Strategien


CIO Christa Koenen

Deutsche Bahn-IT schafft Führungskräfte ab

Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Der KI-gestützte Roboterkopf SEMMI unterstützt künftig das Servicepersonal der Deutschen Bahn.
Der KI-gestützte Roboterkopf SEMMI unterstützt künftig das Servicepersonal der Deutschen Bahn.
Foto: Deutschen Bahn

Zu den ersten Pilotprojekten gehört die konzerninterne Verrechnung von Leistungen mit Hilfe von Smart Contracts. Ein weiterer Anwendungsfall dreht sich um die Einnahmeaufteilung im Nahverkehr, die mit der Blockchain transparenter werden soll. Dahinter steckt ein typisches Problem im Bahnbetrieb: Für Verkehrsverbünde, die Ticketerlöse regelmäßig auf die Verkehrsunternehmen im Tarifverbund aufteilen, ist es eine komplexe Aufgabe, eindeutig zu ermitteln, welche Einnahmen auf welchen Anbieter entfallen. Nahtlose Reiseketten, die künftig immer mehr Anbieter integrieren, erschweren die Zuordnung von Umsätzen zusätzlich.

Machine Learning und IoT bei der Deutschen Bahn

Auf dem Radar hat Koenen auch die Themen Data Analytics und künstliche Intelligenzkünstliche Intelligenz (KI). Bei der DB Systel entstand beispielsweise die KI-basierte Lösung AIM ("Acoustic Infrastructure Monitoring"). Sie erkennt über Luftschallmikrofone und Körperschallsensoren akustische Unregelmäßigkeiten an mechanischen Anlagen und meldet diese, noch bevor eine Störung eintritt. Die Bahn testet das System etwa an Rolltreppen im Düsseldorfer Hauptbahnhof und in Hamburg. Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de

Auch für IoT-Konzepte gibt es im Konzern vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Neben Predictive-Maintenance-Systemen für das "rollende Material" stattet die Bahn beispielsweise auch Weichen mit Sensoren aus, die drohende Defekte frühzeitig erkennen sollen.

Bimodal ist der falsche Begriff

Dass das Konzept der bimodalen IT im digitalen Umbau helfen kann, glaubt Koenen nicht: "Ich benutze den Begriff ungern, weil er einen Teil der IT abwertet." In der Praxis zeige sich, dass eine Zweiteilung der IT kaum funktioniere. Wie viele Großunternehmen müsse auch die Bahn mit einem historisch gewachsenen IT-Ökosystem umgehen und dieses sukzessive modernisieren und modularisieren. Teile der IT entwickelten sich in diesem Prozess zur "Commodity". Das aber sei keine Frage von schnell oder langsam: "Entscheidend ist das Tempo, mit dem die Bahn insgesamt auf Veränderungen reagieren kann."

Die IT hat ein Image-Problem

Mit der Außenwahrnehmung der IT ist Koenen trotz aller Digitalisierungsinitiativen noch nicht zufrieden: "Obwohl sie ein wichtiger Produktionsfaktor ist, hat die IT in Summe ein Imageproblem." Allzu oft werde sie noch als Kostenfaktor und zu wenig als Treiber und zentraler Erfolgsfaktor der Digitalisierung gesehen. "Wir müssen die IT entmystifizieren", fordert Koenen. Statt sich in technischen Details zu verlieren gelte es, die Komplexität zu verbergen und den Wertbeitrag herauszustellen. Der kleine, aber feine Unterschied aus ihrer Sicht: "Wir sollten nicht ständig erklären, was die IT tut, sondern was sie bewirkt."

Zur Startseite