CIO Isabelle Droll

TUI zeichnet Zulieferer mit Green IT Awards aus

12.04.2023
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
TUI hat seine Zulieferer in Sachen IT-Sustainability ausgezeichnet. CIO Isabelle Droll erzählt, wie die Idee entstand, was überraschte und was jetzt besser läuft.
Isabelle Droll, CIO von TUI Airline, Hotels and Corporate, erklärt, was es mit den Green IT Awards auf sich hat.
Isabelle Droll, CIO von TUI Airline, Hotels and Corporate, erklärt, was es mit den Green IT Awards auf sich hat.
Foto: TUI InfoTec

Frau Droll, Sie sind die Initiatorin der "Green IT Awards", die TUI in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen hat. Worum geht es bei dieser Initiative?

Isabelle Droll: Nachhaltigkeit steht weit oben auf der Agenda der TUI. Unser Ziel ist, die positiven sozio-ökonomischen Aspekte des Reisens zu stärken und unseren ökologischen Fußabdruck möglichst gering zu halten. Technologie ist integraler Teil der TUI Nachhaltigkeitsagenda, die wir vor kurzem veröffentlicht haben. Wir arbeiten mit vielen Partnern in der IT zusammen und es ist klar, dass wir unsere Nachhaltigkeitsziele nur mit ihnen gemeinsam erreichen können. Deshalb haben wir den TUI Green IT Award ins Leben gerufen.

Welche Kategorien gibt es?

Isabelle Droll: Lieferanten konnten sich in drei Kategorien bewerben, die sich eng an der TUI Nachhaltigkeitsagenda orientieren. Die drei Kategorien sind People, Planet und Progress. People meint dabei Themen rund um HR und Soziales, Planet umfasst Themen zu Emissionsreduktionen, Umweltschutz und Energieeinsparungen. Progress ist der Bereich, in dem wir über innovative Technologien und Partnerschaften sprechen.

Wie war die Resonanz? Wie viele Partner haben teilgenommen?

Isabelle Droll: Wir haben mit mehreren hundert IT-Lieferanten Geschäftsbeziehungen bei TUI - natürlich in ganz unterschiedlichen Konstellationen. Wir freuen uns, dass insbesondere viele unserer engen Partner dem Aufruf gefolgt sind. In die engere Wahl sind am Ende 60 Partner mit ihren Projekten gekommen. Im nächsten Jahr dürfen es natürlich noch mehr sein. Aber schon die jetzigen Teilnehmer repräsentieren etwa 15 Prozent des Umsatzes des globalen ICT-Sektors, weil auch einige der großen Tech-Firmen teilgenommen haben - wir erreichen also schon einen signifikanten Teil.

Diese Supplier wurden ausgezeichnet

Partner AWS erhielt den "TUI Green IT Award" in der Kategorie "Planet". Darüber freuten sich (von links): Kathleen Knössel (AWS), Sebastian Ebel (CEO der TUI Group), Anna Eigemeier (AWS), Paul Armstrong (AWS) sowie Isabelle Droll (Initiatorin des TUI Green IT Awards/ Master Domain Owner und Mitglied des IT Leadership Boards der TUI Group) und Paul Walker (Mit-Initiator des TUI Green IT Awards/ Group Procurement Director, TUI Group).
Partner AWS erhielt den "TUI Green IT Award" in der Kategorie "Planet". Darüber freuten sich (von links): Kathleen Knössel (AWS), Sebastian Ebel (CEO der TUI Group), Anna Eigemeier (AWS), Paul Armstrong (AWS) sowie Isabelle Droll (Initiatorin des TUI Green IT Awards/ Master Domain Owner und Mitglied des IT Leadership Boards der TUI Group) und Paul Walker (Mit-Initiator des TUI Green IT Awards/ Group Procurement Director, TUI Group).
Foto: TUI Group

Die Gewinner von 2023 heißen Amazon, Deutsche Telekom und QA. Wofür bekamen sie einen Preis?

