierigkeiten zu meistern, kommentieren die Studienautoren. Dazu zählen technologische und kulturelle Altlasten ebenso wie fehlende Ressourcen und Investitionen. Nach den Beobachtungen der Analysten kranken IT-Abteilungen an fünf Punkten:

1. Zu wenig "Data Savviness": Oft sind schon die formalen fachlichen Qualifikationen in Sachen Datenanalyse und Daten-Modeling nicht ausreichend vorhanden. Bei Auswertung und Interpretation fehlt es an Sachverstand.

2. Kundenorientierung ist eine Worthülse: Die alte Vorstellung von "Back-Office"-Rollen verhindert, dass sich der Gedanke der Kundenzentriertheit IT- und unternehmensweit durchsetzt. Bisher haben viele Unternehmen ihr IT-Team komplett von den Endkunden getrennt.

3. IT als Gegenteil von Agilität: Traditionell war es Aufgabe der IT, reibungslose Abläufe sicherzustellen. Stabilität war gefragt. Mit der DigitalisierungDigitalisierung wandelt sich das: nun sind Innovation und Experimentierfähigkeit gefordert. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

4. Mitarbeiter und Ressourcen sind am falschen Platz: Nach wie vor dominieren die Strukturen einer zentralen Corporate IT. Zu langsam - so das Urteil der Hackett Group - verschieben sich die Ressourcen in abteilungsübergreifende Teams, Exzellenz-Zentren und weltweit geteilte Services.

5. Keiner weiß, wo die Daten sind: Noch immer liegen Daten siloartig über das ganze Unternehmen hinweg verstreut. Das erschwert einen Überblick über den kompletten Datenbestand.

Die Hackett Group zieht ein ernüchterndes Fazit. Insgesamt unternehmen IT-Teams quasi nichts gegen die genannten Schwachpunkte, kritisieren die Analysten. Nur 25 Prozent kümmern sich in diesem Jahr gezielt um den Fachkräftemangel, weniger als zehn Prozent wollen die Daten-Architektur modernisieren. Initiativen, die alle fünf genannten Schwachstellen adressieren, entwickeln oder planen lediglich 17 Prozent. "Diese geringen Raten implizieren, dass IT-Entscheider entweder nicht wissen, wie sie ihre Defizite angehen sollen, oder, dass sie von Breite und Tiefe der Herausforderung überwältigt sind", schreiben die Marktforscher.

Zweifel, ob die IT der richtige strategische Partner ist

Wo immer die Gründe liegen - die Studienergebnisse säen Zweifel, ob die IT in der digitalen Transformation der richtige Partner für das Business ist, so die Hackett Group weiter. Das sei insbesondere deswegen enttäuschend, weil Stakeholder aus dem Business in derselben Befragung erklären, sie erwarteten von ihren IT-Kollegen künftig mehr. Derzeit betrachtet rund jeder Zweite die IT als strategischen Partner, in zwei bis drei Jahren erwarten 80 Prozent, dass IT-Entscheider diese Rolle übernehmen.

Die Studienteilnehmer setzen vor allem auf Cloud und RPA (Robotic Process Automation).
Die Studienteilnehmer setzen vor allem auf Cloud und RPA (Robotic Process Automation).
Foto: Hackett Group

Ein Blick auf die technologische Seite zeigt, welche Komponenten die Plattformen zukunftsfähig machen sollen. In ein bis zwei Jahren setzen die Studienteilnehmer auf Cloud-basierte Business-Anwendungen (jetziger Nutzungsgrad: 93 Prozent, angezielter Nutzungsgrad: 98 Prozent) und Robotic Process Automation. Hier ist ein Sprung von derzeit 24 auf 75 Prozent geplant. Weitere Elemente sind Mobile Computing (72 Prozent/73 Prozent), moderne ERP-Plattformen (Enterprise Resource Planning) (63 Prozent/69 Prozent) und Social Media/Collaboration Tools (51 Prozent/64 Prozent).

Die Hackett Group wertet Analytic-Tools in dieser Studie gesondert aus. Es zeigt sich folgendes Bild: Derzeit nutzen 64 Prozent Advanced Analytics, in ein bis zwei Jahren sollen es hundert Prozent sein. Mit Datenvisualisierungs-Tools arbeiten jetzt 71 Prozent, 90 Prozent planen den Einsatz. 48 Prozent setzen Stammdaten-Management-Technologien ein, künftig werden es 80 Prozent sein. Die Adaption von Advanced Data Architecture-Technologies soll von jetzt 32 Prozent auf 63 Prozent wachsen.

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