Strategien


Bundeswehr-Projekt Herkules

Marsch ins Ungewisse

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

In der Privatwirtschaft, so Kerkhoff, sei es bei solch komplexen Projekten üblich, den Anforderungskatalog gemeinsam mit einem Partner aus der Industrie zu entwickeln. "Behörden haben aber viel zu viel Angst, dass das schon als vorweggenommene Kaufentscheidung gewertet werden könnte."

Aus dem Konsortium heißt es, die Beschreibung der Leistung, die vom industriellen Partner gefordert wurde, sei von Anfang an unklar gewesen: "Wir mussten uns unsere Aufgabe selber suchen." Auch seien einige kostspielige Probleme erst in der rechtlichen Feinprüfungsphase (Due Dilligence) ans Licht gekommen. Denn erst zu diesem Zeitpunkt konnten sich die Firmen über den Ist-Zustand der Bundeswehr-IT informieren.

So sehen die Beteiligten des Konsortiums im Vergaberecht die Hauptursache des Scheiterns. Das habe den Spielraum des Verteidigungsministeriums extrem eingeschränkt. Die SPD-Haushaltsexpertin und Berichterstatterin für Verteidigung im Haushaltsausschuss des Bundestages, Elke Leonhard, denkt bereits über gesetzliche Änderungen nach.

Gelassenheit bei der Bundeswehr

Bei der Bundeswehr sieht man die weiteren Verzögerungen gelassen. "Das ist ein ganz normaler Vorgang, jetzt verhandeln wir eben mit dem anderen Konsortium", sagt ein ranghoher IT-Leiter. Die Verantwortlichen rühmen sich für ihre Flexibilität. "Wir wollten mit ISIC 21 abschließen", heißt es dort. Und: "Wir haben aus den Verhandlungen viel gelernt." Deshalb werde man mit TIS schnell zum Abschluss kommen. Neue Zeitpläne wolle man aber nicht nennen.

Nun rechnen einige damit, dass Herkules ganz scheitern wird. Die Machbarkeit von Public-Private-Partnership-Unternehmungen scheint sogar grundsätzlich in Frage gestellt. "Im Ergebnis dürfte Herkules - eines der großen Reformvorhaben - insgesamt gefährdet sein", heißt es im EADS-Schreiben.

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