Public IT


Behörden und Corona

So steht es um Homeoffice in der Verwaltung

18.01.2021
Die Politik verlangt, dass Beschäftigte möglichst ins Homeoffice wechseln. Doch ausgerechnet in den eigenen Verwaltungen geht das oft nicht - das könnte sich jetzt ändern.
Die Politik verlangt, dass Beschäftigte möglichst ins Homeoffice wechseln. Doch ausgerechnet in den eigenen Verwaltungen geht das oft nicht - das könnte sich jetzt ändern.
Die Politik verlangt, dass Beschäftigte möglichst ins Homeoffice wechseln. Doch ausgerechnet in den eigenen Verwaltungen geht das oft nicht - das könnte sich jetzt ändern.
Foto: Undrey - shutterstock.com

Verwaltungsmitarbeiter, die im HomeofficeHomeoffice arbeiten und auf digitale Akten zugreifen, anstatt in der Behörde Papierberge zu wälzen? Lange Zeit war das nur schwer denkbar. Durch die Corona-Pandemie könnte sich daran jetzt etwas ändern. Denn der Appell, nach Möglichkeit zu Hause zu arbeiten, ist auch in der Verwaltung angekommen. "Die Städte haben in Sachen Homeoffice eine steile Lernkurve hinter sich", sagt Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags. Zu Beginn der Pandemie seien in kürzester Zeit Endgeräte beschafft und digitale Zugänge eingerichtet worden. Alles zu Home Office auf CIO.de

Er sei selbst überrascht gewesen, wie gut die Umstellung am Anfang der Pandemie geklappt habe, sagt Kreisdirektor Dirk Lönnecke vom nordrhein-westfälischen Kreis Soest. Dort setze man zwar schon seit einiger Zeit auf die DigitalisierungDigitalisierung der Verwaltung und habe auch vor Beginn der Corona-Krise Homeoffice ermöglicht. Bedenken, dass die IT zusammenbrechen könne, habe er dennoch gehabt, bekennt Lönnecke: "Durch die Pandemie haben wir den Anteil der Arbeit, die zu Hause geleistet wird, natürlich erheblich verändert." Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Von den 1.500 Kreisverwaltungsangestellten arbeiten laut Lönnecke coronabedingt rund 60 bis 70 Prozent zumindest zeitweise zu Hause - Bereiche eingerechnet, in denen Homeoffice gar nicht möglich ist. Darunter fallen etwa der Rettungsdienst oder der Bauhof. Auch in der Kfz-Zulassungsstelle sei wegen Kundenkontakts Präsenz gefragt. "Das Kreishaus ist aktuell, wenn überhaupt, nur zu einem Drittel besetzt", sagt Lönnecke. Allerdings müssten die Beschäftigten in einigen Bereichen zumindest zeitweise ins Büro kommen, etwa um Papierakten zurückzubringen.

Dass Behörden-Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten, ist jedoch auch in der Pandemie keine Selbstverständlichkeit. In jeder zweiten Kommune ist Homeoffice generell nicht möglich, in 20 Prozent der Kommunen nur für wenige Mitarbeiter. Zu diesem Ergebnis kam Anfang Dezember 2020 eine repräsentative Umfrage unter rund 600 Bürgermeistern und Digitalisierungsverantwortlichen, die der Digitalverband Bitkom und der Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB) in Auftrag gaben.

Zu den größten Hindernissen beim Homeoffice gehört demnach eine mangelhafte IT. So gaben 40 Prozent der Befragten an, dass die fehlende technische Ausstattung ausschlaggebend sei. Weitere 24 Prozent meinten, dass nicht genügend finanzielle Mittel für notwendige Investitionen vorhanden seien.

In Soest arbeiten die Mitarbeiter laut Kreisdirektor Lönnecke an eigenen Geräten und haben durch einen sogenannten Soft-Token Zugriff auf das Kreisnetz. Andere Kommunen legen derzeit bei der Technik nach und statten ihre Angestellten mit Notebooks, Diensthandys und Bildschirmen aus. Die Berliner Senatsinnenverwaltung etwa gab am Freitag bekannt, dass sie 5.000 weitere Laptops an die Bezirke ausliefere. Die Anschaffung sei allerdings keine direkte Reaktion auf Corona - sondern Teil einer Fünf-Jahres-Strategie des Senats, möglichst alle infrage kommenden Arbeitsplätze der Berliner Verwaltung auf mobile Endgeräte umzustellen.

Ende des vergangenen Jahres standen für die gut 23.800 Beschäftigten der Berliner Bezirksverwaltungen nur etwa 2.600 Laptops zur Verfügung - nach der Lieferung erhöht sich die Zahl entsprechend auf 7600. Damit könnte nicht ganz ein Drittel der Verwaltung mobil arbeiten. Besser ist die Ausstattung bei der Senatsverwaltung für Finanzen. Dort arbeiten laut einer Sprecherin derzeit 80 bis 90 Prozent von zu Hause aus. Bei den Finanzämtern liege der Anteil bei 60 Prozent.

Dem Deutschen Beamtenbund geht der Digitalisierungsprozess aktuell nicht schnell genug. Defizite behinderten auch die Bekämpfung der Corona-Pandemie, kritisierte der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach bei der Jahrestagung vergangene Woche in Berlin. "Wegen technischer Mängel und fehlendem Personal in den Gesundheitsämtern gibt es erhebliche Probleme in der Übermittlung von Daten, die zur Kontaktnachverfolgung von Corona-Infizierten notwendig sind."

Trotz aller Probleme meinen viele Verwaltungschefs, dass Corona Verwaltungen modernisieren werde - auch in Sachen Homeoffice. So gaben in der Umfrage von Bitkom und dem Städte- und Gemeindebund 41 Prozent der Befragten an, dass sie die Homeoffice-Regelung nach der Pandemie flexibler gestalten wollen.

Kreisdirektor Lönnecke aus Soest stellt auch bei den Führungskräften in seinem Haus ein Umdenken fest. Durch die Pandemie und die Notwendigkeit zum mobilen Arbeiten habe sich die Meinung bei vielen geändert, sagt er. "Die meisten merken: Es klappt."

Grundlage der Angaben ist eine Online-Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag von Bitkom und Deutscher Städte- und Gemeindebund von Ende August bis Anfang November 2020 durchgeführt hat. Dabei wurden Bürgermeister und Digitalisierungsverantwortliche von 623 Städten und Gemeinden befragt.

Die Umfrage ist repräsentativ für die Kommunen in Deutschland. Fragen: - Bieten Sie für die kommunalen Beschäftigten, deren Tätigkeit generell dafür geeignet ist, derzeit Homeoffice an? - Aus welchen Gründen bietet Ihre Kommune derzeit nicht für alle Beschäftigten Homeoffice an? - Inwiefern möchten Sie die Homeoffice-Regelung für die kommunalen Beschäftigten nach der Corona-Pandemie im Vergleich zur Homeoffice-Regelung vor der Pandemie anpassen? (dpa/rw)

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