Isabelle Droll: Amazon (USA) wurde in der Kategorie "Planet" für ihre Unterstützung der Climate Pledge Arena ausgezeichnet, die das Ziel hat, die erste unabhängig zertifizierte Netto-Null-Arena zu werden. Dabei kommen Dashboards von Amazon Web Services AWS zum Einsatz, um alle Nachhaltigkeitsauswirkungen zu messen.

Und wie überzeugte die Deutsche Telekom in der Kategorie "Progress"?

Isabelle Droll: Die Deutsche Telekom sorgt mit intelligenten Recyclingprozessen von Dienstbekleidungen ihrer Mitarbeitenden dafür, den Materialverbrauch und CO2-Emmissionen bei der Herstellung von Textilien zu reduzieren. Hierfür nutzt sie ihr Partnernetzwerk und eigene digitale Tools. Textilsammelbehälter mit IoT-Sensoren ermöglichen eine automatische Kontrolle der Füllstände, vermeiden unnötige Kontrollfahrten und schaffen ein bedarfsgerechtes Entsorgungsmanagement durch den Partner RemondisRemondis. Top-500-Firmenprofil für Remondis

Bleibt die gemeinnützige Initiative "Teach the Nation to Code" (TTNTC) von QA Ltd. aus Großbritannien …

Isabelle Droll: Es handelt sich hier um eine gemeinnützige Initiative, die kostenlose IT-Einsteiger-Workshops für Menschen jeden Alters und jeder Herkunft anbietet. TTNTC legt den Fokus insbesondere auf die Entdeckung verborgener Talente in unterrepräsentierten Gruppen in der IT und auf Menschen, die keine Möglichkeit für eine traditionelle Ausbildung haben. Die Jury hat der individuelle Ansatz und der Fokus auf unterrepräsentierte Gruppen überzeugt und sie kürte QA zum Gewinner in der Kategorie "People".

Was wollten Sie von den Teilnehmenden wissen?

Isabelle Droll: Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, eine "allgemeine" Nachhaltigkeitsleistung der Lieferanten zu messen - dafür gibt es Ratingagenturen und NGOs. Zudem spielen diese Nachhaltigkeitsaspekte auch in unseren Procurement-Prozessen eine wichtige Rolle. Vielmehr haben wir nach konkreten Projekten (sogenannte Sustainability Actions) gesucht, von denen wir auch hier bei TUI lernen können. Es ging also um InnovationInnovation, gegenseitiges Lernen und konkrete Umsetzungsbeispiele. Alles zu Innovation auf CIO.de

Wie sah denn der Fragebogen konkret aus?

Isabelle Droll: Die Teilnehmenden haben einen umfangreichen Fragebogen ausgefüllt. Er war in drei Teile unterteilt: Einem generellen Commitment zur Nachhaltigkeit, den wir mit 30 Prozent gewertet haben, einer konkreten Nachhaltigkeitsinitiative, die wir mit 50 Prozent gewertet haben und der dritte Aspekt war der Bezug der Nachhaltigkeitsinitiative zu TUI bzw. dem Tourismussektor, der mit 20 Prozent gewertet wurde. Der Fragebogen wurde quantitativ ausgewertet und daraus eine Shortlist für die Jury generiert.

Wer war in der Jury?

Isabelle Droll: Die Shortlist hat dann eine Jury aus Mitgliedern des Group Executive Committee und Senior Leadern aus Procurement, Group Sustainability, HR und IT ausgewertet und die Gewinner gewählt. Das war ein spannender Prozess und alle Supplier der Shortlist hatten so die Sicherheit, dass ihre Konzepte und viele Arbeit einmal bei wichtigen Entscheidungsträgern besprochen wurden.

Der Dialog mit den Zulieferern ist am wertvollsten

Was ist der Vorteil für die Supplier?

Isabelle Droll: Die Gewinner tragen den Titel "TUI Green IT Award 2023". Der große Vorteil - das hat auch das Feedback der Supplier gezeigt - war aber der Dialog über das Thema Nachhaltigkeit und darüber, wie verschiedene Partner mit konkreten Lösungen Verantwortung übernehmen. Die Bewerbung wurde meist durch das Key Account Management der Supplier getragen. Dort besteht natürlich ein großes Interesse daran, sich bei TUI als nachhaltiger Partner zu präsentieren. TUI setzt sich seit 30 Jahren für Nachhaltigkeit ein, vor kurzem haben wir eine ambitionierte TUI Nachhaltigkeitsagenda vorgestellt - unseren Partnern is also klar, dass dieses Thema für uns sehr wichtig ist.

