Stahlsparte stärken

Thyssenkrupp verhandelt über Kauf von Klöckner

23.08.2019
Der kriselnde Industriekonzern Thyssenkrupp prüft einem "Handelsblatt"-Bericht zufolge die Übernahme des Stahlhändlers Klöckner & Co.
Die Thyssenkrupp-Aktie ist im Keller. Vorstandschef Guido Kerkhoff muss das ändern und prüft nun einen Zukauf.
Die Thyssenkrupp-Aktie ist im Keller. Vorstandschef Guido Kerkhoff muss das ändern und prüft nun einen Zukauf.
Foto: Tobias Arhelger - shutterstock.com

Beide Unternehmen führten bereits konkrete Gespräche über eine Übernahme von KlöcknerKlöckner durch ThyssenkruppThyssenkrupp, berichtete die Wirtschaftszeitung unter Berufung auf Konzernkreise. "Das Vorhaben ist sehr konkret und hat gute Chancen, umgesetzt zu werden." Die Firmen lehnten dem Bericht zufolge einen Kommentar dazu ab. Top-500-Firmenprofil für Klöckner Top-500-Firmenprofil für ThyssenKrupp

Es ist nicht das erste Mal, dass über ein Interesse Thyssenkrupps an dem im SDax notierten Stahlhändler spekuliert wird. Im Juni hatte das "Manager Magazin" berichtet, dass Thyssenkrupp an Klöckner & Co interessiert sei. Der Kurs hatte damals leicht zugelegt, fiel in den Wochen danach aber wieder deutlich zurück und war am 22. Juli auf das Rekordtief von 4,192 Euro gesunken. Seitdem hat sich die Aktie allerdings wieder erholt. Am Donnerstag beendete die Aktie den Xetra-Handel mit 4,84 Euro.

Thyssenkrupp will Werkstoffgeschäft stärken

Nach Veröffentlichung des "HB"-Berichts zog die Aktie nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate auf 5,651 Euro an - das ist ein Plus von knapp 17 Prozent im Vergleich zum Xetra-Schluss. Damit erreichte die Aktie wieder das Niveau, das es kurzzeitig nach dem "Manager-Magazin"-Bericht erreicht hatte. Im Herbst 2018 hatte die Aktie des StahlhändlersStahlhändlers allerdings zeitweise noch mehr als 10 Euro gekostet. Bei einem Kurs von 5,651 Euro wird Klöckner & Co mit rund 564 Millionen Euro bewertet. Top-Firmen der Branche Industrie

Mit der möglichen Klöckner-Übernahme will Thyssenkrupp sein Werkstoffgeschäft stärken, das zusammen mit der Stahlherstellung den neuen Kernbereich des Unternehmens bilden soll. Eigentlich hatte Thyssenkrupp das Stahlgeschäft über eine Fusion mit Tata Europe Steel loswerden wollen. Das hatte allerdings die EU-Kommission untersagt, so dass der Konzern jetzt nach neuen Alternativen suchen muss.

Für den Klöckner-Deal würde Thyssenkrupp dem Bericht zufolge rund 800 Millionen Euro brauchen, wovon ein Teil durch Verkäufe wieder hereingeholt werden könne. Zusammen käme das Werkstoffgeschäft von Thyssenkrupp und Klöckner auf Basis des vergangenen Geschäftsjahres auf einen Pro-forma-Umsatz von mehr als 21 Milliarden Euro. Fusioniert wären die beiden Unternehmen der dominante Werkstoffhändler in Europa und Nordamerika mit knapp 27.000 Mitarbeitern.

Aufzuggeschäft steht zur Disposition

Um einen möglichen Kauf von Klöckner & Co und weitere Akquisitionen zu finanzieren, steht das Aufzuggeschäft zur Disposition. Die derzeit profitabelste Sparte wird im Moment für einen Börsengang vorbereitet, allerdings steht der Plan unter Vorbehalt. Zuletzt hatte Vorstandschef Guido Kerkhoff durchblicken lassen, dass auch ein Teilverkauf an Finanzinvestoren denkbar sei.

Am Donnerstagvormittag hatte das "Manager Magazin" berichtet, dass die Sparte bei Finanzinvestoren auf großes Interesse stößt. Zu den interessierten Adressen zähle alles, was in der Branche Rang und Namen habe: Advent, Apollo, CVC, Carlyle, KKR und wohl auch EQT, hieß es in dem Bericht.

Für Private Equity sei der Fall eine einmalige Gelegenheit, zitiert das Magazin namentlich nicht genannte Investmentbanker. Es sei "längst klar", dass Finanzinvestoren Kerkhoff ein Angebot unterbreiten würden, das er "vielleicht nachverhandeln, aber nicht ablehnen" könne. Der Gesamtwert der Sparte wird auf bis zu 14 Milliarden Euro geschätzt. Die Thyssenkrupp-Aktie legte am Donnerstag nach Veröffentlichung des Berichts um bis zu acht Prozent zu.

Die Thyssenkrupp-Aktie ist allerdings seit Wochen und Monaten wegen des verbotenen Stahl-Deals, der hohen Schulden, sinkender Rohstoffpreise und der allgemeinen Wirtschaftsflaute auf Tiefflug. Mitte August war sie mit 9,252 Euro auf den tiefsten Stand seit 2003 gefallen. Vor zwei Jahren hatte die Aktie noch mehr als 25 Euro gekostet. Da das Unternehmen an der Börse derzeit nur noch mit 6,5 Milliarden Euro bewertet wird, droht zudem der Dax-Abstieg. (dpa/rs)

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