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Continental verzichtet darauf – Üstra mit Spar-Version

Warum die Balanced Scorecard scheitert

Dabei ist die Idee von Robert Kaplan und David Norton aus dem Jahr 1992 so übel nicht: Der Harvard-Absolvent und der Harvard-Professor entwarfen ein Konzept, mit dem Unternehmen über eine überschaubare Anzahl von Kennzahlen eine Übersicht über den Status des Unternehmens bekommen und damit auch ein taugliches Kommunikationsinstrument. Die Voraussetzung für die BSC ist allerdings eine durchdachte Strategie. Erst dann lassen sich für die vier Standardbereiche, die die BSC erfasst, individuelle und geeignete Kennzahlen finden. Schulbuchmäßig stützt sich die BSC auf vier Perspektiven: FinanzenFinanzen, Kunden, Prozesse und Potenziale. Damit - und das war der besondere Zweck - würden genauso harte wie weiche Kennzahlen nötig sein. Top-Firmen der Branche Finanzen

Sportler finden Scorecards klasse

BSC: 24 Prozent der Firmen suchen eine Strategie.
BSC: 24 Prozent der Firmen suchen eine Strategie.

Den bisherigen Erfolg der Balanced Scorecard beschreibt Malik-Mann Stöger so: "Balanced klingt in Zeiten des ganzheitlichen Denkens immer gut, und Scorecard weckt Anknüpfungspunkte an Sport, Wettbewerb und Punkte." Fast 50 Prozent der Führungskräfte in Deutschland gaben in einer Umfrage der Personalagentur Heidrick & Struggles an, früher Leistungssportler gewesen zu sein mit dem Willen, viele Tore zu schießen, die Schnellsten zu sein, am meisten Punkte zu bekommen. Das Marketing fruchtete: 2003 hatten über 60 Prozent der US-amerikanischen Unternehmen die Balanced Scorecard eingeführt, 2006 waren es an die 70 Prozent, wie Zahlen des von Darrel Rigby initiierten Bain Survey zeigen, an dem sich vornehmlich US-Unternehmen beteiligen.

Anders ist die Situation in Deutschland. Offenbar setzen nur 24 Prozent der börsennotierten und 35 Prozent der Mittelständler die Balanced Scorecard in ihrem Unternehmen ein, so die Ergebnisse einer Befragung des Controlling-Experten Gerhard Speckbacher aus dem Institut für Unternehmensführung an der Wirtschaftsuniversität Wien. Nur ein Bruchteil der Unternehmen habe die BSC zudem in vollem Umfang implementiert - wie etwa die Hannoverschen Verkehrsbetriebe Üstra. Ein Grund für den erheblich niedrigeren Anteil der BSC-Nutzer in Deutschland dürfte sein, dass die BSC in den USA "erfunden" wurde, aber auch darin - mutmaßt Stöger -, "dass in Deutschland immer alles hundertprozentig sein muss".

Was die BSC bringt: Hoffen auf bessere Kommunikation.
Was die BSC bringt: Hoffen auf bessere Kommunikation.

Die Üstra begann 2002, über den Einsatz der Balanced Scorecard ernsthaft nachzudenken. "2002 war ich optimistisch, vielleicht sogar zu sehr", sagt Peter-Hermann Möller, damals wie heute CIO der Üstra. Das niedersächsische Unternehmen ist tätig im ÖPNV, dem Öffentlichen Personennahverkehr, der wiederum eng an Regularien der öffentlichen Verwaltung ausgerichtet ist. "Die Freiheit war also nicht unbegrenzt, die BSC einzuführen“, sagt Möller.

"Die Freiheit war nicht unbegrenzt"

Denn die Balanced Scorecard hilft den Unternehmen, groß zu denken. Das gesamte General Management sollte in den Prozess eingebunden werden. Die einzelnen BSC-Bereiche überlappen sich in der Verantwortung, was bedeutet, dass das Management bereit sein muss für mehr Transparenz. "Sie sind auf Unterstützung aus allen Unternehmensteilen angewiesen", sagt Möller von der Üstra, "das Ganze wurde plötzlich komplex." Möller bemerkte, dass innerhalb des Unternehmens "Interessen gegeneinanderliefen": Wer ist Process Owner? Welche Auswirkungen hat das auf andere Bereiche? - das waren einige der Fragen, die nicht im Vorbeigehen beantwortet werden konnten.

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