Healthcare IT


Auswahlverfahren

Speed-Dating der Startups beim Rhön-Klinikum

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.
Seit 2006 gehört das Universitätsklinikum Marburg zur Rhön-Klinikum AG.
Seit 2006 gehört das Universitätsklinikum Marburg zur Rhön-Klinikum AG.
Foto: Rhön-Klinikum AG

"In zwei der Startups haben wir jetzt investiert, mit den anderen drei sind wir in sehr konkreten Verhandlungen kurz vor dem Abschluss", sagt Neumann. Und er verrät: "Weitere neue Startups sind in der Pipeline, das ist ein kontinuierlicher Prozess geworden."

Startup mit intelligent vernetztem Defibrillator

Die erste Startup-Beteiligung ist seit September 2016 Inovytec aus Israel, ein seit 2011 bestehender Entwickler von Erstversorgungs-Lösungen bei medizinischen Notfällen. Dessen handliche und leicht bedienbare Defibrillatoren sind überall außerhalb des Krankenhauses leicht einsetzbar - nicht nur an Bahnhöfen - und sind so intelligent vernetzt, dass sie nach der Aktivierung durch Ersthelfer den eintreffenden Sanitätern sofort alle wichtigen Körperfunktions-Daten des Patienten anzeigen und diese gleichzeitig an die Notaufnahme im Krankenhaus übermittelt, die sich auf die Weiterbehandlung vorbereiten kann. Für die Rhön Klinikum AG ist dieses System ein wichtiger Baustein, um die Versorgung auf dem Lande zu optimieren und die Krankenhäuser besser auf die Aufnahme von Notfallpatienten vorzubereiten.

Jens-Peter Neumann erklärt an diesem Beispiel, warum es sich auf der anderen Seite auch für die Startups lohnt, eine Partnerschaft mit seinem Unternehmen einzugehen, das in der Regel nur Minderheitsbeteiligungen von bis zu 20 Prozent anstrebt: "Nach dem Einstieg stellten wir dem Startup natürlich unser Know-how zur Verfügung und platzieren Experten dort im Advisory Board. Zudem kann ein solches Unternehmen wie Inovytec vom Einsatz seiner Technologie in der Praxis bei uns profitieren und mit dieser Expertise weitere Kunden akquirieren. Wir streben also eine Win-Win-Situation an!"

Israel ist Hauptregion

Nach den bisherigen Erfahrungen, hat Neumann eine ganz klare Haupt-Zielregion für seine Akquisitionen identifiziert: Israel. Hier ist er aktuell in Vorverhandlungen mit der Jerusalem Development Authority, viele gemeinsame Lösungen bis hin zu einem Inkubator vor Ort sind denkbar. Dafür hat der Klinik-Manager bereits einiges lokales Know-how und auch Kontakte gesammelt. Allerdings würde er zusätzlich gerne auf Erfahrungen von CIOs zurückgreifen, die schon lange mit Firmen in Israel zusammenarbeiten oder dort Inkubator-Erfahrung haben.

Welche Ziele hat Neumann noch - außer dem erfolgreichen Speed-Dating? "Rhön-Innovations soll eine Marke für Innovationen im Gesundheitsbereich, in eHealth und IT-Exzellenz werden. Im europäischen Markt und auch in Israel und langfristig in den USA. Wir sind kein Weltkonzern, aber wir liefern hervorragende Laborbedingungen für innovative Startups und haben flache Strukturen bei den Verhandlungen!" So flach, dass Neumann schon bald wieder unterwegs sein wird, zum nächsten Speed-Dating.

Unternehmen | Rhön-Klinikum AG

Die Rhön-Klinikum AG ist ein Krankenhauskonzern mit fünf Standorten und rund 5300 Betten, der sich auf versorgungsnahe Spitzenmedizin mit direkter Anbindung an Universitäten und Forschungseinrichtungen konzentriert.

Dank einer höheren Zahl behandelter Patienten stiegen der Umsatz in den ersten 9 Monaten 2016 um 6,4 Prozent und der Gewinn um gut ein Drittel. Für 2016 wird ein Umsatz von 1,17 bis 1,2 Milliarden Euro und einem operativen Ergebnis vor Abschreibungen von 155 bis 165 Millionen Euro erwartet.

Das Unternehmen setzt als einer der ersten Krankenhausbetreiber seit Oktober 2016 die webbasierte elektronische Patientenakte – kurz WebEPA – ein. Sie soll Haus-, Fach- und Klinikärzte miteinander vernetzen und somit eine bestmögliche Versorgung der Patienten gewährleisten.

Zur Startseite