Strategien


BI-Projekt bei Audi

Technik mit Intelligenz

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Bei Audi hat sich die IT in der Vergangenheit auf die Optimierung der Produktionsprozesse konzentriert. Mit Verspätung haben die Autobauer aus Ingolstadt ein Kompetenzzentrum für Business Intelligence etabliert.

Jeder kennt den Audi-Slogan. Mit der Technik, die dem bayerischen Autobauer danach einen Vorsprung verschafft, haben die Manager zum Leidwesen der IT-Abteilungen insbesondere Automobil- und Produktionstechnik und weniger Informationstechnologie gemeint. "Die IT spielte bislang eher eine Nebenrolle", sagt Mathias Stach, seit 1. Juni neuer Leiter des Bereichs Informationsmanagement. Doch das soll sich nun ändern. "Ohne eine stimmige IT sind auch die Einsparungen in Produktion und Logistik nicht zu erreichen", sagt Stach. Er macht sich damit Mut für sein Vorhaben, den autotechnischen Dominanzanspruch mit einer ausgeprägten Business IntelligenceBusiness Intelligence zu verbinden. Alles zu Business Intelligence auf CIO.de

Ein Anlass ist die Neuregelung der Gruppenfreistellungsverordnung (GVO); sie zwingt die Autoindustrie auch im Bereich BI zum Handeln. In der Vergangenheit hat die EU-Ausnahmeregelung der europäischen Automobilindustrie ein eigenes, exklusives Vertriebssystem zugestanden. Künftig soll die zwangsweise Verknüpfung von Neuwagenverkauf und Service entfallen; Händler sollen Marken mehrerer Hersteller in einem Autohaus verkaufen dürfen. Audi muss Daten künftig also sehr viel strukturierter aufbereiten, weil das Unternehmen mit zahlreichen verschiedenen Spediteuren, Händlern und Vertriebsorganisationen zu tun haben wird. "Die GVO deckt die Vielzahl an Vertriebsinformationssystemen auf, die im Hause Audi entstanden ist", sagt Stach.

Container verschwinden einfach

Doch auch ohne GVO besteht Änderungsbedarf: So werden bei Audi immer wieder Container mit wichtigen Teilen falsch angeliefert, weil beim Informationsabgleich Fehler passiert sind. Bislang hat das Unternehmen keinen Überblick über den Standort seiner Container. Manchmal würden bei Audi Behälter einfach verschwinden und erst nach zwei Jahren wieder auftauchen, sagt Michael Reuse, bis vor kurzem Leiter des Competence Center Business Intelligence. Nun soll unter anderem das Projekt Lanis Abhilfe schaffen. Das "Logistische Analyse- und Informationssystem" ist ein großes Data Warehouse für die Logistik. "Wir müssen analysieren, wie viele Container mit Teilen beim Händler stehen und wie viele auf dem Lastwagen mitfahren, damit wir wissen, wo Engpässe entstehen", erklärt Reuse. Drei bis vier Millionen Euro pro Jahr will Audi so sparen. "Durch den Einsatz von BI hätten wir einen zentralen Daten-Pool und könnten auf diese Weise Fehllieferungen vermeiden."

Vor sieben Jahren kam Business Intelligence bei Audi erstmals auf die Tagesordnung. "Das Thema war bei uns stark durch das Controlling geprägt", erinnert sich Reuse. Heute ist dafür die IT-Abteilung verantwortlich; das ursprünglich dreiköpfige Team ist auf acht Mitarbeiter angewachsen. "Wir sind sehr pragmatisch vorgegangen - das ist für Audi normal", sagt Reuse. Es bedeute aber auch, dass es anfangs keine große Strategie gegeben habe. Mittlerweile sind rund 25 BI-Anwendungen im Unternehmen verstreut. "Das führte aber bei Audi auch zu dem Problem, dass die Abteilungen Daten doppelt vorhielten, mit unterschiedlichen Definitionen arbeiteten und viele Einzelapplikationen entwickelten."

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