Projekte


Vom Filmentwickler zum Fotofinisher

Wie CeWe Color den Filmriss überlebte

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
2,6 Millionen Fotobücher hat CeWe Color im vergangenen Jahr verkauft. Das war ein Wachstum von 75 Prozent.
2,6 Millionen Fotobücher hat CeWe Color im vergangenen Jahr verkauft. Das war ein Wachstum von 75 Prozent.

In Deutschland sind es immerhin 45 Prozent. Basis dieses Erfolgs ist heute die digitale Fotografie. 2002 noch stellte das Unternehmen knapp 39 Millionen Digitalfotos her, 2008 waren es mehr als 1,78 Milliarden Stück. Als aktuellen Verkaufsschlager betrachtet das Unternehmen seine Fotobücher. 2008 explodierte bei 2,6 Millionen Stück die Nachfrage gegenüber dem Vorjahr um fast 75 Prozent, noch 2005 wurden lediglich 71.000 Exemplare verkauft.

Geschäftsmodell Business-to-Business-to-Consumer ist ein Dogma

Die Unternehmenszahlen der CeWe Color AG & Co. OHG.
Die Unternehmenszahlen der CeWe Color AG & Co. OHG.

Diese exorbitante Wachstumsrate zeigt schon, dass es sich hier um ein junges Marktsegment handelt. Und das in einem Unternehmen, das fest in den Wirtschaftswunderjahren der jungen Bundesrepublik wurzelt. Firmengründer Heinz Neumüller heiratete 1949 die Tochter des Fotohändlers Carl Wöltje, dessen Initialen dem seit 1961 bestehenden Unternehmen den Namen gaben. Bei so viel Tradition ist das Beharren auf alten Erfolgsrezepten nicht überraschend. Das Geschäftsmodell Business-to-Business-to-Consumer sei für sein Unternehmen ein Dogma, sagt Joachim Marz.

Die Endverbraucher bringen ihre Filme, CDs oder Speicherkarten also weiterhin in die Filialen der Handelspartner - nahezu alle bekannten Drogerie- und Elektronikmärkte, Kaufhäuser und Fotohandelsketten. Oder sie erwerben ihre Fotobücher im Internet - beispielsweise bei AmazonAmazon - und gestalten sie dann mit der Software von CeWe Color am eigenen Rechner. Immer noch B2B2C also, aber unter völlig anderen Bedingungen. "Bei allem Jubilieren: Wir sind zwar nie in die roten Zahlen gerutscht, mussten aber auch Arbeitsplätze abbauen", so Marz. 4000 Mitarbeiter beschäftigte man einmal, derzeit sind es 2800. Alles zu Amazon auf CIO.de

Fundament des Überlebens im digitalen Zeitalter ist bei CeWe Color in besonderem Maße die IT. Der heute 52 Jahre alte Joachim Marz kann hier von Erfahrungen berichten, wie sie mancher CIO in den vergangenen Jahren gemacht hat: "Als ich 1998 hier angefangen habe, hatten wir keine zentrale EDV, geschweige denn ein zentrales Enterprise Resource Planning." Mittlerweile gibt es selbstverständlich eine zentrale IT für alle Standorte vom polnischen Graudenz bis ins französische Montpellier. Mit seinen 30 Mitarbeitern sei er für die klassische IT verantwortlich, so Marz.

Daneben besteht aber noch eine zweite, dem CTO Dr. Reiner Fageth unterstellte IT: 50 Mitarbeiter, die Online-Applikationen entwickeln und an Kundenwünsche anpassen. "Wir machen zum Beispiel die Clients selbst, mit denen unsere Kunden im Internet bestellen", erklärt Marz. Überhaupt ist das Internet-Geschäft ein weiteres Beispiel für den radikalen Wandel. Er könne sich noch gut an die unbändige Freude vor einigen Jahren erinnern, als der 100ste Auftrag über das World Wide Web eintraf. Mittlerweile läuft fast die Hälfte des Digitalfotogeschäfts via Internet.

Zur Startseite