Herausforderung für die Software-Industrie

PaaS in Deutschland

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Die dynamische Entwicklung rund um PaaS zeigt auch, dass sich die richtige Balance zwischen Angebot und Nachfrage erst noch finden muss. Zumindest die Softwarehersteller haben der Umfrage zufolge klare Vorstellungen, wie eine PaaS-Lösung für das eigene Cloud-Portfolio aussehen und welche Ziele damit erreicht werden sollten. Ihnen geht es vor allem um Effizienz. 57 Prozent der Befragten sehen die Beschleunigung von Geschäftsprozessen als maßgeblichen Faktor für den Einsatz von PaaS. Steigende Anforderungen rund um ein schnelleres Going Live, kürzere Innovationszyklen sowie agile Entwicklungsmethoden wie ScrumScrum erhöhen den Druck auf die Softwareindustrie, ihre Prozesse zu beschleunigen, konstatieren die Analysten. "Der Einsatz von PaaS scheint hier ein probates Mittel." Alles zu Scrum auf CIO.de

In dieses Bild passt auch der hohe Anteil der Befragten (43 Prozent), die eine stärkere Automatisierung und StandardisierungStandardisierung ihrer Test- und Entwicklungsprozesse beziehungsweise grundsätzlich ein schnelleres und flexibleres Testing ihrer Softwareprodukte im Rahmen von PaaS erwarten. Eine Senkung der Entwicklungskosten spielt dagegen nur für jeden vierten Softwarehersteller eine maßgebliche Rolle. Damit rangiert der Kostenfaktor sogar deutlich hinter dem Image-Aspekt. Jeder dritte Befragte gab an, mit Hilfe des PaaS-Einsatzes sein Image als innovativer Anbieter im Markt aufpolieren zu wollen. Die Erwartungen an den PaaS-Einsatz sind also hoch, lautet das Resümee der Crisp-Research-Experten. Das gelte auch für Anbieter, die PaaS bisher nicht nutzten. Alles zu Standardisierung auf CIO.de

Die positive Erwartungshaltung gegenüber dem PaaS-Einsatz will indes nicht so recht zum bis dato noch geringen realen Nutzungsgrad passen. Dabei scheinen Ursachen leicht zu beheben. Drei von vier der befragten Softwarehersteller gaben an, zu wenige Erfahrung und Kenntnis hinsichtlich PaaS zu besitzen. Offenbar sind an dieser Stelle die Komplexität und Vielfalt der angebotenen Cloud-Services groß. Zudem scheinen die ISVs zumindest in weiten Teilen noch nicht über das erforderliche Know-how zu verfügen, um mit der neuen Cloud-Welt richtig umgehen zu können. Damit ist auf Seiten der Softwarehersteller jede Menge Lernbereitschaft gefordert. Doch auch die PaaS-Provider müssen besser erklären, welche Vorteile ihre Angebote einem Software-Provider bringen.

Dazu passt auch, dass rund ein Fünftel der Befragten als eine Ursache für den noch nicht erfolgten PaaS-Einsatz "nicht kalkulierbare Kosten" angab. Ein weiterer maßgeblicher Grund für die Zurückhaltung (59 Prozent) sind Einschränkungen durch das Programmiermodell und fehlende Application Programming Interfaces (APIs). Dagegen spielen Befürchtungen, mit der Festlegung auf ein bestimmtes PaaS-Angebot in die Falle eines Vendor-Lock-in zu tappen, nur eine untergeordnete Rolle. Lediglich jeder 20. Befragte identifizierte diesen Punkt als Hemmnis für den PaaS-Einsatz.

PaaS in der Praxis

Wesentlich relevanter ist für die deutschen Softwarehersteller dagegen die Frage, in welchem Betriebskonzept die PaaS-Lösung angeboten wird - Public-, Private- oder Hosting-Modell. Aus Sicht der Crisp-Research-Analysten spielt die Tatsache, dass viele Cloud-Plattformen noch im Public-Cloud-Mode angeboten werden, eine wesentliche Rolle, warum sich die deutschen Softwarehersteller bisher zurückhalten. Gefragt nach dem favorisierten Betriebskonzept zur Nutzung von PaaS-Diensten im Rahmen von Entwicklungsprozessen, sprach sich nur jeder Fünfte für das Public-Cloud-Modell aus. Mehr als zwei Drittel der befragten Softwarehersteller plädierten für ein Hosting-Modell für die eigenen Development- und Testing-Aktivitäten im PaaS-Umfeld.

Noch deutlicher wird die Skepsis gegenüber Public-Cloud-Angeboten hinsichtlich des Applikationsbetriebs. Dabei befürwortet nur gut jeder Zehnte den PaaS-Einsatz in einer Public Cloud. Zwei von drei Softwareherstellern präferieren auch hier das Hosting-Modell, und gut jeder Fünfte spricht sich für einen reinen Private-Paas-Betrieb aus. Die Gründe für die Ablehnung von Public-Cloud-Angeboten für PaaS-Dienste liegen vor allem in den hohen Anforderungen der Nutzer - gerade was die Sicherheit der PaaS-Umgebung betrifft. Mehr als drei von vier befragten Softwarehäusern pochen auf höchste Sicherheitsstandards, ISO-Zertifizierungen sowie lokale deutsche Rechenzentrumsstandorte. Dazu kommen Forderungen nach Flexibilität im Rahmen eines wachstumsorientierten Bezahlmodells (60 Prozent), die Möglichkeit, die PaaS-Umgebung individuell anpassen zu können (40 Prozent) sowie ein hoher Skalierungsgrad der Plattform (38 Prozent).

Dagegen scheinen Aspekte wie lokaler Support (21 Prozent) sowie die Unterstützung bei der Erstellung eines Business Case und der Gestaltung von Verträgen, Lizenzmodellen und Service-Level-Agreements (jeweils elf Prozent) bei den Softwareanbietern nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Die Crisp-Research-Analysten vermuten, dass sich erst wenige Hersteller konkret mit diesen Punkten beschäftigt haben "und daher noch etwas zu optimistisch in die Zukunft schauen".

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