So bewältigt BWI das Thema Fachkräftemangel

Wie der Personalaufbau mit "Sinn" gelingt

Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Das Fehlen qualifizierter Arbeitskräfte in der IT-Branche ist besonders eklatant. Längst ist ein attraktiver Arbeitsvertrag nicht mehr ausreichend. Es geht um Perspektiven, Wertschätzung, Sinnhaftigkeit und Identifikation - es geht um Purpose.
Spätestens seitdem sich kriegerische Auseinandersetzungen in der Welt häufen, tut sich die Bundeswehr leichter im Recruiting und kann den vielzitierten Purpose ihres Tuns leichter begründen - erst recht, wenn es um IT-Positionen geht.
Spätestens seitdem sich kriegerische Auseinandersetzungen in der Welt häufen, tut sich die Bundeswehr leichter im Recruiting und kann den vielzitierten Purpose ihres Tuns leichter begründen - erst recht, wenn es um IT-Positionen geht.
Foto: BWI GmbH Frank Löschke

Eine Studie der Bitkom zum IT-Arbeitsmarkt zeigt die FachkräftesituationFachkräftesituation in Zahlen: Auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland fehlen etwa 137.000 IT-Fachkräfte, so der Stand Ende 2022. "Der Mangel an IT-Fachkräften macht den Unternehmen zunehmend zu schaffen und wird sich in den kommenden Jahren dramatisch verschärfen", erklärt Bitkom-Präsident Achim Berg. Es herrscht eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage nach IT-Fachkräften, die tiefgreifende Auswirkungen auf die Wirtschaft und Digitalisierungsprozesse hat. Alles zu Fachkräftemangel auf CIO.de

Mehr Digitalisierung, weniger Fachkräfte

Doch warum herrscht ein so großer Mangel an qualifizierten Arbeitskräften? Zum einen führt laut Achim Berg der demographische Wandel dazu, dass deutlich weniger junge Menschen mit IT-Qualifikationen auf den Arbeitsmarkt kommen, während gleichzeitig Ältere aus einschlägigen Berufen ausschieden. Auch die Digitalisierung stellt den Arbeitsmarkt vor eine Herausforderung: durch alle Branchen hinweg sorgen Digitalisierungsprozesse dafür, dass mehr Fachwissen und weitere Fachkräfte benötigt werden.

Katrin Hahn, BWI: "Es geht nicht um Gewinnmaximierung, sondern darum, an einem relevanten Thema zu arbeiten und einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten".
Katrin Hahn, BWI: "Es geht nicht um Gewinnmaximierung, sondern darum, an einem relevanten Thema zu arbeiten und einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten".
Foto: BWI

Gleichzeitig ist der Mangel an Fachkräften selbst die größte Herausforderung für digitale Transformationsprozesse - denn je digitaler Unternehmen werden, desto mehr Mitarbeitende werden benötigt, um diese Digitalisierung durchzuführen. Während der Bedarf immer weiter wächst, wird die Anzahl potentieller Bewerber und Bewerberinnen immer dünner und es ist kaum möglich, in gleichem Tempo neue Fachkräfte auszubilden - ein Teufelskreis.

Dem Fachkräftemangel entgegenwirken

Schon längst war Arbeitgebermarkt gestern. Um in der IT-Branche junge und angehende Fachkräfte zu erreichen, müssen Unternehmen gezielt Rahmenbedingungen schaffen, um mehr Fachkräfte zu begeistern.

Sie müssen nicht nur attraktive Arbeitsverträge bieten, sondern eine langfristige Personalstrategie vorweisen, um Fachkräfte zu gewinnen, zu binden und weiterzuentwickeln. Es gilt, Anreize zu schaffen, um sowohl vorhandenen Arbeitskräften Perspektiven zu bieten, als auch neue Menschen für die IT-Branche zu begeistern.

Arbeiten - aber (bitte) mit Sinn

Die Art und Weise, wie Menschen das Thema "Beruf" definieren, hat sich gewandelt. Für viele soll die Arbeitsstelle nicht mehr nur eine Möglichkeit des Lebensunterhalts bieten, sondern auch den Wunsch nach Selbstverwirklichung und Teilhabe erfüllen. Bei der Vielzahl an verfügbaren Stellen geht die Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber weit über die Frage nach dem passenden Gehalt hinaus - es geht um Überzeugung und Identifikation. Unternehmen, die IT-Fachkräften Aufgaben mit einem tieferen Sinn bieten können, heben sich von der Masse ab.

