Consultant-News


Porzellan zerschlagen

Die SAP AG und ihre Kunden

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

"Es ist kein Mehrwert durch Enterprise Support erkennbar", schallte es Ende September auch aus der Schweiz, wo alle CIOs gezwungenermaßen den neuen Support beziehen. In einer Gruppe aus mittlerweile 50 Unternehmen haben sich SAP-Kunden zur IG Wartung Schweiz zusammengeschlossen. Sie setzen sich gegen die Bevormundung von SAP zur Wehr und fordern unbeirrt eine Wahlfreiheit beim Support-Modell. Vier Unternehmen aus dieser Gruppe sind Teil des KPI-Messprogramms. Das erste Meinungsbild der Gruppe spricht eine klare Sprache: Statt einen Mehrwert zu finden, deckte die Messung sogar Mängel im Enterprise Support auf, beispielsweise das Fehlen einer sauberen Dokumentation.

Kein Wunder, dass in Deutschland die meisten Kunden bislang nicht zu einem Umstieg auf Enterprise Support zu bewegen waren. Rund 24 Prozent der Bestandskunden, so die Schätzung des Marktforschers Raad Consult, haben gewechselt, ein weiteres Viertel hat sich mit dem Thema befasst, und der Rest kennt das Modell gerade mal dem Namen nach (siehe Grafiken).

Standard-Support: Kunden sind aktuell mit ihrem Support recht zufrieden. Lediglich das Preis-Leistungs-Verhältnis bekommt schlechte Noten. Hier vergeben 34 Prozent der Befragten die Schulnote Vier, neun Prozent sogar eine Fünf.
Standard-Support: Kunden sind aktuell mit ihrem Support recht zufrieden. Lediglich das Preis-Leistungs-Verhältnis bekommt schlechte Noten. Hier vergeben 34 Prozent der Befragten die Schulnote Vier, neun Prozent sogar eine Fünf.

Enterprise-Support: Kunden bewerten die Pflege insgesamt negativer. Das Preis-Leistungs-Verhältnis rückt nah an die Vier. Zu beachten ist jedoch die weit niedrigere Zahl der Befragten und dass noch keine langfristigen Erfahrungen vorliegen.
Enterprise-Support: Kunden bewerten die Pflege insgesamt negativer. Das Preis-Leistungs-Verhältnis rückt nah an die Vier. Zu beachten ist jedoch die weit niedrigere Zahl der Befragten und dass noch keine langfristigen Erfahrungen vorliegen.

Ob Enterprise oder Standard, die Diskussion hat eine Lawine losgetreten, von der SAP vielleicht heute schon wünschen sollte, man hätte sie nicht ausgelöst. Die Kunden mussten sich dem Druck beugen – doch Druck erzeugt Gegendruck. Seit Ende vergangenen Jahres überlegen CIOs fieberhaft, wie und wo sie ihr Budget entlasten können. Wen wundert’s, dass ihre Suche vor allem auf ihre "SAP-Kosten" zielt.

Option 1: Wartung durch Dritte

Wohin, wenn man den Support nicht mehr direkt von SAP beziehen möchte – das betrifft in erster Linie mit einem Umsatz von mehr als 500 Millionen Euro beziehungsweise einer Milliarde den HandelHandel. Die am Partnerprogramm beteiligten Dienstleister verkaufen SAP-Lizenzen und -Wartung nur Unternehmen, die unter dieser Umsatzgrenze liegen. Sie sind ebenfalls an die Vorgabe aus Walldorf gebunden – hier stehen die Chancen also schlecht. Martin Arnoldy, Chef von IBMs SAP Growth Program, sieht beispielsweise keine Möglichkeiten, am Preis zu rütteln: "Als Partner von SAP bezahlen wir die vertraglich vereinbarten Fixpreise." Top-Firmen der Branche Handel

Doch an den Leistungen lässt sich vielleicht drehen. Arnoldy ergänzt: "Als Partner unserer Kunden haben wir allerdings die Möglichkeit der direkten und indirekten Flexibilisierung bei den Wartungskosten." Thomas Ochs, dessen Unternehmen Villeroy & Boch direkt von SAP betreut wird, hat sich bemüht, einen neuen Wartungspartner zu gewinnen. Die Gespräche mit einzelnen Anbietern liefen vielversprechend, berichtet er, es zeichnete sich tatsächlich ab, dass diese die Services flexibler und in Teilen auch günstiger hätten liefern können. Trotz fortgeschrittener Verhandlungen fand die Vertragsunterzeichnung jedoch nicht statt. Ob die Partner da vor ihrem strategischen Partner aus Walldorf einknickten?

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