Frauen in der IT

"Habt keine Angst vor Stellenausschreibungen!"

31.03.2023
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Einst fast allein unter Männern im Wirtschaftsinformatikstudium, heute Director Engineering bei Zeal: Mareen Döring verrät, wie eine Karriere in der IT gelingt.
Mareen Döring ist Director Engineering beim Online-Lotterie-Anbieter Zeal.
Mareen Döring ist Director Engineering beim Online-Lotterie-Anbieter Zeal.
Foto: Marc Hohner for Zeal

Frau Döring, was wollten Sie als junges Mädchen einmal werden?

Mareen Döring: Seit ich mich zurückerinnern kann, haben mir technische und naturwissenschaftliche Themen immer große Freude bereitet. Ich war schon als Schulkind sehr an naturwissenschaftlichen Schulfächern interessiert. Mein Lieblingsfach in der Schule war Chemie und ich habe später den Mathematik-Leistungskurs besucht. Von daher war mir schon sehr früh klar, dass ich im späteren Leben auf jeden Fall einen naturwissenschaftlichen Beruf ergreifen werde.

Sie haben letztendlich Wirtschaftsinformatik studiert, warum?

Mareen Döring: Ich hatte das Glück, während meiner Schulzeit an einem Programmierkurs mit einem sehr engagierten Lehrer teilnehmen zu dürfen. Der Kurs hat mir großen Spaß gemacht und die Möglichkeit, beim Programmieren aus vielen möglichen Lösungen die Beste auszuwählen und dann in eine Handlung umzusetzen, hat mich von Anfang an fasziniert. Das hat mein Interesse an der Informatik geweckt und ich bin immer noch froh darüber, diesen Berufszweig für mich erwählt zu haben.

Gibt es jemanden, der Sie damals beeindruckt oder bestärkt hat, diesen Weg zu gehen?

Mareen Döring: Ein weibliches Vorbild gab es für mich leider nie, und ich denke, dass das Fehlen weiblicher Rolemodels in der IT nach wie vor ein großes Problem für viele Mädchen und junge Frauen ist. Zum Glück ist die Branche seit einigen Jahren im Umschwung und ich hoffe, dass zukünftig noch mehr Frauen in der IT ihre Stimme wahrnehmen und ihre Geschichte erzählen, um Vorbilder für all die Nachwuchskräfte zu sein, die vielleicht noch mit sich hadern oder schlichtweg nie die Möglichkeit hatten, sich über eine KarriereKarriere in der IT ausreichend zu informieren. Alles zu Karriere auf CIO.de

Von der Frontend-Entwicklerin zur Führungskraft

Wie ging es für Sie nach dem Studium weiter?

Mareen Döring: Nach dem Studium habe ich als Frontend-Entwicklerin bei Springer und Jacoby, einer damaligen Hamburger Werbeagentur, gearbeitet. Ich habe Webseiten und Intranets für große Kunden umgesetzt. Nach fünf Jahren habe ich dann die Seite gewechselt, das Agenturgeschäft verlassen und bei Tipp24 als Head of Frontend angefangen. Zu den Entwicklungstätigkeiten sind mit der Zeit und mit der Weiterentwicklung des Unternehmens zu Zeal das Personalmanagement und das technische Projektmanagement dazugekommen. In den weiteren Jahren sind meine Verantwortlichkeiten immer weiter gewachsen bis hin zur Übernahme des gesamten Engineering-Bereichs, meiner jetzigen Rolle.

Was genau ist als Director Engineering Ihre Aufgabe?

Mareen Döring: Zeal ist im Bereich Online-Lotterien tätig und bietet Kundinnen und Kunden als E-Commerce-Unternehmen die Teilnahme an staatlichen Lotterien sowie an eigenen Produkten an. In meiner Rolle sorge ich dafür, dass unsere Plattform in der Branche führend bleibt. Als Director Engineering leite ich ein 40-köpfiges Entwicklungsteam, das darauf spezialisiert ist, Innovationen zu entwickeln und die Art und Weise, wie Verbraucherinnen und Verbraucher und die Branche allgemein über Lotterien denken, zu hinterfragen. In meiner Rolle sorge ich dafür, dass die Stabilität und Skalierbarkeit unserer Webshops stets sichergestellt sind, um unseren Kundinnen und Kunden ein bestmögliches Spielerlebnis anbieten zu können.

Darüber hinaus ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit auch die enge Zusammenarbeit mit dem Personalwesen, da nicht zuletzt aufgrund des Fachkräftemangels das RecruitingRecruiting enorm wichtig für den Engineering-Bereich ist. Alles zu Recruiting auf CIO.de

Sie sind jetzt seit einiger Zeit in der IT-Branche unterwegs - einer immer noch männerdominierten Domäne. Wie ist es Ihnen ergangen?

Mareen Döring: In meinem Studienjahrgang gab es 84 Studierende, darunter nur vier Frauen. Zu Beginn meines Studiums hatte ich tatsächlich das Gefühl, mich in einer Männerdomäne behaupten zu müssen. Zum Glück hatte ich seit meinem Eintritt in die Berufswelt jedoch nie mit Vorurteilen zu kämpfen. Diese begegnen mir eher im Alltag. Wenn ich im privaten Umfeld erzähle, dass ich in einem IT-Beruf tätig bin, ernte ich noch immer erstaunte Blicke und ungläubige Kommentare.

