Digitalisierung

Wenn der Damm der Old-Economy bricht



Folker Scholz schreibt zu den Themen Governance, Risk, Compliance, Nachhaltigkeit/CSR und Veränderungsmanagement. Als selbständiger Berater und Coach hilft er Unternehmen das dynamische IT-Umfeld und den Innovationsdruck neuer Geschäftsmodelle zu beherrschen. Er engagiert sich in der Fachgruppe Cloud der ISACA, in der Risk Management Association (RMA) und im Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik (DNWE).

Selbst große Player werden überholt

Oftmals erkennen selbst große Player die revolutionären Trends erst dann, wenn sie nicht mehr aufzuhalten sind, weil "die Neuen" das Geschäftsfeld so schnell übernehmen, dass jede Reaktion zu spät kommt. Auch erfolgsverwöhnte Unternehmen müssen deshalb vorsorglich Früherkennungs- und Veränderungs-Strategien für die eigenen Geschäftsmodelle entwickeln, fernab von eigenen Traditionen und dem Beharrungsvermögen von gewachsenen Strukturen.

Radikal neu denken und entwickeln erfordert neue Perspektiven und ungewohnte Sichtweisen. Kooperation, Austausch mit Kunden, Sparring mit externen Experten sowie die ernsthafte Bereitschaft, mit neuen Produkten und Geschäftsmodellen zu experimentieren, sind zwingend erforderlich.

Umsatz- und Gewinnvorgaben verhindern Experimente

"Ernsthaft" bedeutet zudem, die neuen Ideen nicht dem normalen innerbetrieblichen Konkurrenzkampf um die Investitionsbudgets und die besten Ressourcen auszusetzen. Umsatz- und Gewinnvorgaben als Maßstab aller Dinge unterdrücken Experimente, deren Wesen Unsicherheit und Risiko ist. Wer wirklich Neues schaffen will, muss auch neue Strukturen schaffen.

Die Natur macht vor, wie es geht

Die Natur ist dafür das beste Beispiel: Ihre Erfolgsprinzipien heißen "Mutation", "Fortpflanzung" und "Kooperation". Regelmäßige Veränderung und ständiger Neuaufbau von Strukturen verbessern die Chancen für das Überleben der Art. Das Mischen von "Gen-Pools" und die Kooperation in Gemeinschaften ermöglichen schnelle Entwicklungssprünge und Vorteile im Überlebenskampf.

Solche Denk- und Herangehensweise auf die Geschäftsentwicklung zu übertragen, ist vielen Unternehmen allerdings noch fremd. Stattdessen setzt man traditionell auf unternehmensinterne Abteilungen oder Positionen. Moderne Vorgehensweisen, die auf Transparenz, Kommunikation und Kooperation aufbauen, werden hingegen mit Misstrauen betrachtet und nur zaghaft angenommen.

Neujustierung mit Chief Digital Officer und Innovations-Teams

Ein guter Ausgangspunkt für die Neujustierung ist die Etablierung eines Chief Digital Officers. Er koordiniert hausweit den Innovationsprozess. Aus den vorgenannten Gründen darf er aber nicht auf die Linie reduziert sein. Vielmehr braucht er ein Team aus Sponsoren und Innovatoren mit der Bereitschaft, alles in Frage zu stellen.

Solche Innovations-Teams, "Digital Advisory Boards" oder "Digitalen Beiräte" müssen in der Lage sein, Start-ups oder Start-up-ähnliche Strukturen ins Leben zu rufen und auf Vorstands- und Aufsichtsratsebene Ergebnisse und Vorschläge zu adressieren.

Vielfalt und Expertise in den neuen Technologiefeldern sind ebenso Voraussetzung für die Teambesetzung wie Neugier, Experimentierfreude und Kreativität. Dazu sollten sie die sozialen Medien, gesellschaftlichen Entwicklungen und globalen Trends überblicken.

Unabhängiges Denken fördern

Es empfiehlt sich, einige Positionen extern zu besetzen, um unabhängiges Denken und die Infragestellung des Status quo zu gewährleisten. Zudem hilft es, über den Tellerrand zu blicken und genügend Diversifizierung sicher zu stellen. Ein solches Gremium muss ein klares Mandat und Ressourcen haben, neue Strukturen zu schaffen und in diesen die Zukunftsvisionen gemeinsam mit den Abteilungen, Kunden und Partnern an die Realität heranzuführen.

Ziel muss es sein, eine Innovations-Pipeline zu generieren, die ausgehend von Workshops und "Innovation Labs" über Start-ups hin zu neuen Geschäftsbereichen oder Joint Ventures führen.

Ein neues Geschäftsmodell erwachsen werden zu lassen, kann ein paar Monate oder Jahre dauern. Deshalb sollte man nicht zu spät mit seinerdigitalen Agendadigitalen Agenda beginnen. Wenn die Dämme erst gebrochen sind, dann kann es vielleicht zu spät sein. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

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