Strategien


E-Commerce bei Thomas Cook

Später Landeanflug

02.05.2005

Nun taucht der Veranstalter nur am äußersten Rande seines Charts auf, auf dem er die Nähe der Geschäftsaktivitäten zum Kerngeschäft dargestellt hat. "Thomas Cook gehört nicht mehr unverrückbar zum Kerngeschäft", konstatiert der Ex-TUI-Vorstand und Ex-Verkaufschef von Condor Born - "ich war sehr verwundert". Zudem sei ja bekannt, dass die Lufthansa gerne das Condor-Fluggeschäft aus dem Thomas-Cook-Portfolio herauskaufen würde.

Thomas-Cook-Chef Beeser setzte bei der Sanierung von Thomas Cook zunächst bei Neckermann an, dem Veranstalter, bei dem er vor Jahren als Reiseleiter begann. "Neckermann war für Beeser das wichtigste", sagt Tourismus-Professor Born, "und da war er ja auch erfolgreich. Dafür hinkt nun das Internetgeschäft hinterher.

Die Hoffnung gilt der zentralen Datenbank für das Katalogmanagement. Sie bietet Beeser den Ansatz für den Anfang März auf der Bilanzpressekonferenz ausgerufenen "Investitionsschwerpunkt E-Commerce" - einst Pichlers Hauptanliegen. "Traditional Outlets" wie die 3600 Reisebüros machen bislang den Großteil des 7,5-Milliarden-Geschäfts aus. Umsätze von 500 Millionen Euro habe der Konzern über virtuelle Kanäle eingenommen, resümiert Vorstandschef Beeser. Thomas Cook will laut Dietrich "massiv in dieses Thema investieren und strebt "eine deutliche Erhöhung des Umsatzes im Bereich der Non-traditional Outlets an. Das wird jedoch Dietrichs Nachfolger Reinhard Eschbach (siehe Seite 56) umsetzen.

Thomas Cook fehlt Marke für das Internet

Internetanbieter wie Opodo und Expedia profitierten jahrelang davon, dass etwa Thomas Cook den Bereich bislang stark unterschätzte. "Opodo zieht sich Daten von unserer Homepage herunter und bereitet sie neu auf", erläutert Projektleiter Woestmann, "wir nehmen die aktuellen Daten aus unserer nun konzernweit zentralen Datenbank und müssen uns daher nicht auf eine Perspektive eines Hotels beschränken." Doch haben Expedia und Opodo ihre Marken im Veranstaltungsgeschäft längst etabliert. Branchenkenner Stephan Gerhard: "Während einige Flugmarken wie hlx für Hapaq Loyd Express und Gexx für Germania Express schon längst als reine Internetmarken etabliert sind, gibt es von den Veranstaltern nichts Vergleichbares", meint der Treugast-Geschäftsführer. Allerdings verfügen sie über keinerlei Produkte. Anders bei der TUI und bei Thomas Cook. Dietrich sieht ebenfalls hier die Vorteile - nicht zuletzt wegen des neuen Katalogmanagementsystems: "Sämtliche Bilder eines Hotels aus dem Neckermann-Katalog befinden sich jetzt in einer zentralen Datenbank."

Die erste Serie Neckermann-Kataloge hat Thomas Cook bereits gedruckt - ein Meilenstein für Projektleiter Woestmann, der so Kosten senkt und Prozesse vereinfacht. Derzeit macht er Mediamine, das zuvor "in kleinem Umfang" in Belgien zum Einsatz kam, fit für die Quellmärkte Deutschland, Frankreich, Österreich und Holland. "Und wir sind nicht auf proprietäre Layout-Programme wie Quark Express angewiesen", freut sich Woestmann, der so quasi nebenbei Lizenzkosten von mehreren 100 000 Euro spart.

Zur Startseite