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Bezahlen mit dem Handy - Vorbild Afrika

Telkos werden zu Banken

16.05.2011
Von Hartmut Wiehr
NFC-Chips sind auf dem Vormarsch.
NFC-Chips sind auf dem Vormarsch.
Foto: CIO.de

Für Verkehrsbetriebe sei das Handy schon länger ein wichtiges Kommunikationsmedium, zum Beispiel bei der Fahrplanauskunft, berichtet Dechamps: "Ein Handy oder Smartphone hat man heute eigentlich immer dabei. Von daher lag es für uns nahe, auch das Ticketing für dieses Medium anzubieten." 2007 hat man erste Pilotprojekte durchgeführt, und im Oktober 2010 ist der Regelbetrieb gestartet. Weitere Städte wollen sich anschließen. Noch hält sich allerdings der Erfolg in Grenzen, wie Dechamps einräumt: "Wir stehen noch am Anfang. Bisher liegt die Teilnehmerzahl an unserem Handy-Ticket noch unter einem Prozent am gesamten Kartenverkauf." Doch allein in Nürnberg seien es schon über 11.000 Kunden, die so ihre Tickets kaufen.

Während also HandelHandel und Verkehrsbetriebe Nachfrage schaffen, buhlen auf der Anbieterseite zum Teil relativ unbekannte Größen um den Zukunftsmarkt: So sieht sich etwa die eBay-Tochter PayPal gut aufgestellt bei den Zahlungsabwicklungen zwischen Verkäufern und Käufern. In Deutschland wickelt sie bereits rund 50 Prozent des Geschäfts außerhalb von Ebay ab. Mit PayPal Express Mobile versucht man derzeit, sich für den Multichannel-Handel interessant zu machen. Wer mit seinem Smartphone etwas einkaufen will, soll über eine in Apps eingebaute Funktion oder direkt im Handy-Browser bezahlen können. Top-Firmen der Branche Handel

Aus der Handy-Welt kommt "mpass", ein Konsortium von Vodafone, Deutsche Telekom und Telefónica / O2 für den deutschen Markt. Man muss sich zunächst auf www.mpass.de registrieren und ein Bankkonto hinterlegen, von dem dann per Lastschrift abgebucht wird. Der "einfache und sichere" Bezahlvorgang sieht dann so aus: im Online-Shop etwas in den Warenkorb legen, mpass als Bezahlmethode auswählen, Handy-Nummer und mpass-PIN eingeben, eine SMS, die aufs Handy geschickt wird, mit "Ja" beantworten. Danach erfolgt die Abbuchung. Bisher beteiligen sich erst 36 deutsche Online-Shops an diesem Bezahlverfahren.

Was daran nun besser sein soll, als mit PayPal oder mit Kreditkarte zu bezahlen, bleibt das Geheimnis des Konsortiums. Aber es kommt dem Zusammenschluss von Konkurrenten auch nicht auf das bessere, technologisch überlegene Verfahren an. Die Telekommunikationsgesellschaften wollen einfach auch dabei sein, wenn irgendwo kassiert wird.

Ihre Motivation: In den sogenannten Emerging Markets, vor allem in Afrika und Asien, laufen schon heute viele Bezahlvorgänge über die Telcos - sie sind in die Nische eines kaum vorhandenen, national verbreiteten Bankensystems gesprungen und bieten selber Finanzfunktionen an, so wie sie schon das mobile Telefonieren dominieren, weil es kaum Festnetze gibt. Ein Bewohner von Nairobi, der Hauptstadt Kenias, kann zum Beispiel an seine Verwandten in einem Dorf irgendwo im Land einen Geldbetrag per Handy überweisen: Ausgezahlt wird er vom örtlichen Büro oder Mitarbeiter einer Mobilfunkgesellschaft.

Visa wehrt sich

Die Anbieter von Kreditkarten verteidigen ihr Terrain und bringen sich als Partner ins Spiel. Visa hat zum Beispiel Mobile Visa payWave entwickelt, das sich auf NFC- und SIM-basierte Bezahlstationen am Point of Sale (POS) stützt. Auf der Händlerseite werden Kartenlesegeräte vorausgesetzt, die kontaktlose Zahlungen abwickeln können.

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