Projekt-Management

"Ich möchte jetzt gehen"

Erst nach mehreren Gesprächen legen sich die Zweifel an ihm. „Ich habe zum ersten Mal erlebt, wie es IT-Leitern ergeht“, sagt Rohleder, der real Dietrich Ashoka Chopra heißt, bei CPC arbeitet und auch IT-Leiter berät. Nur wenige Teilnehmer beherzigen, gute Beziehungen aufzubauen. Doch nur so tragen alle Beteiligten das Projekt mit und rücken Informationen heraus. Keinem der Teilnehmer ist entgangen, dass für KDM-Projektleiter Helmut Sikorski die Einführung des Risiko-Management-Tools mindestens zwei Hausnummern zu groß ist. Ein Teilnehmer sagt ihm noch eine Stunde vor der Abschlusspräsentation, dass er ihn für das größte Projektrisiko hält. So gewinnt man keine Aufträge.

Nicht weniger uncharmant löst die Gruppe mit von Malotki das Problem. Auf dem Organigramm der Abschlusspräsentation sind alle Projektbeteiligten aufgezeichnet. Nur den Namen des Projektleiters haben sie gestrichen und durch ein N.N. ersetzt. Es hilft nichts: Projektleiter können sich die Beteiligten nicht aussuchen, auch wenn man sie für unfähig oder unsympathisch hält.

Die Beziehungspflege geht noch viel weiter. Am Vorabend der Abschlusspräsentationen hat Torsten Kronau zu einem Abendessen anlässlich seines Geburtstags eingeladen. Auch seine Großmutter Birgit Kronau ist leibhaftig gekommen. Zwar hat sich die Geschäftsführerin aus dem Tagesgeschäft der KDM zurückgezogen, doch besitzt sie noch immer Stimmrecht. Wer die 75-Jährige nur kurz grüßt und ansonsten links liegen lässt, hat im Kampf um den Auftrag schon fast verloren.

Anschließend treffen sich alle Teams wieder im Hotel und bereiten bis in die Nacht ihre Abschlusspräsentationen vor. Die roten kleinen Augen einiger Teilnehmer am nächsten Morgen liegen nicht an zu viel Alkohol. Auch von Malotki und sein Team haben für 22.00 Uhr fünf Manager ins Foyer gebeten. Alles, was sie ihnen zeigen, sind fünf leere Power-Point-Charts. Die Manager zeigen sich so erheitert wie erstaunt. Im wirklichen Leben wäre der Auftrag verloren.

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