Strategien


Opel und Groupe PSA

Opel-CIO Külpp macht Tempo bei der IT-Migration

Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Komplett in Eigenregie ist ein Vorhaben dieser Größenordnung nicht zu schaffen, räumt Külpp ein. Deshalb hat er Capgemini und Atos als IT-Dienstleister ins Boot geholt. Deren vorrangige Aufgabe ist es zunächst, Altanwendungen zu betreuen und den Support sicherzustellen. Um "Zukunftssysteme" kümmere sich Opel dagegen weitgehend selbst. Dazu gehört beispielsweise SAP S/4HANA. Die Groupe PSA will damit konzernweit Prozesse vereinheitlichen und so die Basis für künftiges Wachstum legen. Auch dafür hat sich der Konzern einen straffen Zeitplan verordnet. Das erste europäische Land soll schon 2020 mit S/4HANA in den produktiven Betrieb gehen.

Data Analytics für CO2-Ziele

Innovationen sieht der CIO etwa in den Bereichen Industrie 4.0Industrie 4.0 und Data AnalyticsData Analytics. In der Fertigung setze Opel schon seit Längerem auf Predictive-Maintenance-Lösungen, die etwa für die Schweißzangen-Optimierung genutzt würden. Eine wichtige Rolle spielen Analytics-Systeme im besonders sensiblen Bereich der CO2-Emissionen. Die entscheidende Frage, nicht nur für Opel, laute: "Wie schaffen wir es, mit der gesamten Fahrzeugflotte die immer strengeren CO2-Vorgaben zu erfüllen?" Alles zu Analytics auf CIO.de Alles zu Industrie 4.0 auf CIO.de

In der Fahrzeugfertigung nutzt Opel statt neun verschiedener Plattformen künftig nur noch die beiden Konzernplattformen von PSA.
In der Fahrzeugfertigung nutzt Opel statt neun verschiedener Plattformen künftig nur noch die beiden Konzernplattformen von PSA.
Foto: Opel

Auf Külpps Prioritätenliste steht auch die Verbesserung der IT-Servicequalität. "Die Zufriedenheit der Benutzer mit der IT war zu GM-Zeiten nicht immer ein vorrangiges Ziel", sagt er. Die IT-Einheiten des Automobilkonzerns sollen nun enger zusammengeführt werden, um hier voranzukommen.

In den kommenden Jahren sollen mehrere "Centers of Excellence" entstehen, in denen die Groupe PSA IT-Kompetenzen zu bestimmten Themen wie etwa SAP bündelt: "Je nach Qualifikation und verfügbaren Experten können dann bestimmte IT-Themen von PSA oder Opel gruppenweit übernommen werden."

Der Carve-out betrifft alle Prozesse

Der Carve-out aus dem GM-Konzern und die Integra­tion in die Groupe PSA betrifft am Ende alle Geschäftsprozesse, resümiert Külpp. "Es reicht nicht zu sagen: Die IT macht das schon." Das Business müsse von Anfang an eingebunden sein, sonst könne ein Projekt dieser Dimension nicht gelingen.

Unter dem Dach der Groupe PSA hat die Opel-IT mehr Spielraum und Entscheidungsbefugnisse als zu GM-Zeiten. Zugleich drückt PSA-Chef Carlos Tavares aufs Tempo und fordert, der Konzern müsse seine "darwinistische Transformation" fortsetzen. Damit verbunden sind klare Sparvorgaben, eine Modernisierung der Fertigung und ehrgeizige Profitabilitätsziele für alle Konzernmarken.

Megatrend Elektrifizierung

Dass der künftige Erfolg nicht nur von der IT abhängt, ist auch Külpp bewusst. Der "Megatrend" für die gesamte Automotive-Branche sei die Elektrifizierung, und dafür sei Opel gut aufgestellt. Im Rüsselsheimer "E-Mobility Lab" etwa simulierten Techniker schon heute die mobile Welt des Jahres 2035. "Wir wollen verstehen, wie beispielsweise ein Stromnetz in so einem Szenario funktionieren muss", erläutert der CIO. Dabei gehe es etwa um die Frage, wie eine effiziente Ladeinfrastruktur aussehen könne.

Die Roadmap in Sachen E-Mobility hat Opel abgesteckt. 2020 kommen E-Versionen bekannter Modelle auf den Markt, darunter der Corsa als reines Elektroauto und der SUV Grandland X als Hybrid. Schon 2024 wollen die Hessen sämtliche Opel-Modelle auch als elektrifizierte Fahrzeuge anbieten. Külpp sieht den Autobauer damit auf dem richtigen Weg und ist überzeugt: "Wir sind auf die Zukunft der Mobilität vorbereitet."

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