Public IT


Bitkom-Studie nach PRISM

Vertrauen in Staat und Behörden schwindet

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Während der Schutz des eigenen Computers mit Anti-Viren-Programmen und Firewall inzwischen weit verbreitet ist, ergreift derzeit nur eine Minderheit Gegenmaßnahmen wie die Nutzung von Verschlüsselung, Anonymisierungsdiensten oder Meta-Suchmaschinen, die keine persönlichen Daten speichern.

Verschlüsselung, Anonymisierung und Meta-Suchmaschinen wenig genutzt

Elf Prozent nutzen Proxies oder Anonymisierungsdienste wie Tor. Verschlüsselungsprogramme für Dateien und E-Mails setzen acht beziehungsweise sechs Prozent ein, auf getunnelte Internetverbindungen (VPN) greifen vier Prozent zurück. Meta-Suchmaschinen werden von drei Prozent der Internetnutzer eingesetzt. „Auffällig ist, dass es zwischen den Altersgruppen kaum signifikante Unterschiede gibt. Die sogenannten Digital Natives sind den älteren Internetnutzern in Sachen Schutzmaßnahmen nicht voraus", sagte Kempf.

Wie schützen sich die Bürger selbst, wenn ihr Staat sie nicht schützen kann oder will?
Wie schützen sich die Bürger selbst, wenn ihr Staat sie nicht schützen kann oder will?
Foto: Bitkom/Aris

Der Grund für den Verzicht auf Verschlüsselungssoftware ist vor allem fehlendes Wissen. Rund zwei Drittel (65 Prozent) geben an, sich mit solchen Programmen nicht auszukennen. Bei 59 Prozent setzt der Kommunikationspartner keine entsprechende Software ein. Nur ein Viertel (24 Prozent) hält Verschlüsselung grundsätzlich für zu aufwändig. Sieben Prozent geben an, es störe sie nicht, wenn ihre Daten von Dritten eingesehen werden. „Die Zahlen zeigen, dass es ein Interesse und einen Markt für Sicherheitstechnologien gibt", sagte Kempf.

Der Bitkom fordert nun „rasche und konkrete Schritte" zur Aufklärung der Ausspähaktivitäten. Unter anderem sei eine europäische und transatlantische Vereinbarung über die Zusammenarbeit der Geheimdienste dringend notwendig.

"Schutz vor Ausspähung nicht allein Unternehmen aufbürden"

„Gleichzeitig darf der Schutz vor Ausspähung nicht allein den Unternehmen aufgebürdet werden", warnte Kempf. So setzt sich der Bitkom seit Langem für eine EU-Datenschutzverordnung mit hohen deutschen Standards ein. Als Abwehr gegen Geheimdienstmaßnahmen eigne sie sich aber nicht. Die Verordnung regele gerade nicht das staatliche Handeln in Sicherheitsfragen, sondern den Umgang mit Daten in Unternehmen. Diesen zu verbieten, Daten herauszugeben, zu deren Herausgabe sie aufgrund anderer Rechtsgrundlage verpflichtet sind, bedeute, dass sie sich entweder in Europa oder zu Beispiel in den USA ins Unrecht setzen würden, so Kempf.

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