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Porzellan zerschlagen

Die SAP AG und ihre Kunden

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Mit Spannung erwartet die SAP-Community daher den schon lange angekündigten Markteintritt von Rimini Street, einem Drittanbieter von ERP-Wartung. Das Unternehmen wirbt mit einer Halbierung der Kosten, nur leider weiß niemand so recht, was davon zu halten ist. Was passiert beispielsweise mit dem so wichtigen Zugriff auf das OSS (Online Service System), in dem Fehler und ihre Korrekturen beschrieben werden? Was ist mit dem Einbau veränderter rechtlicher Vorgaben (Legal Patches), auf die jedes Unternehmen angewiesen ist?

Peter Wesche, Research Director, Gartner: "Immerhin ist eine Diskussion um den Wert von Wartung entstanden, und das kann man auch als Chance verstehen."
Peter Wesche, Research Director, Gartner: "Immerhin ist eine Diskussion um den Wert von Wartung entstanden, und das kann man auch als Chance verstehen."

Rein theoretisch läge hier eine Lösung des Problems: "Rimini Street wäre das Beispiel eines freien Dienstleisters, der die entsprechenden Fachleute hat und die Wartung sehr wohl übernehmen kann. Schließlich hat jeder zertifizierte SAP-Berater Zugriff auf das OSS", sagt Wesche. In Deutschland wird man sich jedoch noch gedulden müssen, das US-amerikanische Unternehmen ist gerade vollauf damit beschäftigt, sein Europa-Geschäft aufzubauen.

Option 2: Abschied von SAP

Nicht wenige Kunden spielen zumindest gedanklich mit dieser Lösung. "Léo Apotheker treibt uns im Moment die Kunden in die Arme", erzählt Oswald Gomolka, neuer Geschäftsführer des ERP-Anbieters Wilken. Mit seinem Fokus auf Energie- und Finanzdienstleister kann das Unternehmen im Mittelstand immer häufiger direkt gegen SAP antreten. Ein klares Zeichen, dass die Nummer eins am Markt nicht mehr automatisch als gesetzt gilt. "Die Unternehmen schauen sich jetzt eher um, als sie es früher getan haben", so Gomolka. Und manches Mal bleibt SAP dann auf der Strecke. So entschieden sich beispielsweise die Stadtwerke Neuss und die Technikwerke Friedrichshafen klar gegen die Walldorfer und für den Ulmer Spezialisten.

Die beiden Unternehmen haben damit einen Schritt getan, der von den meisten SAP-Kunden als letzter Ausweg gesehen wird. "Natürlich können wir niemals aus SAP aussteigen", so ein IT-Leiter auf dem DSAG-Treffen. "Wir haben in puncto SAP eine enorme Komplexität erreicht. Mehr für die Wartung zu zahlen ist deutlich günstiger, als sich von SAP zu verabschieden." Ein Kollege, der ebenfalls nicht genannt werden will, schließt die Option zumindest nicht kategorisch aus: "Wir überlegen ernsthaft, SAP ganz rauszuwerfen", sagt er. "Darüber spricht natürlich niemand. Kurz- beziehungsweise mittelfristig ist das mit Risiken verbunden, die der Unternehmensleitung zu groß sind." Langfristig werde man sich aber mit Sicherheit nach einer Alternative umschauen. Sein Unternehmen hat sich daher für eine weitere Option entschieden.

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