Strategien


Auf Digitalisierung vorbereiten

Die IT-Strategie von Thyssenkrupp

"Die Templates gehören den Business Areas. Dort können auf dieser Basis spezifische Geschäftsmodelle weiterentwickelt werden. Das war ein kritischer Erfolgsfaktor", sagt CIO Martin Hölz von Thyssenkrupp.
"Die Templates gehören den Business Areas. Dort können auf dieser Basis spezifische Geschäftsmodelle weiterentwickelt werden. Das war ein kritischer Erfolgsfaktor", sagt CIO Martin Hölz von Thyssenkrupp.
Foto: ThyssenKrupp

Das Programm Daproh startete die Konzern-IT vor gut drei Jahren mit dem Ziel, Daten und Prozesse so weit wie möglich zu harmonisieren. Das war leichter gesagt als getan in einem Konglomerat mit 500 Tochtergesellschaften - angefangen mit Zwei-Personen-Vertriebsbüros bis hin zum Geschäftsbereich Stahl, der weltweit 25.000 und allein in Duisburg 12.500 Mitarbeiter beschäftigt. Die IT muss also für Small Companies kostengünstige Kleinstlösungen anbieten, gleichzeitig aber für Bereiche wie Steel oder Elevator hoch komplexe, skalierbare Konzernlösungen bereithalten.

13 Geschäftsmodelle definiert

Die Aufgabe wird durch regionale Besonderheiten und die bisher traditionell eher dezentrale Entscheidungsstruktur nicht einfacher. "In einem Konzern wie Thyssenkrupp ist es immer schwierig zu sagen, wo man standardisieren und harmonisieren kann und wo die Freiheit des Business zu sehr eingeschränkt werden könnte", benennt Hölz die Herausforderung.

Zusammen mit den Business Areas, Geschäftsbereichen und Tochtergesellschaften ging die IT also daran, sogenannte Geschäftsmodelle zu definieren, in denen standardisiert werden soll. Solch ein Geschäftsmodell können wie am Standort Duisburg die Stahlherstellung inklusive SCM-Prozesse und Vertriebs- und Finanzprozesse sein. Als ein weiteres Geschäftsmodell wurde beispielsweise im Elevator-Bereich die Neu-Installation und Modernisierung von Aufzügen festgelegt.

Letztlich wurden 13 Geschäftsmodelle definiert, die mit insgesamt zehn SAP-Templates abzudecken sind. Während die Templates für Thyssenkrupp Components Technology (Automobil und Maschinenbau) und die Business Area Material Services (Handel mit Werk- und Rohstoffen) auf SAP S/4HANA basieren, laufen die früher entwickelten Templates auf SAP HANA.

Ein Core für alle Templates

"Alle zehn dieser Geschäftsmodell-spezifischen Templates besitzen einen gemeinsamen Kern, den sogenannten Core", erläutert Hölz. In diesem Kern befinden sich vor allem Finanz- und einige Controlling-Funktionen. "Für eine spätere Datenkonsolidierung brauchen wir zum Beispiel einen einheitlichen Kontenplan und gemeinsame Master-Data-Definitionen", begründet Hölz den zentralen Ansatz. "Aber die Templates gehören den Business Areas. Dort können auf dieser Basis spezifische Geschäftsmodelle weiterentwickelt werden", so der CIO. "Das war ein kritischer Erfolgsfaktor in dem Projekt."

Die Zentrale von thyssenkrupp in Essen.
Die Zentrale von thyssenkrupp in Essen.
Foto: Thyssenkrupp AG

Einen ähnlich zentralen Ansatz fährt die IT mit dem "Library-Approach". Entwickelt eine Geschäftseinheit einen Service, kann sie ihn in einer zentralen Bibliothek ablegen, auf die alle Gesellschaften zugreifen können. So soll vermieden werden, dass jede Gesellschaft ihre eigene Applikation entwickelt, wenn beispielsweise ein neues Zollgesetz herauskommt, das viele Gesellschaften betrifft. Die zentrale IT am Hauptsitz in Essen stellt diese Plattform für Services (Building Blocks) bereit und moderiert sie.

Aus Fehlern gelernt

Doch es lief nicht immer alles geräuschlos beim Ausbalancieren von dezentralen und zentralen Aufgaben ab. So folgte Daproh zunächst dem Prinzip, alle Geschäftsmodelle in nur einem Template unterzubringen. Das stellte sich jedoch als ein Ding der Unmöglichkeit heraus, weil die Geschäftsmodelle einfach zu unterschiedlich waren.

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