Kein Bock auf Brillenschlange

Warum 3-D-Fernseher gekauft, aber nicht genutzt werden

06.11.2012
Von Thomas Kuhn

Spärliches Pay-TV-Angebot

Denn noch immer werden kaum reguläre 3-D-Inhalte im Fernsehen übertragen. Die spärlichen Angebote der Pay-TV-Sender erinnern nicht mal entfernt an so etwas wie Vollprogramme. Und auch das Angebot an 3-D-Filmen auf DVD oder Blu-ray ist zwar wachsend, aber offenbar für die Masse der potenziellen Neukunden noch immer nicht als zwingendes Kaufargument für die 3-D-Fernseher ausreichend. Und selbst Highlights wie etwa die Olympischen Sommerspiele in London, bei denen Sky 3D, Virgin Media und die BBC rund 300 Stunden Programm produzierten, sorgen bestenfalls kurzfristig für Aufmerksamkeit.

Keine Frage, wer die Eröffnungs- oder Schlussfeier, den 100-Meter-Sprint der Herren oder die täglichen Zusammenfassungen der Höhepunkte vor entsprechend großen Monitoren und mit der entsprechenden 3-D-Technik ausgerüstet verfolgte, der konnte sich der Faszination der räumlichen Spiele im eigenen Wohnzimmer kaum entziehen. Doch tatsächlich ist es wohl so, dass das Angebot den Zuschauern jenseits solcher Events zum einen noch lange nicht ausreicht. Und die Brillen, die die Fans opulenter Bilder im Kino anstandslos akzeptieren, sind daheim - jenseits der fehlenden Inhalte - noch immer das größte Hemmnis, sich auf die dritte TV-Dimension einzulassen. Kein Bock auf Brillenschlange, sozusagen.

Aus zweidimensional mach dreidimensional

Und vor allem letzteres Problem wird sich auf absehbare Zeit noch nicht lösen lassen. Denn selbst wenn beispielsweise der japanische Elektronikriese Toshiba inzwischen auch in Europa seinen ersten Megafernseher auf den Markt gebracht hat, der in der Lage ist, seinen Betrachtern auch so etwas wie räumliche TV-Bilder ohne Brille zu bieten, noch erinnert das Bilderlebnis nur entfernt an die dreidimensionale Realität. Zudem funktioniert der Effekt nicht aus beliebigen Blickwinkeln vor dem Display und nicht bei beliebig vielen Betrachtern zugleich. Und zu allem Überfluss liegt der Kaufpreis des Gerätes etwa auf dem Preisniveau eines 3-D-Jahresabos fürs Kino.

Da dürfte ein anderer technischer Fortschritt womöglich schneller dafür sorgen, dass sich die Akzeptanz für die dritte Dimension am Fernsehgerät allmählich dem Anteil der bereits installierten Geräte annähert. Denn angesichts des Mangels an 3-D-Inhalten stecken die Hersteller der TV-Geräte inzwischen eine Menge an Know-how in die Entwicklung spezieller Software, die in der Lage ist, reguläres zweidimensionales Bild- und Videomaterial in Echtzeit so umzurechnen, dass es am Bildschirm zumindest einen 3-D-Eindruck erzeugt.

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