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Künstliche Intelligenz

Audi prüft Schweißpunkte mit KI

Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.
Nach Abschluss einer Testphase startet der Automobilhersteller mit dem Roll-out einer KI-Software. Sie überprüft Schweißpunkte im Karosseriebau.
Eine KI-Anwendung überprüft bei Audi die Qualität der Schweißpunkte an Fahrzeugkarosserien. Mitarbeiter des Autobauers sehen die Ergebnisse auf einem Dashboard.
Eine KI-Anwendung überprüft bei Audi die Qualität der Schweißpunkte an Fahrzeugkarosserien. Mitarbeiter des Autobauers sehen die Ergebnisse auf einem Dashboard.
Foto: Audi AG

Entwickelt und getestet wurde das System im Audi-Werk Neckarsulm. Dort kommt es auch zuerst im Karosseriebau zum Einsatz. Der Volkswagen-Konzern will das Verfahren im Lauf des Jahres auch an anderen Standorten einsetzen.

Das Prüfsystem analysiert pro Schicht etwa 1,5 Millionen Schweißpunkte, die beim Widerstandspunktschweißen (WPS) an 300 Fahrzeugen anfallen. Bislang prüften Mitarbeiter mithilfe von Ultraschall stichprobenartig die Qualität der 5.000 Schweißpunkte an der Karosserie eines Fahrzeugs. Dank künstlicher Intelligenz haben sie nun mehr Zeit für die Analyse auffälliger Stellen.

Planung: Daten für Predictive Maintenance nutzen

AudiAudi will die Daten, die die KI-ApplikationKI-Applikation bereitstellt, in weiteren Bereichen nutzen. Ein Beispiel ist die vorausschauschauende Wartung (Predictive Maintenance). Top-500-Firmenprofil für Audi Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de

Entwickelt wurde die KI-Anwendung bei Audi in Neckarsulm von einem Team, das Mathias Meyer (links) und Andreas Rieker (Mitte) leiten. Ihm gehören auch Datenanalysten wie Nick Hauck (rechts) an.
Entwickelt wurde die KI-Anwendung bei Audi in Neckarsulm von einem Team, das Mathias Meyer (links) und Andreas Rieker (Mitte) leiten. Ihm gehören auch Datenanalysten wie Nick Hauck (rechts) an.
Foto: Audi AG

"Digitalisierte Fertigungslinien sind eine Grundlage für die Audi-Produktion der Zukunft", sagt Gerd Walker, Vorstand für Produktion und Logistik bei dem Automobilhersteller. "Im Rahmen unserer Produktionsstrategie '360factory' werden wir die Fertigung an den weltweiten Standorten noch effizienter gestalten. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Serie hat dabei sehr großes Potenzial."

Normen und Zertifizierungen entwickeln

Ein wichtiger Punkt bei der Entwicklung des KI-Systems war die Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ), dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) sowie dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA). Der Grund: Bislang gibt es für KI-Anwendungen keine unabhängige Institution, die Normen und Zertifizierungen erarbeitet.

Dies will Audi zusammen mit den drei Partnern ändern. "In der Fertigung lässt sich so zum Beispiel in einem Audit schlüssig argumentieren, wie das Ergebnis einer KI-gestützten Prüfung zustande kommt", erläutern Mathias Mayer und Andreas Rieker, Projektleiter WPS-Analytics bei dem Hersteller. Außerdem haben Fachleute der beiden Fraunhofer-Institute und von Audi einen KI-Leitfaden für Produktionsumgebungen erarbeitet.

Das KI-gestützte Prüfsystem unterstützt pro Schicht die Analyse von 1,5 Millionen Schweißpunkten, die beim Widerstandspunktschweißen von 300 Fahrzeugkarosserien anfallen. Zuvor konnten Mitarbeiter nur mittels Stichproben die Qualität der Schweißpunkte prüfen.
Das KI-gestützte Prüfsystem unterstützt pro Schicht die Analyse von 1,5 Millionen Schweißpunkten, die beim Widerstandspunktschweißen von 300 Fahrzeugkarosserien anfallen. Zuvor konnten Mitarbeiter nur mittels Stichproben die Qualität der Schweißpunkte prüfen.
Foto: Audi AG

Weitere Werke folgen

Mittlerweile baut Volkswagen an weiteren Standorten eine KI-Infrastruktur auf, mit der sich die Qualität von WPS-Schweißpunkten prüfen lässt. Dazu gehören Brüssel (Audi) und Emden (Volkswagen). Derzeit prüfen Fachleute, welche Unterschiede im Vergleich zu Neckarsulm in den Einstellungen beim Schweißen vorhanden sind. Das KI-Modell soll anschließend entsprechend neu trainiert werden.

Audi | KI in der Fertigung
Branche: AutomobilAutomobil
Use Case: Qualitätskontrolle von Schweißpunkten im Karosseriebau
Lösung: Integration von KI-Algorithmen in Analysesystem
Partner: DGQ; Fraunhofer-Institute IAO und IPA Top-Firmen der Branche Automobil

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