Oliver Bäte

Allianz-Chef: "Wir sind beim Umbau zu langsam"

17.01.2019
Allianz-Chef Oliver Bäte hat bei der Neuaufstellung des größten europäischen Versicherers einmal mehr ein höheres Tempo gefordert.
Allianz-Chef Oliver Bäte muss sich im Konzern erst noch zurechtfinden.
Allianz-Chef Oliver Bäte muss sich im Konzern erst noch zurechtfinden.
Foto: Allianz

"Wir sind beim Umbau zu langsam. Es rumpelt ordentlich, wie Sie ja auch öfter schreiben", sagte Konzernchef Bäte der Süddeutschen Zeitung. "Aber die gute Nachricht ist, dass es konsequent in die richtige Richtung geht und gut überlegt ist." Bäte, der seit 2015 amtiert, will in den kommenden Jahren vor allem die Produktwelt des Konzerns vereinfachen und dabei die Vorteile der DigitalisierungDigitalisierung nutzen. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Der 53-Jährige will dabei weiter alte Zöpfe abschneiden. "Es gab viel Unsinn bei der AllianzAllianz. In der AutoversicherungAutoversicherung hat sie sich zwei Jahrzehnte geweigert, mit der Werkstattbindung eine vernünftige Schadensteuerung zu machen, weil sie die Autoindustrie nicht verärgern wollte. Aber die Autoindustrie hatte damit gar kein Problem und hat uns gesagt, das machen andere doch auch. Jetzt bieten wir die Werkstattsteuerung an, und 50 Prozent unserer Kunden in der Kaskoversicherung schließen Verträge mit Werkstattbindung ab." Top-500-Firmenprofil für Allianz SE Top-Firmen der Branche Versicherungen

Als Beispiel, wie die Allianz künftig ihre Produkte handhaben will, nannte er den neuen europäischen Direktversicherer. "Wir haben vor fast 20 Jahren den Direktversicherer Allianz 24 gegründet und danach wieder eingeklappt. Diesmal ist das ganz anders", sagte der frühere McKinsey-Berater. "Wir haben lange darüber nachgedacht, wie das mit unseren Vertretern zusammenpasst, wie wir die Kundenzuordnung und die Provisionssysteme anpassen müssen und wie wir verhindern, dass wir uns selbst Konkurrenz machen."

Amazon als neuer Wettbewerber

Die europäische Direktversicherung solle als Musterbeispiel für andere Produkte dienen. "Wir vereinheitlichen Produkte und Prozesse mit einer einheitlichen IT, die auch funktioniert. Dabei bauen wir auf der vorhandenen Infrastruktur auf. Das ist strategisch auch deshalb von großer Bedeutung, weil das die Basis sein wird, von der aus wir alternative Produkt- und Prozessmodelle auch für das alte Kerngeschäft entwickeln", sagte er dem Blatt. Das sei notwendig, um auch der zunehmenden Konkurrenz durch über Plattformen wie Amazon vertriebenen Versicherungen Herr zu werden.

Immer wieder aufkommende Kritik an seinem Führungsstil und dem zu schnellen Umbau des Konzerns entgegnete Bäte, dessen Vertrag erst vor kurzem bis 2024 verlängert wurde: "Wir nehmen uns die Zeit dafür, die Leute abzuholen. Man kann nicht alle gewinnen, aber 80 Prozent, die wichtig sind im Management. Und die, die nicht mitmachen wollen, muss man nach Hause schicken." Bäte dementierte dabei aber einmal mehr Spekulationen über ein Programm zum massiven Stellenabbau in Deutschland. "Das ist kompletter Unsinn. Darum geht es nicht."

Bäte, der erst der zehnte Chef des 1890 gegründeten Versicherers ist, räumte aber auch Fehler in seinen ersten vier Jahren an der Konzernspitze ein. "Ich habe einiges unterschätzt. Zum Beispiel, wie schwierig es ist, unsere Sachversicherung in Deutschland zu modernisieren, und wie viel Widerstand gegen Veränderungen es da gab. Ich habe auch unterschätzt, wie viel Fingerspitzengefühl man braucht, um damit umzugehen." (dpa/rs)

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