Mehr als nur ein Redesign

Facebook Timeline für Unternehmen

19.03.2012
Von Matthias Sternkopf

Shitstorm-Bremse

Endlich können Nutzer eine private Nachricht direkt an den Betreiber der Fanpage, also an das Unternehmen selbst, schreiben. Bisher ließ sich auf Facebook mit Firmen nur über das öffentlich einsehbare Kommentarfeld kommunizieren. Jetzt auch möglich: Im Administrationsbereich lässt sich nun einstellen, dass alle Nutzerbeiträge vor der Veröffentlichung vom Unternehmen freigegeben werden müssen.

Viele Kritiker der neuen Timeline setzen hier an und werfen Facebook vor, den Nutzern wichtige Funktionen wegzunehmen. Und tatsächlich kommt der Schritt einem Machtverlust der User gleich. Auf der anderen Seite wird Facebook dadurch für viele Unternehmen interessanter, hatten diese doch bisher Bedenken, sich ungewollt den Groll der Facebook-Gemeinde zuzuziehen und einen unkontrollierbaren Sturm der Entrüstung auf der eigenen Facebook-Fanpage über sich ergehen lassen zu müssen.

Der Ing-Diba-Vorfall

Anfang 2012 hatte die Online-Bank Ing-Diba auf ihrer Facebook-Seite ein "Shitstorm"-Problem. Weil Basketball-Star Dirk Nowitzky für eine Ing-Diba-Werbung wie in Kindheitszeiten in der Metzgerei seines Vertrauens eine Scheibe Wurst verzehrt, entwickelte sich auf der Facebook-Seite des Unternehmens eine ausufernde und unsachliche Diskussion zwischen Veganern und Fleischessern.

Die Bank registrierte 1.400 Posts und über 15.000 dazugehörige Kommentare. Das Pinnwand-Hijacking ging für das Unternehmen glimpflich aus, weil es besonnen blieb und nicht den Fehler machte, allzu restriktiv zu agieren. Wäre die Timeline für Unternehmen jedoch ein paar Monate eher freigeschaltet worden, hätte Ing-Diba die Diskussion gezielter lenken und nach Austausch der Argumente auch beenden können.

Die Option einzugreifen, bleibt aber auch in Zeiten der Timeline gefährlich. Schnell könnten die auf Meinungsfreiheit und Transparenz wertlegenden Social-Media-Nutzer dem Unternehmen Zensur vorwerfen, wenn Postings und Kommentare unterdrückt werden. Unternehmen, deren Beitrag nicht zugelassen wurde, sollten den Nutzern sicherheitshalber eine kurze Nachricht zukommen lassen.

Aber auch wenn Kommentare zu spät frei geschaltet werden, kann das den Unmut der Nutzer auf das Unternehmen lenken. Auf jeden Fall sollten sich Firmen, die dieses Feature einsetzen wollen, darüber im Klaren sein, dass es viele Diskussionen hervorrufen kann.

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