Strategien


"Wir sind sicher nicht so naiv wie viele andere"

Sieben Fragen an EADS-CIO Guus Dekkers

Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Der E-Marketplace

Generell hält der EADS-CIO aber viel von elektronischen Marktplätzen. Gemeinsam mit dem E-Market-Betreiber SupplyOn hat Airbus einen Cloud-basierenden Marktplatz für die Aeronautik-Industrie aufgebaut, der nicht nur die First-Tier-Supplier sondern auch deren Zulieferer auf einer Plattform zusammenbringt.

Laut Dekkers tummeln sich auf "AirSupply" mittlerweile rund 800 Zulieferer allein aus dem Airbus-Universum; Eurocopter und Astrium haben sich ebenfalls angeschlossen. Große Supplier wie Safran und Liebherr nutzen die Plattform auch zum Austausch mit ihren eigenen Zulieferfirmen.

Kompetenz-Zentrum für RFID

Ein anderes Thema, das vor allem für Airbus strategische Bedeutung hat, ist die berührungslose Identifikation über Funktechnik, Radio Frequency Identification oder RFID genannt. Hierfür hat das Unternehmen ein Kompetenz-Center eingerichtet.

In der neuen A 350 ist quasi jedes bewegliche Teil, das an Bord ist, mit einem RFID-Tag ausgerüstet, so dass es bequem geortet werden kann. Auf diese Weise lässt sich beispielsweise innerhalb kurzer Zeit überprüfen, ob unter jeder Sitzfläche eine Schwimmweste liegt - ohne dass sich jemand bücken und die Sitze anheben muss. Verhinderbar ist auf diese Weise auch, dass bei der Konstruktion ein Werkzeug dort verbleibt, wo es später den Betrieb stört, zum Beispiel in den Tragflächen.

Ein solches System ist nicht nur für die A 350, sondern auch für die älteren Maschinen sinnvoll. Wie Dekkers zu bedenken gibt, reicht es aber nicht, Funkchips an die Ausrüstung anzuheften. Zuvor müssten Produkte und Support-Prozesse an die automatische Identifikation angepasst werden.

Vor allem der Produktqualität soll ein anderes innovatives Projekt dienen: Unter dem Titel Mixed Reality, kurz Mira, hat Airbus eine Anwendung für die technische Qualitätskontrolle erstellt. Sie wird durch TabletsTablets bedient und bezieht die Kamerafunktion der mobilen Endgeräte mit ein. Alles zu Tablets auf CIO.de

Mixed Reality steigert die Qualität

Ein einziger Flieger weist 40.000 Klammern zur Befestigung der Kabelbäume auf, so Dekkers. Deren korrekte Beschaffenheit und exakter Sitz müssen penibel kontrolliert werden. Früher gingen die Kontrolleure mit Papier und Kugelschreiber durch die Maschine und hakten jede einzelne Klammer ab. Heute haben sie einen exakten Designplan auf dem Tablet; mit Hilfe der Kamera gleichen sie Ist und Soll permanent ab. Damit sparen sie 90 Prozent der bisher benötigten Zeit.

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