Strategien


CIO-Umfrage zur Lizenzpolitik von Microsoft

"Das Fass ist übergelaufen"



Christoph Lixenfeld, seit 25 Jahren Journalist und Autor, vorher hat er Publizistik, Romanistik, Politikwissenschaft und Geschichte studiert.

1994 gründete er mit drei Kollegen das Journalistenbüro druckreif in Hamburg, schrieb seitdem für die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel, Focus, den Tagesspiegel, das Handelsblatt, die Wirtschaftswoche und viele andere.

Außerdem macht er Hörfunk, vor allem für DeutschlandRadio, und produziert TV-Beiträge, zum Beispiel für die ARD-Magazine Panorama und PlusMinus.

Inhaltlich geht es in seiner Arbeit häufig um die Themen Wirtschaft und IT, aber nicht nur. So beschäftigt er sich seit mehr als 15 Jahren auch mit unseren Sozialsystemen. 2008 erschien im Econ-Verlag sein Buch "Niemand muss ins Heim".

Christoph Lixenfeld schreibt aber nicht nur, sondern er setzt auch journalistische Produkte ganzheitlich um. Im Rahmen einer Kooperation zwischen Süddeutscher Zeitung und Computerwoche produzierte er so komplette Zeitungsbeilagen zu den Themen Internet und Web Economy inklusive Konzept, Themenplan, Autorenbriefing und Redaktion.

Dass Microsoft mit seinem Vorgehen viele Kunden überfordert, ist dem Konzern mittlerweile selbst klar. Um möglichst viele Unternehmen von der neuen Lizenzpolitik zu überzeugen, hat man bereits weit reichende Zugeständnisse gemacht. Wer sich für bestimmte Verträge qualifizieren will, braucht statt 500 PC-Plätzen nur 250. Die im Mai 2001 verkündete 5-monatige Entscheidungsfrist für die Umstellung auf das neue System wurde bereits zweimal auf insgesamt 15 Monate verlängert. "Unsere Annahme, dass die Unternehmen bis Oktober 2001 fit sind, war einfach falsch", räumt Microsoft-Lizenzexperte Ebermann ein. "Den Fehler haben wir korrigiert. Unglücklich war, dass wir das nicht gleich bedacht haben."

Möglicherweise hat der mächtige Marktführer auch einige andere Entscheidungskriterien der Kunden nicht richtig bedacht, etwa, dass noch nicht alle Konkurrenten in Sachen Bürolösungen vom Markt verschwunden sind. Zwar sagen die meisten CIOs im Augenblick noch, eine Abkehr von Microsoft sei "nicht entscheidbar"; einer sprach gar davon, dies würde ihn seinen Job kosten. Doch es gibt Anzeichen dafür, dass die "Gemeinschaft der Abhängigen" - wie Axa-Colonia-Einkaufschef Ulrich Hörster die Microsoft-Kunden nennt - gegen den Dealer aufbegehrt, statt angesichts der schwer kalkulierbaren Migrationskosten weiter nur die Faust in der Tasche zu ballen. "Es ist unser Ziel, in einem gewissen Zeitrahmen Microsoft von den Arbeitsplätzen wegzubringen", sagt EWT-CIO Grögeder. Modulare WebServices, die auf dem Datenformat XML basieren, haben seiner Ansicht nach das Potenzial, die Software-Leistungen der Redmonder auf Dauer zu ersetzen. Allerdings hat Microsoft das ebenfalls bereits erkannt: Mit ".net" führt der Konzern inzwischen selbst die größte dieser Web-Services-Initiativen an.

Das ruppige Vorgehen an der Lizenzfront bewirkt auch, dass sich immer mehr CIOs für Open-Source-Lösungen interessieren - und für einen fast schon totgesagten Office-Konkurrenten. Gartner-Analyst Mein geht davon aus, dass Star Office von Sun Microsystems bis Ende 2004 etwa zehn Prozent Marktanteil erobert haben wird, wenn Microsoft seine Geschäftspolitik nicht deutlich ändert.

Logistikdienstleister Fiege wagt an gut einem Dutzend von 160 Standorten in Europa bereits einen Probelauf mit Star Office. Man wolle das zwei Monate prüfen, so CIO Resch, und auch bei Schwierigkeiten nicht gleich aufgeben.

"Wir möchten einfach wissen: Sind wir eigentlich wirklich so abhängig von Microsoft?", erklärt Resch die Expedition ins Reich der Rebellen. "Und ich sage: Wir sind es nicht! Das Fass ist einfach übergelaufen."

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