Dieser (Corporate) Purpose geht über den wirtschaftlichen Erfolg alleine weit hinaus. Viel mehr ist er das "Warum" eines Unternehmens, dessen Sinn und Zweck. Ohne dieses tief verankerte Unternehmensziel und die Identifikation damit, ist es schwierig, Fachkräfte zu gewinnen und vor allem auf Dauer zu halten.

Vom Mitarbeitenden zur langfristigen Unternehmensbindung

Dass es möglich ist, attraktive Arbeitsbedingungen mit einem tieferen Unternehmenszweck und einer sinnvollen Tätigkeit zu vereinen, zeigt die BWI GmbH. Als primärer Digitalisierungspartner der Bundeswehr verfolgt sie ein klares Ziel: die digitale Transformation der Bundeswehr. Das heißt in Frieden, Krise und Krieg erbringt sie für die Bundeswehr stabile, sichere und effiziente IT-Services im Inland und Ausland um Einsatzbereitschaft und Kampfkraft der Bundeswehr zu erhöhen.

Damit erfüllt die BWI einen wichtigen Zweck, der letztlich der zur Verteidigungsfähigkeit unseres Landes beiträgt. "Wir haben eine Aufgabe, die sehr Purpose-orientiert ist", so Katrin Hahn, seit 2020 Chief Resources Officer (CRO) der BWI. "Es geht nicht um Gewinnmaximierung, sondern darum, an einem wirklich relevanten Thema zu arbeiten und einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten". Mit ihrer Leistung hilft die BWI der Bundeswehr bei ihrer Auftragserfüllung und hat es entgegen aller Widrigkeiten auf dem Arbeitsmarkt geschafft, in den letzten vier Jahren um 4.000 Mitarbeitende zu wachsen. Derzeit beschäftigt der IT-Dienstleister rund 7.000 Mitarbeitende, Tendenz steigend.

Arbeitsbedingungen müssen stimmen

Neben einer sinnvollen Tätigkeit, einem guten Gehalt und diversen Benefits, müssen aber auch die Arbeitsbedingungen stimmen. Die BWI ist hier ebenfalls sehr aktiv. Katrin Hahn ist davon überzeugt, dass die Anpassungsfähigkeit von Unternehmen ebenso ein wichtiger Faktor für das Wachstum sei. Sogar in der Corona-Pandemie habe man es beispielsweise geschafft, mehr Kollegen und Kolleginnen einzustellen, als viele andere Unternehmen.

Man habe sich auf die gegebene Situation eingestellt, sei im Arbeitgebermarketing präsent gewesen und habe schnell die technischen Voraussetzungen geboten, um sichere Arbeitsplätze im Home-Office anzubieten. Auch über die Pandemie hinaus hat die BWI an den neuen Arbeitsmodellen festgehalten und diese in den Arbeitsalltag integriert.

Flexible Arbeitsformen seit Corona beibehalten

"Als ein Vorreiterunternehmen des öffentlichen Sektors wollen wir zeigen, wie flexible Arbeitsformen in der Praxis gelebt werden können - nicht zum Selbstzweck, sondern um die BWI leistungsfähiger für Kunden und attraktiver für aktuelle und künftige Mitarbeiter zu machen", so CRO Katrin Hahn. Menschen, die bei der BWI arbeiten, sollen die für ihre Produktivität passenden Rahmenbedingungen erhalten und unter anderem Beruf- und Privatleben gut miteinander in Einklang bringen können. Damit trifft die BWI den Zahn der Zeit und möchte unter anderem dem Fachkräftemangel trotzen, indem sie die Bedürfnisse der Mitarbeitenden aktiv aufgreift.

Unternehmen müssen begreifen, dass für Fachkräfte nicht nur ein gutes Gehalt und moderne Arbeitsbedingungen ausschlaggebend bei der Entscheidung für einen Berufsweg oder einen Arbeitgeber sind, sondern dass sie sich auch eine Sinnhaftigkeit wünschen. Die BWI zeigt, dass Arbeitgeber, die diesen Dreiklang hinbekommen, auch in schwierigen Zeiten Mitarbeiterwachstum bewerkstelligen können. Arbeitgeber können sich vor der wichtigsten Frage der Bewerber nicht mehr drücken, auch wenn sie sie nicht mehr hören und lesen wollen: Was ist der Purpose des Unternehmens?

Zur Startseite