Strategien


IT-Manager wetten

Infrastruktur 3.0 bei der Bahn

05.02.2014
Von Holger Ewald

"Infrastruktur 3.0" der DB Netz

Die Wette, dass in zehn Jahren keine Innovation und kein Wachstum des Geschäfts ohne eine leistungsfähige Infrastruktur 3.0 möglich sind, ist essentiell für die DB Netz AG. Was würde geschehen, wenn die Digitale Infrastruktur ein Traum bliebe? Wir könnten verschiedene Sichten auf die zehn Millionen Elemente der Physischen Infrastruktur nicht konsistent und nutzbringend zusammenbringen, mit negativen Folgen für Geschäft und Kunden.

Der "Gewinn" der Wette zeichnet ein deutlich positiveres Bild: Der Fahrplaner würde mit seiner Sicht auf eine spezifische Strecke im Schienennetz der DB Netz AG präzise und in Echtzeit wissen, ob er sie zu einem bestimmten Zeitpunkt als Kapazität für einen ad hoc angefragten Güterzug nutzen kann. Der Instandhalter der Infrastruktur wüsste, ob kurzfristige Reparaturarbeiten an einer der Weichen auf dieser Strecke zu dieser oder einer anderen Zeit optimal eingeplant werden können.

Der Mitarbeiter in der Disposition (das heißt, der Netzüberwachung und -regelung des operativen Bahnverkehrs) hat eine konsistente Sicht, ob diese Strecke im Fall von Störungen auf anderen Teilen des Netzes als Umleitungsmöglichkeit verfügbar ist und wie ihre aktuelle Belegung aussieht.

Weitere, mit diesem Streckenstück verbundene Fragen, zum Beispiel wie schnell auf ihr gefahren werden kann, wie hoch die aktuellen Abschreibungen auf das Investment in die Anlagen dieser Strecke sind, welche spezifischen Leit- und Sicherheitstechniken zum Einsatz kommen und vieles mehr können einfach, präzise und vor allem konsistent in Echtzeit beantwortet werden.

Größer noch sind die Auswirkungen auf die Innovationsfähigkeit der DB Netz AG. Die Infrastruktur 3.0 ermöglicht neue, innovative Produkte und noch bessere und präzisere Kundeninformation über diverse Informationskanäle. Kapazitätswachstum des Schienennetzes wird natürlich weiter den Ausbau neuer Physischer Infrastruktur erfordern. Dennoch benötigt die DB Netz AG weitere Hebel, um die Schienennetzkapazität auf überlasteten Strecken und Bahnhöfen wirkungsvoll und rechtzeitig zu erhöhen.

40 Prozent mehr Güterverkehr

Viele dieser Hebel erfordern IT-Support, der auf einer leistungsfähigen Digitalen Infrastruktur basiert. Eine echtzeitbasierte Gesamtnetzprognose im Fall von Störungen vermindert Engpässe und erhöht die kritische Kapazität im Fall von operativen Störungen. Ein effizienter Trassenbelegungsalgorithmus führt zu Kapazitätsoptimierungen gerade auf hoch belasteten Strecken und Bahnhöfen.

Schätzungen gehen davon aus, dass der Schienengüterverkehr innerhalb von 15 Jahren um 40 Prozent zunehmen wird. Wir werden keine 40 Prozent an zusätzlichen Gleisen bauen können. Die Infrastruktur 3.0 ist deshalb Voraussetzung für dieses Kapazitätswachstum, da nur sie durch präzise Synchronisation von Daten und Prozessen in Fahrplan, Instandhaltung und Eisenbahnbetrieb es erlaubt, letzte Kapazitätsreserven auf dem Schienennetz zu mobilisieren.

Bahnkunden möchten ein Ziel erreichen. Pünktlichkeit. Auch das wird mittels der Infrastruktur 3.0 durch eine höhere Prognose- und Dispositionsqualität auf Basis von Echtzeitinformation unterstützt. Das Ziel des CIOs, ein präzises, virtuelles Abbild der Physischen Infrastruktur zu schaffen, gleicht einem Langstreckenlauf. Dafür sind wir CIOs heute so gut positioniert wie nie zuvor: die Methoden und Elemente zum Aufbau der Digitalen Infrastruktur stehen bereit.

Ähnlich wie die Automobilindustrie für ihre Fahrzeuge Plattformen und Gleichteile verwendet, kann die Digitale Infrastruktur auf modernen IT-Plattformen aufgebaut werden, die der CIO-Organisation Raum für den Fokus auf das Wesentliche lässt: die Schaffung von nutzbringenden, geschäftlich differenzierenden "Bausteinen", zum Beispiel für Zugstandortinformation, Infrastrukturzustandsinformation oder Trassenkonstruktion bei der DB Netz AG.

In anderen Industrien sind diese Bausteine beispielsweise Basis der Digitalen Fabrik oder des Digitalen Fahrzeugs und ermöglichen in Zukunft nicht nur digitale Simulation, sondern Planung und Steuerung von Produktions- und Betriebsprozessen in Echtzeit.

Nur mit dem Fachbereich

Diese Bausteine werden nicht mehr allein von der IT geschaffen. Sie sind fachlich orientiert und werden gemeinsam von Fachbereich und IT entworfen. Diese fachlichen Bausteine basieren auf einem gemeinsamen Strukturrahmen und einem übergreifenden Geschäftsobjektmodell, um so dem Anspruch von präziser, konsistenter Information gerecht zu werden.

Die Umsetzung durch die CIO-Organisation erfolgt auf Basis von IT-Plattformen. Die Kombination dieser modernen Prozess- und Masterdatenplattformen mit fachlichen Bausteinen ermöglicht dem CEO Innovation und effizientere Prozesse deutlich stärker und zielgerichteter zu treiben als je zuvor.

Das Ziel der Infrastruktur 3.0 ist ambitioniert. Der Weg dorthin ist lang (nicht umsonst wetten wir hier auf zehn Jahre). Entscheidender ist: Der Weg dorthin ist das Ziel: Schon einzelne Bausteine schaffen heute Nutzen. Die Agilität im gemeinsamen Vorgehen von Fachbereich und IT verkürzt ProjekteProjekte und schafft schnellere Nutzenrealisierung. Die Erfolge in der DB Netz AG zeigen, dass Weg (und Ziel) stimmen. Alles zu Projekte auf CIO.de

Ich freue mich auf Ihre Gegenwette!

Das CIO-Jahrbuch 2014.
Das CIO-Jahrbuch 2014.
Foto: cio.de

Weitere Wetten finden Sie im CIO-Jahrbuch 2014.

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