Thomas Wessinghage

Wie Sie sich fürs Joggen motivieren

10.05.2021
Von Maren Hoffmann

Wenn ich feststelle, dass die Beschwerden unabhängig vom Sport auftreten - es also während, danach und am nächsten Morgen nicht mehr weh tut als sonst - dann kann ich mein Training fortsetzen. Ansonsten sollte ich es modifizieren und mir Rat bei einem Arzt oder einem Trainer holen.

Mit der Pulsuhr persönliche Belastung regulieren

Kann man auch ohne Sport gesund leben?

Thomas Wessinghage: Ja. Man kann aber nicht ohne ausreichend Bewegung gesund leben. Sport ist ja eine Erfindung der Antike, alsdann wieder der Neuzeit. Zwischendurch gab es gar keinen Sport, und auch da haben viele Menschen gesund gelebt, die keinen Sport getrieben haben.

Eine vernünftige körperliche Belastung ist allerdings erforderlich. Die kann auch in einem entsprechenden beruflichen Umfeld entstehen. Naturhistorisch betrachtet, sind die Zeiten, als wir uns jagend und sammelnd durch die Gegend bewegten, noch nicht sehr lange her. In der Zivilisationsgesellschaft kann man erfolgreich sein, ohne sich ausreichend zu bewegen. Aber man wird die Folgen irgendwann spüren.

Bewegung mag in der Natur des Menschen liegen. Aber immer mehr Läufer rüsten sich für diese natürliche Sache technisch hoch und nehmen sogar aufwendige diagnostische Verfahren in Anspruch. Braucht man wirklich eine Pulsuhr? Und muss jeder Hobbysportler einen Laktattest machen?

Thomas Wessinghage: Technische Spielereien stellen eine gewisse Hilfe dar. Die Pulsuhr ist eine wunderbare Hilfe, das Belastungsempfinden auf normale Werte zu justieren. Denn das von Männern jenseits der vierzig ist oftmals justiert auf ein Empfinden, das sie irgendwann mal mit Mitte zwanzig hatten. Das möchten sie gerne wieder aufnehmen und finden, dass es sich richtig anfühlt, sich die Kante zu geben, weil sie das früher so gemacht haben. Das ist aber Blödsinn.

Aus vielen wissenschaftlichen Untersuchungen wissen wir, dass die gängigen Formeln zur Berechnung des optimalen Pulswertes nur für 50 Prozent der Menschen gültig sind - und wir wissen nicht, bei welchen 50 Prozent. Eine zierliche alte Frau etwa kann durchaus 30 Schläge mehr haben als ein junger Mann, der stattlich gebaut ist und mit einem relativ geringen Puls durch die Gegend läuft.

Solche Faktoren bilden die gängigen Formeln nicht ab. Mit der Bestimmung der Laktatwerte schaltet man Unsicherheiten aus. Die Analyse soll nicht die Leistungsfähigkeit messen, sondern das Körpergefühl so justieren, dass der Betreffende weiß, wann er sich im richtigen Trainingsbereich befindet.

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