Strategien


Eurohypo-Fusion

Mit Ellenbogen zum Erfolg

Deutsche, Dresdner und Commerzbank haben in nur zwei Jahren ihre Immobilien-Töchter miteinander verschmolzen. Bei den internen Machtkämpfen behielt die Deutsche Bank oft die Oberhand - mit möglicherweise positiven Auswirkungen auf das Projekt.

Glück im Unglück hatte Martin Schmid (40): Der ehemalige Berater sollte IT-Chef bei der Hypotheken-Tochter der Commerzbank, der Rheinhyp, werden, da kamen schon Fusionsgerüchte auf. Die drei Großbanken Deutsche, Dresdner und die Commerzbank erwogen,ihre Hypotheken-Töchter miteinander zu verschmelzen. Das war Mitte 2000. Die Gerüchte wurden wahr - und Schmid war seinen neuen Job schnell wieder los, blieb aber im Boot. "Das hatte für mich den Vorteil, dass ich früh in die Gespräche über die IT-Integration eingebunden wurde", sagt Schmid, der heute in der IT-Tochter der neuen Hypothekenbank Eurohypo einer von zwei Geschäftsführern und damit direkt dem IT-Vorstand der Eurohypo Matthias Danne unterstellt ist. "Es hat fast alles so funktioniert, wie wir es uns vorgestellt haben", sagt Schmid heute, anderthalb Jahre nach dem Merger.

Für die Entwicklung einer Strategie und die Festlegung auf ein Zielsystem zur Abwicklung der Hypothekengeschäfte entwickelten Berater der Boston Consulting Group zusammen mit dem Vorstand der neuen Bank und dem von der Rheinhyp gekommenen Integrationsverantwortlichen Matthias Danne den ersten von vielen Kompromissen. Das System "Mark" der EDV-Servicegesellschaft für Hypothekenbanken (ESG), die für die IT der Deutschen Hyp und der alten Eurohypo gesorgt hatte, sollte für Standardprozesse des Hypothekenbankgeschäfts dienen. Das System der Rheinhyp "MBS wurde ausgebootet. Schmid hält das rückblickend für die richtige Entscheidung: Schließlich sei Mark das langjährig bewährte System und auch für andere Hypothekenbanken attraktiv gewesen. Nachdem Berater der KPMG und der Eurohypo (Alt) Mark vor Jahren entwickelt hatten, verkauften sie es zunächst an die Deutsche Hyp.

Kommission entschied pragmatisch

Das 1997 gegründete Joint Venture zwischen Deutscher und Dresdner Bank, die ESG, verkaufte die Hypothekenbank-Standard-Software schließlich weiter - an dieSEB Hyp, die Berlin Hyp und die Desia Schiffsbank. Der wichtigste Schritt zur Fusion war damit getan, ein Zielsystem gewählt - dasjenige der damaligen Deutsche-Bank-Tochter Eurohypo. "Da gab es keine Studie, das entschied eine Kommission, in der Boston Consulting, Vorstände und IT-Verantwortliche der Bank vertreten waren", sagt Schmid.

"Schon zu diesem Zeitpunkt scheitern viele Fusionen", erzählt Joachim Wolfarth (48) vom Wiesbadener IT-Beratungshaus CSC, der nach der Entwicklung der Strategie für die Projektdurchführung als Berater geholt wurde und nach und nach eine 15-köpfige CSC-Mannschaft zusammenstellte. Damit spielt Wolfarth auf die missglückte Fusion von Deutscher und Dresdner Bank an, die sich nach langen und zähen Verhandlungenzuletzt nicht auf ein gemeinsames System für den Zahlungsverkehr hatten einigen können. "BankenBanken haben oft ein überzogenes Selbstbewusstsein und sind zu steif für Kompromisse", meint Wolfarth. Eine Schlüsselrolle beim Frankfurter Hypothekenbank-Deal spielte schon hier der ehemalige McKinsey-Berater, frühere ITVorstand bei der Rheinhyp und nun IT-Vorstand derEurohypo, Danne. Er sei fähig, schnell klar zu machen, was delegiert werden und was er selbst erledigen müsse, lobt CSC-Mann Wolfarth. Die Entscheidung etwa, nach der Festlegung auf ein Zielsystem externerfahrene Berater einzukaufen, lag in Dannes Verantwortung. "Mr. Merger" nennt Wolfarth ihn deshalb. Top-Firmen der Branche Banken

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