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Künstliche Intelligenz beim Onlinehändler Otto

Keine Angst: KI ist auch nur Software

Hier geht es nur um andere Paradigmen - aber trotzdem um handwerklich ordentliches Technologie-Arbeiten. So gesehen ist die KI an sich nichts Besonderes", entmystifiziert Müller-Wünsch. Auch brauche man für KI keine eigenständige Technologie-Infrastruktur aufzubauen. Es geht nach wie vor um Software, Hardware und Daten. Viele Dinge seien einfacher, als Anbieter, Berater und Marketing einem oft glauben machen möchten: "Ein KI-Projekt ist ein ganz normales Technologieprojekt."

Fachkräftemangel bei KI nicht größer als in anderen Bereichen

So verwundert es kaum, dass Müller-Wünsch unter seinen Mitarbeitern kein spezifisches Qualifizierungsdefizit im KI-Bereich feststellen kann. Der Fachkräftemangel betreffe Bereiche wie Business Analytics, Netztechnologien oder mobile Applikationen gleichermaßen. Sein Informatikdiplom und seine Doktorarbeit haben ihn Ende der 80er Jahre mit der KI in Berührung gebracht, und das Thema wird schon seit Jahrzehnten standardmäßig an Hochschulen gelehrt.

Deshalb gibt es bei Otto längst Experten, die sich mit KI auskennen. Andere Mitarbeiter werden zu Spezialisten weiterentwickelt, neue Kollegen laufend gesucht. Außerdem erleichtert die Open-Source-Community mit vorgebauten Technologiekomponenten die Arbeit. "KI lässt sich also ganz klassisch handwerklich umsetzen", sagt Müller-Wünsch.

Algorithmus und Wissensextraktion machen den Unterschied

Worin liegt dann die Herausforderung? "Das Geheimnis von KI ist der Algorithmus und die Wissensextraktion, sonst nichts", so Müller-Wünsch. "Der Algorithmus entscheidet darüber, ob man Vernünftiges oder Unsinniges aus seinen Daten herausholt."

Das von Otto selbstentwickelte Feature der aggregierten Produktbewertung sei nichts anderes als ein Algorithmus, den die Mitarbeiter jetzt als Microservice aufrufen könnten. Um diesen und andere Services zugänglich machen und die Datensätze der Kundenrezensionen durchschieben zu können, baut Otto seine IT-Architektur in Richtung einer Business-Service-orientierten Architektur um: also weg von monolithischen Systemen hin zu flexiblen, Service-orientierten Bausteinen.

Otto-Zentrale in Hamburg Bramfeld
Otto-Zentrale in Hamburg Bramfeld
Foto: OTTO

Ohne Methoden der KI werden Unternehmen kaum sinnvolle Erkenntnisse aus ihren Massendaten ziehen können. Deswegen rät Müller-Wünsch CIOs, KI mit offenen Armen anzunehmen und nach Anwendungsfällen in ihren Unternehmen zu suchen. "Es ist und bleibt der Fluch der IT - und gleichzeitig die größte Chance auf unserem Wachstumskurs: Wir brauchen Mechanismen, die der Datenmengen Herr werden."

Projekt | Aggregierte Produktbewertungen

Wer bei Otto.de einkauft, kann die Kundenempfehlungen zu den Produkten intelligent filtern lassen. Ein Algorithmus identiziert nicht nur die häufigsten Aspekte in den Bewertungen, er erkennt auch Stimmung und Tonalität.

Zeitrahmen: Die Entwicklungszeit – und dazu zählt maßgeblich das Trainieren des Algorithmus – hat etwas länger als drei Monate gedauert. In dieser Zeit hat der Algorithmus anhand von 1000 beispielhaften Rezensionen und mit Hilfe eines Expertenteams von Otto gelernt, Aspekte aus den Kommentaren der Nutzer zu extrahieren und zu bewerten, ob die Aussagen positiv, neutral oder negativ gemeint sind.

Mitarbeiter: Bereichsübergreifendes Projektteam Business IntelligenceBusiness Intelligence/E-CommerceE-Commerce Alles zu Business Intelligence auf CIO.de Alles zu eCommerce auf CIO.de

Produkte: Neuronale Netze/Deep Learning

Dienstleister: Eigenentwicklung

Einsatzort: Deutschland; für rund 6 Millionen aktive Kunden

Internet: www.otto.de

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