Flüssige Schätze

Wein immer mehr eine Geldanlage

11.04.2017

In Deutschland seien es vor allem Wein-affine Menschen und Menschen mit Sammlergeist, die in Wein investierten, sagt der Weinfachmann und Unternehmensberater für Weingüter, Valentin Brodbecker. Große Weinfonds wie in London gebe es nicht. Die dortigen seien wie Aktienfonds gebaut, mit einer Mindestbeteiligung von 50000 Pfund. "Da investieren auch Versicherungsgesellschaften und Pensionsfonds." Deutsche Anleger kauften lieber Weine bei Auktionen und lagerten sie ein.

Lafite, Latour, Mouton, Château Margaux und Château Haut-Brion

"Ich kenne mehrere Ärzte, bei denen der Weinkeller mehr wert ist als das Haus, das darauf steht", sagt Brodbecker. Oft seien darunter Premier Cru aus dem Bordeaux - also Lafite, Latour, Mouton, Château Margaux und Château Haut-Brion. "Das sind die Blue Chips des Weingeschäfts", sagt Brodbecker. Deren Wertentwicklung liege bei sechs bis sieben Prozent pro Jahr. Auch bei Weinen aus Deutschland seien diejenigen mit Tradition und internationaler Reputation am gefragtesten, zum Beispiel von Egon Müller. "Die waren um 1900 schon teuer und sind es heute noch."

Solches Spezialwissen sei nötig, um Geld in Wein anlegen zu können, sagt auch Christian König, der in der Pfalz einen kleinen Weinfonds im Wert von 100000 Euro eingerichtet hat. Es ist kompliziert: Beim Wein hängt der Preis nicht nur vom Produzent und Jahrgang ab, sondern auch von Lagerung, Zustand und Distribution. Das Urteil von Verbraucherschützer Niels Nauhauser ist eindeutig: "Wein ist keine Geldanlage, Wein ist ein Konsumgut." Zwar könne Wein im Preis steigen, wenn er als Gut knapp werde - aber die Aussichten seien völlig unvorhersehbar. "Ich würde das niemandem empfehlen. Das ist eher etwas im Bereich Liebhaberei."

Der Winebank-Gesellschafter Buttlar erzählt von solch einer Flasche: Eine Barbeito Madeira Terrantez aus dem Jahr 1795 liegt in einem der Gewölbekeller. "Aber eigentlich wollen wir kein Museum sein. Die Menschen sollen den Wein genießen." Auch Weinfachmann Brodbecker findet es legitim, die Anlage zu liquidieren. "Eine Aktie kann man nicht essen, aber wenn der Wein an Wert verliert, kann man ihn immer noch trinken." (dpa/rs)

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