Detailierter Einblick

Was beim Surfen im Internet passiert

05.12.2013
Viele Internet-Anwender fühlen sich beim Surfen im Netz beobachtet, sei es von datenhungrigen Internet-Konzernen oder gar Geheimdiensten wie der NSA.

Viele user sind verunsichert, auch weil die Funktionsweise des Netzes nicht so leicht zu durchschauen ist. Was passiert eigentlich im Detail, wenn man eine Website ansteuert?

Aufrufen einer Webseite

Nach der Eingabe einer Webadresse in einem Browser wie Firefox, Chrome, Internet Explorer oder Safari werden Daten aus dem Netz angefordert, die dann auf dem Bildschirm erscheinen sollen. Die Anfrage läuft über den Internetanbieter. Das können zum Beispiel die Deutsche Telekom oder Vodafone sein. Die schicken die Anfrage über Glasfaserkabel an den nächsten Internetknoten.

Internetknoten

"Das Internet ist eigentlich ein Zusammenschluss aus vielen verschiedenen Netzwerken", erklärt Torsten Grote von der Free Software Foundation. An den Knotenpunkten können Daten von einem Netzwerk ins nächste übertragen werden. Die Daten werden dann zurück zum Computer des Anwenders geleitet.

Der weltweit größte Knotenpunkt ist der De-CIX in Frankfurt. 1000 Glasfaserkabel laufen hier zusammen, 500 Unternehmen sind um den Knoten herum angesiedelt. In Dutzenden Rechenzentren haben sie ihre Computer aufgestellt und verkabelt. Sie alle können sich hier gegenseitig Daten zuschicken. Internet-Knoten gelten als attraktives Angriffsziel für Datenspione der Geheimdienste. Beim De-CIX können Daten auch von deutschen Ermittlungsbehörden oder Geheimdiensten abgefangen werden, wenn eine richterliche Genehmigung vorliegt.

IP: Die Adresse des Computers

Das Aufrufen einer Webseite funktioniert eigentlich über deren IP-Adresse. Diese aus Ziffern bestehenden Adressen (z.B. 147.67.136.102) sind so etwas wie Anschriften im Internet. Ähnlich wie bei einer Adresse auf einem Paket weiß so der Postbote - in diesem Fall die Computer und Router in den Rechenzentren - wo ein Datenpaket hingehen soll.

Zusätzlich zur IP-Adresse werden technische Daten übertragen. In erster Linie sind das die Art von Computer, das Betriebssystem, die Aufösung des verwendeten Bildschirms und der Browser, mit dem jemand im Internet surft. Der Webseiten-Betreiber sieht so beispielsweise, dass jemand von einem Apple-Computer mit dem Firefox-Browser auf ihre Webseite zugreifen will. Diese Informationen sind wichtig, um Inhalte auf der Seite korrekt darzustellen. Eine Webseite sieht auf einem Handydisplay anders aus als auf einem große PC-Bildschirm.

Eine Kombination der Browserdaten kann allerdings so selten sein, dass sie quasi einen digitalen Fingerabdruck bildet und den Nutzer identifizierbar macht - "zum Beispiel, wenn ich der einzige in einer Firma bin, der mit einem iPhoneiPhone im Internet surft", sagt der Mainzer Medienwissenschaftler Pascal Jürgens. Alles zu iPhone auf CIO.de

Cookies

Ist die Anfrage beim Webseiten-Betreiber angekommen, schickt der seine eigenen Datenpakete zurück. Der Nutzer sieht dann die Inhalte der Webseite, etwa Texte, Bilder und Videos. Viele Server versuchen dabei auch, einen "Cookie" auf dem Rechner des Anwenders zu speichern. Englisch für Keks, bezeichnet das keine Süßigkeit, sondern eine kleine Textdatei, quasi ein digitaler Notizzettel. Ruft der Nutzer erneut die Webseite auf, erkennt der Server die Person wieder.

"Cookies erfüllen auch eine total praktische Funktion", sagt Grote von der Free Software Foundation. Sie merken sich beispielsweise Passwörter und ersparen den Nutzern so das Tippen. Sie merken sich aber auch die Nutzer selber. Die Anbieter können so auch erfahren, wie viele Leute regelmäßig auf ihrer Webseite vorbeischauen.

Auf einer Webseite befinden sich zudem oft nicht nur Inhalte von dem eigentlichen Anbieter, sondern auch von anderen Diensten, sagt Jürgens von der Universität Mainz. "Webseiten haben dutzende solcher Codeschnipsel." Die sorgen etwa dafür, dass Werbebanner angezeigt werden oder Buttons zum Teilen von Inhalten in Online-Netzwerken. Auch viele dieser Drittanbieter setzen Cookies - und merken sich so ebenfalls die Nutzer. Werbeanbieter können so auf das Surfverhalten der Nutzer zugeschnittene Angebote verkaufen.

Wer etwa häufig etwas über Mode, Autos oder Fußball anschaut, bekommt entsprechende Werbung angezeigt. "Letzten Endes sind solche Informationen aus mehreren Gründen sehr wertvoll", sagt Jürgens. "Die wichtigste Währung im Internet ist eben Aufmerksamkeit." Wer die Aufmerksamkeit der Nutzer besonders sicher auf bestimmte Werbung lenken kann, kann dafür mehr Geld verlangen. (dpa/rs)

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