Welche Chancen bietet die IT-Branche für Frauen?

Mareen Döring: Die IT-Branche bietet großartige Möglichkeiten für Frauen. So kann man zum Beispiel in der Softwareentwicklung sehr flexibel arbeiten und Beruf und Privatleben ideal vereinbaren. Ich habe selbst drei Kinder und weiß, wie wichtig Flexibilität ist, wenn man als Frau Arbeit und Familie verbinden möchte. Außerdem werden Fachkräfte in der IT händeringend gesucht. Die verfügbaren Jobs sind vielseitig und interessant. Sie decken ganz verschiedene Bereiche und Stärken ab, so dass man sich gut verwirklichen kann.

Informatikunterricht an Schulen ist lückenhaft

Wo sind die Hürden? Wo müssen wir dringend etwas tun?

Mareen Döring: Leider werden Mädchen und junge Frauen auch heute noch oftmals nicht ausreichend über Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten in der IT informiert. Das liegt zum einen an fehlenden Informationsangeboten und häufig immer noch lückenhaftem Informatikunterricht an der Schule. Zum anderen sind aber natürlich auch das Elternhaus und das persönliche Umfeld gefragt, wenn es um die Beratung zu beruflichen Möglichkeiten geht. Außerdem fehlt es durch den immer noch geringen Anteil an Frauen in der IT oft an persönlichen Vorbildern, an denen man sich orientieren kann. Daher ist es so wichtig, bereits im Schulkindalter Aufklärungsarbeit zu leisten und den Mädchen aufzuzeigen, welche Möglichkeiten sich ihnen bieten.

Haben Sie den ultimativen Karriere-Tipp für Frauen?

Mareen Döring: Einen gut gemeinten Rat habe ich tatsächlich. Frauen in der IT, egal wie jung sie sind, sollten niemals Angst vor Stellenausschreibungen und Jobinterviews haben. Studien haben ergeben, dass Frauen viel zögerlicher sind und sich nicht bewerben, wenn sie der Meinung sind, dass ihr Skillset nicht zu 100 Prozent auf die ausgeschriebene Stelle passt. Damit stehen sie im krassen Gegensatz zu Männern, die sich trotz manch fehlender Kenntnisse bewerben. In diesem Kontext sollten Frauen deutlich selbstbewusster auftreten.

Und was geben Sie den jungen Frauen mit auf den Weg, die eine Führungskarriere anstreben?

Mareen Döring: Mein Rat an alle jungen Frauen, die eine Karriere in der IT und vielleicht sogar eine Führungsposition anstreben: Findet euren eigenen Weg. Sucht euch die Aufgaben und Bereiche, die euch Spaß machen und genießt euren Job. Wenn ihr eure Karriere planen möchtet: Hervorragend! Vergesst aber nicht, euch Raum für Spontanität zu lassen, denn oftmals entstehen so die spannendsten Entwicklungen, wie auch bei mir. Und wenn ihr keine Karriereplaner seid: Lasst euch nicht beirren! Wichtig ist in beiden Fällen, dass ihr keine Angst vor Verantwortung habt und euch nicht beirren lasst.

Zu Mareen Döring

Mareen Doering, geboren 1979, ist Director Engineering bei Zeal Network SE. In dieser Position ist sie für über 40 Engineers verantwortlich, die sich auf verschiedene technische Bereiche rund um das Zeal-Produktportfolio konzentrieren. Ihre Aufgaben konzentrieren sich auf Data Warehousing, Data Engineering, Engineering Service Teams und die Bereitstellung einer starken technischen FührungFührung für die Organisation. Alles zu Führung auf CIO.de

Mareen hat mehr als 16 Jahre für verschiedene Unternehmen der Zeal-Gruppe gearbeitet, wobei sich jede ihrer Positionen auf verschiedene Bereiche der technischen Wertschöpfungskette konzentrierte. Sie war seit 2006 als Head of Frontend bei Tipp24 und als Area Lead Games und Payment bei eSailors tätig. Als Wirtschaftsinformatikerin liegt ihr beruflicher Fokus nicht nur auf der Sicherstellung der Qualität aller technischen Produkte sowie der Webshops, sondern auch auf der Optimierung bestehender Prozesse und der Implementierung neuer Technologien und Plattformen. Die dreifache Mutter startete ihre Karriere als Frontend-Entwicklerin bei Springer & Jacoby.

Zu Zeal Network

Das Unternehmen wurde im September 1999 von Jens Schumann und Marc Peters in Hamburg gegründet und vermittelte anfangs staatlich lizenzierte und garantierte Glücksspielprodukte über das Internet. Im Mai 2019 übernahm Zeal die Lotto24 AG und wechselte im Oktober desselben Jahres sein Geschäftsmodell vom Zweitlotterieanbieter zum Online-Lotterievermittler. Mit den Marken Lotto24 und Tipp24 ist Zeal offizieller Partner des Deutschen Lotto- und Totoblocks (DLTB) und vermittelt die Spielscheine der Kunden direkt an die deutschen Landeslotteriegesellschaften.

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