"Es geht darum, Entscheider zu werden"

Sinn und Unsinn der universitären Manager-Ausbildung

26.05.2008
Von Karsten Langer

Warum ist das so?

Die Kunden sind emotionalisiert über den Klimawandel. Überspitzt: Klimaschutz ist Religionsersatz geworden. Kunden beispielsweise wollen aktuell geringe CO2-Emissionen - auch bei der Stromerzeugung. Grün gewaschene Konzerne bedienen - nicht immer professionell - grün gewaschene Konsumentenhaltungen. Aber der Kunde will Stromsparen und auch beim Strom sparen. Also - so die aktuell erfolgreichste Kampagne - immer einen Cent günstiger als die anderen. Die Kunden wollen billigen Strom mit geringen Emissionen. Das senkt den Umsatz und determiniert teilweise auch die Produktionsweise.

Die Politik will hingegen keine Atomkraftwerke. Die EU fordert wiederum einen Verkauf von Netzen, bei denen die deutsche Bundesnetzagentur eine Höchstrendite von 3,6 Prozent festgeschrieben hat, die der Kapitalmarkt schließlich nicht akzeptieren kann. Die Verbraucherschützer wollen hingegen die Verstaatlichung, die von der Regierung nicht gewollt ist. So paradox sind die Bedürfnisse konstruiert.

Wie attraktiv ist dann noch das Management?

Diese Paradoxien sind es, die gutes Management unmöglich machen und gleichzeitig die Attraktivität erklären, warum es Management geben muss und warum sich Manager dafür interessieren. Manager sind Paradoxiekünstler des "weder-nochs" und des "sowohl-als-auchs".

Vor dem Hintergrund dieser paradoxen Gemengelage von Interessen und atmosphärischen Überlagerungen muss der Manager Entscheidungen treffen. Das wäre bei voller Kenntnis aller Widersprüche gar nicht möglich und funktioniert deswegen nur mit StrategienStrategien der Invisibilisierung, also mit Strategien der Undurchsichtigkeit, der Nichttransparenz. Alles zu Strategien auf CIO.de

Das wird kaum auf Gegenliebe bei den Corporate-Gouvernance-Anhängern stoßen.

Transparenz ist derzeit der Lösungsfetisch. Ich bin da zögerlich. Es geht ja bei Invisibilisierung nicht um Täuschung, sondern um Ablenkung oder Umlenkung von Aufmerksamkeiten. Statt dröger und eben leider widersprüchlicher Daten, Fakten und Zahlen muss der Manager heute eine Geschichte erzählen. Durch die Geschichte kann er relativ viele Dinge invisibilisieren.

Zur Startseite