Förderung in Europa möglich

Nachfrage nach Nickel dürfte durch E-Mobilität steigen

15.06.2021
Nickel steckt in verschiedenen Stahlsorten. Experten nehmen an, dass die Nachfrage nach dem Metall - ähnlich wie bei Lithium - deutlich anzieht. Wird das am Ende gefährliche Knappheit und höhere Preise bedeuten?
Nickel dürfte künftig in noch größerem Umfang in die Fertigung von Batterien fließen.
Nickel dürfte künftig in noch größerem Umfang in die Fertigung von Batterien fließen.
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Ein stark steigender Bedarf durch die E-Mobilität und gleichzeitig höhere Recycling-Anforderungen könnten die Versorgung mit Nickel in den kommenden Jahren unter Druck setzen. Das wichtige Metall - bisher vor allem in der Stahlproduktion eingesetzt - dürfte künftig in noch größerem Umfang in die Fertigung von Batterien fließen. Die Deutsche Rohstoffagentur (Dera) schätzt in einer aktuellen Analyse, dass Nickel schon 2025 hinter der Nutzung als Bestandteil von Legierungen und Edelstählen am zweithäufigsten für Energiespeicher etwa in Elektroantrieben zur Anwendung kommt.

Damit einhergehen könnten Risiken bei Verfügbar- und Nachhaltigkeit, heißt es zu der Studie, die am Dienstag vorgestellt wird. "Wir gehen davon aus, dass sich der globale Nickelbedarf je nach Szenario von heute rund 2,4 auf bis zu 3,4 Millionen Tonnen 2025 erhöhen wird", so Michael Szurlies von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover. Die Dera berät als Spezialabteilung der BGR die Bundesregierung, Wirtschaft und NGOs bei Rohstoffthemen, zum Beispiel zur Versorgungssicherheit und zu den ökologischen Folgen.

Nickel-Hauptlieferanten werden mächtiger

Nickel sei inzwischen ein "Schlüsselrohstoff" für die Verkehrs- und Energiewende. Wie bei anderen Ressourcen sind Deutschland und viele weitere Länder von denjenigen Staaten abhängig, in denen das Gros gefördert wird. Im Fall von Nickel ist das Indonesien. Das südostasiatische Land dürfte im Laufe der kommenden vier Jahre - bei unangefochtener Spitzenposition in der Förderung - nun auch zum größten Akteur in der Veredelung (Raffinade) aufsteigen, schätzt die Dera. Auf dem Weltmarkt für Nickel könnte so die Konzentration und damit die Macht der Hauptlieferanten weiter steigen. Inwieweit dies auf Preise von Endprodukten durchschlägt, ist noch schwer zu sagen.

Besonders die Autoindustrie, aber auch Maschinenbauer mit Solar- oder Windkraft-Schwerpunkt, Stahlhersteller oder die IT- und die Medizintechnik-Branche sind auf eine kontinuierliche Versorgung mit Basismaterialien angewiesen. Das gilt auch für Elemente wie Kobalt und Seltene Erden oder für Lithium, das bei reinen E-Antrieben meist zentraler Akku-Rohstoff ist. Die parallel erwartete Umorientierung in Richtung Nickel bei Batterietechnologien werten die Rohstoffstrategen dennoch als Zäsur: Binnen vier Jahren könnte der Anteil dieser Anwendungen von derzeit gut fünf auf bis zu 21 Prozent zulegen.

Man müsse sich zudem fragen, wie mehr Nickel und Nickel-Verbindungen am Ende der Lebensspanne der Produkte wiedergewonnen werden könnten - und wie sich eine weniger umweltschädliche und zugleich sozial gerechtere Förderung erreichen lasse. Das neue Lieferkettengesetz in Deutschland verpflichtet größere Abnehmer bald, die Einhaltung von Menschenrechts- und Ökostandards aktiv zu überprüfen. Die BGR sieht Fortschritte bei der Energieeffizienz. Die Experten schränken jedoch ein: "Auf der anderen Seite stellt der zunehmende Abbau in tropischen Regionen aufgrund des großen Flächenbedarfs ein Problem dar."

Nickel-Förderung in Europa

Um weniger verwundbar bei stockenden oder überteuerten Zulieferungen zu werden, erwägt Europa mehr Förderung auf dem Kontinent - zumindest bei einigen in Europa vorkommenden Metallen. Dazu gehört auch Nickel. Es ist aber zweifelhaft, ob die Mengen reichen, falls sich E-Autos durchsetzen. "Es ist gut, wenn in Europa zusätzlich eigene Kapazitäten aufgebaut werden", sagte Dera-Chef Peter Buchholz jüngst. "Nur müssen die Projekte kostenmäßig wettbewerbsfähig sein." Nickel werde beispielsweise schon in Kanada oder in Australien "nach den besten verfügbaren Umwelt- und Sozialstandards" gewonnen. (dpa/rs)

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