Gibt es weitere Benefits?

Isabelle Droll: Neben der Besprechung in der Jury mit Top-Entscheidern bei TUI bekommen die Supplier nun auch die Möglichkeit, ihre Lösung bei unseren internen "Sustainable IT Lunch & Learn Sessions" vor IT-Kolleginnen und -Kollegen zu präsentieren. Es geht uns hierbei um den Transfer und die Inspiration für Kolleginnen und Kollegen. Und nicht zuletzt gibt es natürlich auch eine gewisse PR-Wirkung. Denn die Gewinner sind Teil unserer Kommunikationsmaßnahmen über verschiedene Kanäle hinweg, intern wie extern. Also auch an dieser Stelle : Well done, Amazon/AWS und Deutsche Telekom und QA.

Was hat Sie überrascht?

Isabelle Droll: Über den Bewertungsansatz der "Sustainability Action" haben wir auch einige überraschende Ergebnisse. So hatten Supplier, die eigentlich sehr bekannt für Nachhaltigkeit sind, eher ihre allgemeine Nachhaltigkeits- und Klimastrategie präsentiert. Das ist natürlich toll zu sehen, wie weit manche schon gehen, das war aber nicht Teil des Awards. Dagegen haben andere Supplier, die wegen Nachhaltigkeit auch öffentlich kritisiert werden, die Chance genutzt und sich mit interessanten Projekten präsentiert.

Gab es besondere Bewerbungen?

Isabelle Droll: Für mich war die größte Überraschung der Gewinner der Kategorie People. Die Firma QA - ein Anbieter für digitale Bildung - ist für TUI eher ein kleiner Supplier und wir hatten bis dato auch aktuell nur in UK Geschäftsbeziehungen. Mit dem Gewinn des Awards hat die Firma nun eine TUI-weite Präsenz bekommen. Und das völlig zurecht. Das Programm "Teach the Nation to Code" hat einen tollen Impact und verbindet die Themen sozialer Teilhabe mit Diversität und Fachkräftemangel im IT-Sektor.

Lernen stand im Mittelpunkt

Ihr Fazit?

Isabelle Droll: Wir wollten diesen ersten Durchlauf zum eigenen Lernen nutzen. Umso mehr freuen wir uns über das positive Feedback. Unser CEO, CSO und CIO haben das Thema von Anfang unterstützt und mitgetrieben, das war ein wichtiger Erfolgsfaktor. Denn es zeigt, wie tief das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen verankert ist.

Wie geht es weiter?

Isabelle Droll: Wir haben uns entschlossen, den Award nun jährlich zu vergeben. Nach dem erfolgreichen Start werden wir nun überlegen, wie wir ihn weiterentwickeln. Unser Ziel ist, noch mehr Supplier zu einer Teilnahme zu ermutigen. Dafür werden wir den Fragebogen umgestalten und die User Experience verbessern. Wir möchten auch dezidiert kleinere Lieferanten und solche, die sich beim Thema Nachhaltigkeit "erst auf den Weg" gemacht haben, ansprechen. Vielleicht machen wir einen speziellen KMU Award. Wir schauen aktuell, was die Auswertung der Feedbacks ergibt.

Wie hat der Award die Zusammenarbeit mit Ihren Suppliern verändert?

Isabelle Droll: Der Award hat uns einen offenen und ehrlichen Dialog mit unseren Suppliern zum Thema Nachhaltigkeit und Innovation eröffnet. Davon werden wir bei unseren eigenen Ambitionen im Bereich der Nachhaltigkeit für IT profitieren. Also wir können das Konzept nur empfehlen! Und wir teilen gern unsere Erfahrungen.

Mehr zum Thema:

Was Allianz, Baywa und TUI für Nachhaltigkeit tun

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