Boreout statt Burnout

Manager fühlen sich unterfordert

Thomas Pelkmann ist freier Journalist in München.

Boreout ist nicht dasselbe wie Faulheit

Die Schweizer Autoren Rothlin und Werder legen Wert auf die Feststellung, dass Boreout und Faulheit nicht dasselbe seien: Wer einen Boreout habe, der wolle arbeiten und suche Herausforderung und Anerkennung.

Ein guter Teil des Arbeitstages eines vom Boreout befallenen Mitarbeiters aber gehe paradoxerweise dafür drauf, den Zustand der Unterbeschäftigung zu kaschieren, anstatt ihn zu ändern: "Wer einen Boreout hat, ist unzufrieden, aber so in der Situation festgefahren, dass er keine Lust hat, den Zustand zu ändern", so Philippe Rothlin in einem Interview (PDF-Dokument). "Also schützt er sich mit Scheinarbeit gar vor ‚noch mehr’ Arbeit".

Alles Quatsch, meint dagegen Beda Stadler, Immunologie-Professor an der Universtität Bern: "Bis jetzt hat niemand bemerkt, dass es sich bei dieser neuen Krankheit um einen Hoax handelt", so Stadler in einer NZZ-Kolumne, vergisst aber vor lauter Freude über die Entdeckung völlig zu argumentieren, warum das so ist.

Jochen Mai, Autor der Karrierebibel, wird deutlicher: "Boreout ist der Entschuldigungsversuch von Faulenzern und Jammerlappen. Sie empfinden sich als überqualifiziert und unterschätzt, bedauern die verschwendete Zeit im falschen Job und konservieren eine vor Selbstmitleid triefende Alles-Scheiße-außer-ich-Perspektive." Und natürlich fragten sich die Gelangweilten in Internetforen längst, ob die Folgen von Boreout nicht vielleicht schon von der Krankenkasse anerkannt werden.

Werden sie eher nicht, wie eine Broschüre der Techniker Krankenkasse (TK) zum Thema Stress erfolgreich managen (PDF) belegt. Hier kommt das Phänomen Unterforderung im Job allenfalls als Randnotiz vor. Eine eigene Symptomatik und ebensolche Therapieformen möchte man diesem Leiden aber nicht zubilligen.

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