Finance IT


300-Millionen-Euro-Projekt

Commerzbank räumt im Backend auf

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Die Gründe, warum das Projekt nicht scheiterte

Alles in allem hat die Commerzbank ein Vorhaben bewältigt, dessen schiere Wucht einem CIO unvermeidlich Momente des Bangens beschert. Solche ProjekteProjekte scheitern oft genug. Warum passierte das in diesem Fall nicht? Müller betont, dass nach seiner Erfahrung der Projekterfolg selten an technologischen Dingen hängt, wohl aber am Zusammenspiel von Fachbereichen, IT und der externen Seite. Alles zu Projekte auf CIO.de

"Erstens benötigt man auf der Fachseite Leute, die gut spezifizieren können", sagt der CIO. Dies gelte im Übrigen unabhängig davon, ob man in einem Wasserfallmodell oder in einer agilen Umwelt operiere. "Zweitens gilt es, eine Kultur der Fehlertoleranz zu schaffen", so Müller weiter. Auch in schwierigen Phasen habe sich die "strategische Partnerschaft " mit SAP als solche erwiesen.

Erfahrene Projekt-Manager an Bord

Eine entscheidende Komponente für den Erfolg war das Projekt-Management. Im Einsatz waren hier zwei gleichberechtigte Projektleiter aus IT und Business. Außerdem wirkte von Anfang an ein Lenkungsausschuss mit, in dem neben den Vorständen für Finance und IT der Commerzbank auch der SAP-Vorstand vertreten war.

"Hilfreich war sicher auch, dass wir sehr erfahrene Kollegen auf das Projekt gesetzt haben, die in stürmischer See nicht gleich von Bord kippen", sagt Müller und hat dabei auch die personelle Kontinuität als Erfolgsfaktor im Blick. Lernen lasse sich aus dem Projekt, dass ein tragfähiges Konzept vorhanden sein sollte und dass man auch Mitarbeiter benötigt, die Prozesse von einem zum anderen Ende durchdenken können - Business-Analysten auf der IT-Seite beispielsweise.

Berührungspunkte mit Hype-Themen wie Big DataBig Data und Digitalisierung hat das GFA-Projekt nach Einschätzung Müllers in hohem Maße. Man hat jetzt im Backoffice eine Fülle von Daten konsolidiert verfügbar und kann sich an Dinge herantasten, die sich damit machen lassen. Digitalisierung bei der Commerzbank sollen beispielsweise vom Backend bis zum Frontend durchdigitalisierte Prozesse sein, die das Kundenerlebnis verbessern. Etwa dadurch, dass Konten ohne Papier und Identifizierungsgang zur Post eröffnet werden können. Alles zu Big Data auf CIO.de

Suche nach Korrelationen im Datenmeer

Der CIO betont indes, dass gerade eine Bank in Deutschland dabei behutsam vorgehen müsse. Zum einen liege das an den strengen Datenschutzgesetzen, zum anderen an der hohen Sensibilität der Kunden. Digitalisierung bei der Commerzbank gleicht deshalb einer Suche nach Korrelationen im Datenmeer, die sich aus Sicht der Bank für eine Kundenansprache auf digitalem Wege eignen und am Ende lohnen könnten. Die gewählte Ansprache darf dabei die Kunden nicht in Sorge versetzen und am Ende vergrätzen.

Stephan Müller nennt ein Beispiel, das den Praxistest bereits bestanden hat: Bei der Werbung für einen Fonds auf Basis erneuerbarer Energien empfehle sich beispielsweise die gezielte Ansprache von Kunden, die bereits in eine Solaranlage auf ihrem Dach investiert haben. Die Abschlussquote sei signifikant höher als bei ungezielten Massen-Mails. "Das sind die Dinge, an die wir künftig heranwollen", sagt der CIO.

Das Projekt | Group Finance Architecture

Branche: BankenBanken Top-Firmen der Branche Banken

Zeitrahmen: seit 2009

Kosten: 300 Millionen Euro

Produkt: SAP Bank Analyzer

Dienstleister: SAP

Internet: www.commerzbank.de

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